Mats Hummels während eines Interviewtermins in Bad Ragaz.

BVB-Innenverteidiger Mats Hummels blickt der neuen Saison mit großer Vorfreude entgegen. © Guido Kirchner

BVB-Spieler Hummels exklusiv: „Nicht in allen Bereichen das maximal erfolgsfördernde Klima“

rnBorussia Dortmund

Mats Hummels geht in sein letztes Vertragsjahr bei Borussia Dortmund – und fühlt sich fit wie lange nicht. Im Exklusiv-Interview spricht er über Terzic, Rose und die fehlende BVB-Konstanz.

Bad Ragaz

, 21.07.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 9 min

Mit 427 absolvierten Pflichtspielen für Borussia Dortmund steht Mats Hummels hinter Michael Zorc (572) und Roman Weidenfeller (453) auf Rang drei der BVB-Rekordspieler. Im Exklusiv-Interview spricht der 33-Jährige in Bad Ragaz mit den RN-Redakteuren Dirk Krampe und Kevin Pinnow über eine schwierige Saison 21/22, die Trennung von Marco Rose und den Neustart unter Edin Terzic:



Beim Training am Samstag gab es einen Zusammenprall mit Abdoulaye Kamara, Sie haben danach stark gehumpelt. Von daher zunächst die Frage: Wie geht es dem Bein?

Ich hab ein bisschen was am Schienbein gespürt, aber das war nach kurzer Zeit auch wieder vergessen.

BVB-Spieler Mats Hummels (r.) im Interview mit Dirk Krampe (M.) und Kevin Pinnow.

BVB-Spieler Mats Hummels (r.) im Interview mit Dirk Krampe (M.) und Kevin Pinnow. © Kirchner-Media

Es sind auch ein paar nicht so nette Worte gefallen. Worüber haben Sie sich in dem Moment so geärgert?

Ich empfand es in der Situation einfach als überhart. Die Jungs sind motiviert, haben Bock, gehen ran. Aber im Zweikampf müssen sie teilweise noch schauen, was im Training angemessen ist und was nicht. Aber alles okay. Wenn man Schmerzen hat, kennt man das ja: Dann flucht man mal kurz vor sich hin.



Dabei müsste Sie die Intensität im Training doch eigentlich freuen. Täuscht der Eindruck, dass es intensiver zur Sache geht als schon mal in den Vorjahren?

Relevant ist, dass die Intensität jetzt da ist, wo sie sein muss. Bisher ist sie in den knapp drei Wochen, in denen ich mit dabei bin, genau da, wo sie sein soll. Da muss sie aber auch bleiben.



Marco Rose hat immer so schön gesagt: Was du in der Woche nicht zeigst, kannst du auch am Wochenende nicht zeigen.

Recht hat er. Die Leute, die denken, sie könnten sich unter der Woche ausruhen und dann am Wochenende den Schalter umlegen, die lügen sich selbst in die Tasche. Und die schaffen es auch nicht. Vielleicht hin und wieder. Aber wer jeden Samstag oder sogar Mittwoch und Samstag Leistung zeigen will, der schafft es nur, wenn er es auch montags, dienstags, donnerstags und freitags macht.



Trainer Edin Terzic hat ausdrücklich Ihre gute körperliche Verfassung gelobt, Sie wollten bei den abschließenden intensiven Läufen am Samstag sogar freiwillig noch einen mehr machen als gefordert. Erleben wir den fittesten Mats Hummels der vergangenen Jahre?

Ich kann es nur mit dem vergangenen Jahr vergleichen, als ich verletzt aus der Europameisterschaft rausgekommen bin und dann die Verletzung auch nicht ausreichend auskuriert habe. Dafür habe ich den Preis bezahlt. Da war ich weder fit noch schmerzfrei, was eine ziemlich bescheidene Kombination ist, um Leistungssport zu betreiben. Deswegen war ich diesmal einfach so heiß darauf, die Sommerpause so zu nutzen, dass ich diese Saison noch einmal voll angreifen kann. Das hat gut geklappt bis hierher, ich bin zufrieden.

