Gelingt Borussia Dortmund erneut die Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale? Vor dem Abflug nach Lille sprach Sportdirektor Sebastian Kehl in einer Medienrunde über die Aussprache nach dem Augsburg-Debakel, die Situation um Julian Brandt und mögliche Maßnahmen von Niko Kovac.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl über ...
... die Aufarbeitung nach der Augsburg-Pleite: „Natürlich war das sehr kritisch, was in dieser Situation ganz normal ist. Die Reaktion der Fans am Samstag hat uns gezeigt, wie wir selbst damit umgehen müssen. Das haben wir am Sonntag intern intensiv besprochen, sowohl in der Gruppe als auch in Einzelgesprächen. Wir werden natürlich trotzdem versuchen, es am Mittwoch besser zu machen. Das müssen wir auch – denn ansonsten werden wir nicht weiterkommen.“
... angeblichen Kovac-Maßnahmen: „Ich glaube, dass es darum geht, dagegenzuhalten, sich zu wehren, sich zu zerreißen für Borussia Dortmund. Der Trainer fordert nur die Dinge ein, die für dieses Spiel notwendig sind. Es ist ein Finale. Wir wollen eine Runde weiter. Dafür müssen wir eine bessere Leistung zeigen und uns wehren. Wir müssen körperlich da sein, Mut entgegenbringen, aber auch eine gewisse Art von Optimismus zeigen. All das sind Dinge, die der Trainer am Sonntag aufgezeigt hat, sowohl in der kritischen Analyse als auch im Lösungsansatz. Von daher bin ich sehr zuversichtlich, auch wenn es keine einfache Aufgabe wird.“
... die Sorkenkinder Jamie Gittens und Julian Brandt: „Beide sind sehr wichtige Spieler für Borussia Dortmund, die auch schon viele gute Spiele gezeigt haben. Wir können nur als Team gewinnen. Wer auf dem Platz steht, werden wir dann sehen. Aber es ist klar, dass wir alle Spieler benötigen – auch die beiden genannten. Aber wir werden jetzt nicht in eine Einzelkritik verfallen. Wir haben viele Dinge als Gruppe nicht gut gemacht, da muss die Mannschaft daraus lernen. Wir hatten eine große Chance am Samstag, vor allem, wenn man sich die anderen Partien anschaut. Jetzt haben wir einen anderen Wettbewerb, den haben wir bislang sehr erfolgreich gestaltet. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gegen Lille gespielt zuhause und wir sind auch am Mittwoch in der Lage, mit viel Optimismus dieses Spiel zu gewinnen, eine Runde weiterzukommen und unter die besten Acht zu kommen – und dafür brauchen wir beide Spieler.“
... die Bedeutung des Weiterkommens: „Natürlich brauchen wir einen klaren Kopf und ein heißes Herz. Wir haben Lille noch einmal gesehen, sie am Wochenende verfolgt. Wir haben gesehen, welche Möglichkeiten sie uns bieten, aber auch, was sie sehr gut machen. Es wird in diesem Finale darum gehen, keine Fehler zu machen, ruhig zu bleiben, dem Plan zu vertrauen und auf den Moment zu warten. Es ist eine große Chance, erneut unter die besten Acht in Europa zu kommen und dafür werden wir den richtigen Matchplan brauchen, aber eventuell auch den einen oder anderen Spieler, der dann reinkommt.“
... seine Gefühlslage in der Krise: „Natürlich ist es belastend, das ist ganz klar. Wir wissen: Wenn man mit Borussia Dortmund auf Platz zehn steht, wird es sehr unruhig und das kann auch keiner abstreifen. Wir hatten zwei gute Spiele gegen Union und St. Pauli, hatten eine große Chance auch gegen Augsburg – natürlich tut das weh. Es geht nur darum, weiterzuarbeiten. Und das kann ich den Fans versprechen: Die Mannschaft wird alles versuchen. Keiner geht in Spiele, um sie zu verlieren oder schlecht zu spielen. Und ich glaube, dass man diese Verunsicherung der Jungs auch ein Stück weit spürt. Unsere Aufgabe ist es, viele Dinge positiv zu sehen und den Jungs Vertrauen zu schenken. Denn am Ende sind sie in der Lage, in Lille zu gewinnen und auch wieder Bundesliga-Spiele. Davon bin ich überzeugt.“
... die Einstellung der Spieler: „Am Ende bekommt man nicht auf jede Frage direkt von jedem Spieler eine Antwort. Aber es geht schon darum, es kritisch zu reflektieren und damit auch umzugehen. Wir haben bis dato vieles in der Bundesliga vermissen lassen. Immer, wenn wir rankommen konnten, haben wir diesen Schritt nicht gemacht. Es liegt vor allem an den Jungs, sich zu hinterfragen. Ich glaube schon, dass es recht schonungslos war am Wochenende. Das tut auch mal weh. Das ist ganz normal. Denn wir haben eine große Erwartungshaltung, jeder Spieler hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Und dem müssen wir gerecht werden.“