Hinter Borussia Dortmund liegt eine durchwachsene erste Saisonhälfte mit mehr Tiefen als Höhen. Während der BVB in den Bundesliga-Heimspielen 20 Punkte holte, präsentierte man sich auswärts über weite Strecken wie ein Abstiegskandidat (fünf Punkte) und überwintert auf einem enttäuschenden sechsten Rang. Im DFB-Pokal musste die Mannschaft von Nuri Sahin erneut früh die Segel streichen. Nur in der neuen Champions-League-Ligaphase liegt man vor den letzten beiden Vorrundenspielen als Neunter im Soll. In unserer Analyse nehmen wir alle Mannschaftsteile genau unter die Lupe. Im ersten Teil blicken wir auf die Torhüter:
Gregor Kobel: Der Schweizer Nationaltorhüter liefert wieder eine konstant gute Saison ab, das spiegelt auch der RN-Notendurchschnitt von 2,88 wider. In seinen insgesamt 20 Einsätzen blieb er sechsmal ohne Gegentor, musste aber dennoch 28 Mal hinter sich greifen. Kobel zeigt vor allem im Eins-gegen-Eins und bei Reflexen auf der Linie seine Stärken. Im Ranking der Paraden aller Bundesliga-Torhüter liegt er mit einer Quote von 63,3 Prozent jedoch nur auf Platz neun. Die Liste führt der Leipziger Peter Gulacsi (72,5) an. Eine Rangliste führt Kobel allerdings an: Bei der Abwurfquote erreicht der 27-Jährige eine Quote von 100 Prozent.
Kobels Schwachpunkt bleibt das Spiel mit dem Ball. Zu seinen technischen Schwächen gesellen sich oft (zu) risikoreiche Pässe. Vor dem 0:2 gegen Bochum vertändelte er den Ball an den Torschützen Dani de Wit. Im Sommer hat Kobel in der Schweiz die Rolle der Nummer eins von Yann Sommer übernommen, wartet seither aber noch immer auf den ersten Sieg in neuer Rolle (drei Niederlagen, zwei Remis). Note: 2,5
Alexander Meyer: Der 1,95 Meter große Routinier hat seinen imaginären Titel als bester zweiter Keeper der Bundesliga verteidigt. Der 33-Jährige kam dreimal in der Bundesliga und je einmal im DFB-Pokal und in der Champions League zum Einsatz. Bei allen Einsätzen unterstrich er seinen Wert für die Mannschaft. Meyer strahlt eine extreme Ruhe aus und verleiht der Defensive Sicherheit.
Im Vergleich zu Kobel ist Meyer der deutlich bessere Fußballer. Ihm fehlen aber Dynamik und Explosivität. Seine stärkste Partie lieferte Meyer in der Champions League beim 1:0 gegen Sturm Graz ab. Mitte Juli hat der gebürtige Bad Oldesloer seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Die Schwarzgelben haben auf der Position zwischen den Pfosten vorerst Planungssicherheit. Note: 2,5
Marcel Lotka: Die Nummer drei unter den Torhütern wartet weiterhin auf seinen ersten Bundesliga-Einsatz für den BVB. In der 3. Liga wirkt Lotka unterfordert. Mit seiner Qualität gehört er mindestens in die 2. Bundesliga. Bei seinen zehn Einsätzen für Hertha BSC (Saison 2021/22) hatte der 23-Jährige bewiesen, wie viel Klasse in ihm steckt. Lotkas Vertrag läuft im Sommer aus. Die Zeichen stehen klar auf Abschied.
RN-Fazit: Der BVB hat in der aktuellen Spielzeit viele Schwächen offenbart, die Torhüterposition ist dabei außen vor. Kobel gehört zu den besten Torhütern in Europa, Meyer wäre bei vielen anderen Bundesligisten die Nummer eins. Lotka wird in Kürze den Schritt in höhere Sphären vollziehen.