Mats Hummels (r.) im Gespräch mit BVB-Trainer Edin Terzic.

Mats Hummels (r.) im Gespräch mit BVB-Trainer Edin Terzic. © imago / Kirchner-Media

Wie wichtig war diesbezügli ch auch die längere Regenerationsphase, nachdem die vergangene Saison aufgrund einer Muskelverletzung für Sie ja schon frühzeitig beendet war?

Alles Schlechte hat sein Gutes – die unfreiwillig verlängerte Pause hat tatsächlich sehr gutgetan, weil ich eben den Kopf schon etwas früher abschalten konnte. Es ist schließlich während einer Saison schon Druck da von außen, aber auch der Druck, den ich mir selber mache, um zu performen und fit zu sein. Und als dann relativ schnell klar war, dass ich in der Saison kein Spiel mehr machen kann, konnte ich den Kopf frühzeitig ausschalten, da schon gut trainieren und die Reha und den Urlaub wunderbar nutzen, um von den Zehenspitzen bis zum Gott sei Dank noch ordentlichen Haaransatz motiviert und fit zu sein.



Körper oder mental abschalten – was ist wichtiger?

Nach einer Saison wie der vergangenen tatsächlich beides. Meistens ist der Kopf das Wichtigere. Je jünger man ist, desto einfacher ist das mit dem Körper. Im Alter wird beides sehr relevant. Aber ich glaube: Kopf abschalten in der Sommerpause ist eine sehr, sehr wichtige Sache.



Gibt es einen Zusammenhang mit Ihrer Motivation und zwei Neuzugängen, die zufällig auf Ihrer Position spielen können?

Auch, natürlich. Aber vor allem ist es die Gesamtsituation. Ich bin nie happy, wenn ich nicht gut spiele. Und wenn ich dann merke, ich komme nicht an mein Niveau ran, was ich erstens von mir erwarte und zweitens auch noch in mir drin habe, dann wurmt mich das schon sehr. Das ist eine Sache, die mich ziemlich belastet, die mich aber auch im positiven Sinne anspornt. Aber klar: Die Situation mit den beiden Jungs, mit Niki und Nico, aber eben auch die Tatsache, dass ich etwas dazu beitragen will, dass wir als Mannschaft dieses Jahr erfolgreich sind – das alles zusammen war schon ein sehr, sehr guter Ansporn über die Sommerpause.



Sie haben Borussia Dortmund für die Verpflichtungen sogar ausdrücklich gelobt, sollen sich für sie stark gemacht haben. Warum? Erhoffen Sie sich durch den Konkurrenzkampf auch einen positiven Effekt auf Ihr Spiel?

Ja, definitiv. Ich bin ein Riesenfan von Konkurrenzkampf. Ich glaube, die Leute, die sich zu sicher ihres Platzes sein können, schaffen es sehr oft nicht, die letzten Prozente aus sich herauszukitzeln. Und deswegen empfinde ich Konkurrenzkampf immer als etwas sehr Belebendes.



Spornt es Sie an, dass einige nach den Verpflichtungen von Niklas Süle und Nico Schlotterbeck schon Ihren Abgesang angestimmt haben?

Ach, wissen Sie, viele wundern sich doch seit 16 Jahren, wie ich es schaffe, auf dem Niveau zu spielen (lacht). Dann dürfen sie sich auch darüber auslassen. Das ist jetzt gar nicht so scharf gemeint, wie es klingen mag, aber: Die Meinung von Experten ist mitunter schon extrem irrelevant. Zumindest für mich, für andere vielleicht nicht. Ich glaube, man kann nur dann richtig einschätzen, was jemand leistet, wenn man es auch jeden Tag miterlebt.

Erhöhen den Konkurrenzkampf beim BVB: Niklas Süle (2.v.r.) und Nico Schlotterbeck (3.v.l.).

