Hinter Borussia Dortmund liegt eine turbulente erste Saisonphase. Zwar hat der BVB die Erwartungen in den Pokalwettbewerben erfüllt, doch in der Bundesliga ist die Mannschaft von Edin Terzic als aktuell Tabellensechster weit hinter den eigenen Ambitionen zurückgeblieben. In unserem Spielerzeugnis blicken wir auf die ersten Monate der Saison 22/23 zurück. Heute im Fokus: Emre Can.
So lief die erste Saisonphase für Emre Can: Das Verhältnis zwischen Borussia Dortmund und Emre Can, es bleibt kompliziert. Das liegt auch in der bisherigen Saison daran, dass beim 28-Jährigen einmal mehr Wunsch und Wirklichkeit nur selten miteinander korrespondieren. Es entspricht dem Selbstverständnis Cans, beim BVB eine Führungsrolle zu beanspruchen und vorangehen zu wollen. Diesem Anspruch aber wurde Can viel zu selten gerecht. Vor allem der Saisonbeginn verlief mehr als enttäuschend. Erst Mitte September in Manchester stand Can erstmals in der Startelf – und überzeugte gegen den englischen Meister. Zuvor spielte er in den Überlegungen von Edin Terzic keine Rolle, musste sich häufig mit Kurzeinsätzen begnügen, was angesichts seiner spärlichen Darbietungen nachvollziehbar war. Anders als noch unter Marco Rose setzte Terzic Can bevorzugt im defensiven Mittelfeld ein und nur gegen Stuttgart in der Innenverteidigung.
Das sagt die Statistik: Emre Can zählt beim BVB im bisherigen Saisonverlauf zu den Teilzeitarbeitern. In der Bundesliga stand er nur in jedem fünften Spiel von Beginn an auf dem Rasen, in der Champions League dagegen in zwei Drittel aller Begegnungen. Bis auf Gelbe Karten für seine bisweilen unkontrollierten und wilden Auftritte sammelte er noch keine Einträge in der Statistik. Hinter Nico Schlotterbeck, Jude Bellingham und Mats Hummels ist Can mit 57 Prozent gewonnener Duelle im oberen Bereich vertreten. Auch seine Passquote von 89 Prozent zählt bei Schwarzgelb auch zu den Topwerten.
Das sind die Stärken und Schwächen: Besinnt sich Emre Can auf das, was er kann, ist er für den BVB ein Gewinn. Im defensiven Mittelfeld hilft er der Borussia, wenn er einfach und klar spielt, das Zentrum abdichtet und die Gegenspieler an die kurze Leine nimmt. Tut er das nicht und verfällt in altbekannte Muster, stellt er regelmäßig ein Risiko dar. Immer wieder leistet er sich unnötige Ballverluste und leichte technische oder taktische Fehler im Spielaufbau, mit denen er den Gegner zu Kontern einlädt.
Ausblick und Perspektive: Mit 28 Jahren ist Emre Can im besten Fußballer-Alter. Gegen Manchester City in der Königsklasse zeigte er auf der Sechserposition, dass er auch auf Topniveau performen kann. Weil er jedoch defensiv immer wieder nachlässig und fahrig sowie offensiv zu wild und waghalsig agiert, dürfte Edin Terzic auch im weiteren Saisonverlauf auf Salih Özcan vertrauen. Cans Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2024, er gehört zudem zu den Großverdienern. Schon im Sommer hieß es, der BVB wäre bei Angeboten anderer Klubs gesprächsbereit. Dieser Status dürfte sich nach dessen bisherigen Leistungen verfestigt haben.
RN-Note: 4,5
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