Erhöhen den Konkurrenzkampf beim BVB: Niklas Süle (2.v.r.) und Nico Schlotterbeck (3.v.l.). © imago / Kirchner-Media

Seit Ihrer Rückkehr aus München waren Sie der unumstrittene Abwehrchef. Müssen Sie jetzt um diese Rolle so hart kämpfen wie noch nie zuvor?

Definitiv sogar. Aber auch das sehe ich nicht im Geringsten als etwas Negatives. Ich habe auch schon früher, als ich als Abwehrchef tituliert wurde, gesagt, dass es sowas für mich nicht wirklich gibt, sondern dass ein Defensivverbund gemeinsam agieren und kommunizieren muss. Aber klar, der Kampf um den Platz ist für mich auf jeden Fall so groß wie sehr lange nicht – wie in meinen Anfangszeiten bei der Nationalmannschaft. Das ist aber – nochmal – durchaus eine schöne Sache und nichts, was mir jetzt Stirnrunzeln bereitet. Sondern eher, was mir ein Lächeln auf die Lippen bringt.



Man hat das Gefühl, der BVB hat sich neu erfunden in diesem Sommer. Viele neue Spieler sind gekommen, viele bekannte Gesichter sind weg, es gibt einen neuen Trainer, einen neuen Sportdirektor.

Wir haben viele herausragende Jungs geholt – für die Mannschaft, aber auch für das Team herum. Da wurden sehr viele Dinge richtig gut angegangen.



Hat Sie der große Umfang des Umbruchs überrascht?

Nein, das tatsächlich nicht. Sebastian Kehl als neuer Sportdirektor hat die vergangenen Jahre auch miterlebt. Und aus dem heraus war es schon nachvollziehbar, dass einiges passieren muss.



Wieso?

Weil bei uns nicht in allen Bereichen das maximal erfolgsfördernde Klima herrschte.



Wie sehr wurden Sie von der Trennung von Marco Rose überrascht, einige Spieler wirkten regelrecht geschockt?

Ich will meine Antwort von gerade nicht auf diese Frage bezogen sehen. Diese Entwicklung kam für mich völlig aus dem Nichts. Ich hatte vorher keine Meinung in diese Richtung mitbekommen, weder auf der Vorstandsetage, noch irgendwie in der Mannschaft. Erfahren habe ich es dann zeitversetzt, weil ich zu der Zeit in den USA war und mein Telefon ausgeschaltet hatte. Bei meinem Rückruf wurde es mir persönlich gesagt, ich hatte es vorher aber auch schon online gelesen und war mehr als überrascht. Ich hatte es schon mal kundgetan: Ich habe eine hohe Meinung von Marco als Mensch und als Trainer, das bleibt auch so. Ich hoffe einfach, dass er, wann und wo auch immer, zeigen kann, was für ein toller Trainer er ist.



Wieso hat es zwischen Marco Rose und Borussia Dortmund nie so ganz gepasst?

Ich finde nicht, dass es nicht gepasst hat. Wir waren nur nicht erfolgreich genug. Das lag aber auch an Dingen, für die Marco Rose nichts kann. Er hat die Hälfte der Saison ohne Erling Haaland spielen müssen, gefühlt die Hälfte ohne mich, die ganze Saison ohne Gio Reyna und einige andere mehr. Irgendwo sind dir dann als Trainer logischerweise auch die Hände gebunden.

Mats Hummels sagt über Marco Rose: „Ich habe eine hohe Meinung von Marco als Mensch und als Trainer, das bleibt auch so. Ich hoffe einfach, dass er, wann und wo auch immer, zeigen kann, was für ein toller Trainer er ist.“

Mats Hummels sagt über Marco Rose: „Ich habe eine hohe Meinung von Marco als Mensch und als Trainer, das bleibt auch so. Ich hoffe einfach, dass er, wann und wo auch immer, zeigen kann, was für ein toller Trainer er ist.“ © imago / Team 2

Jetzt ist Edin Terzic am Ruder. Ein großer Sprung für ihn, trauen Sie ihm den Job zu?

Das steht gar nicht zur Debatte. Ich glaube, was ihn auszeichnet, ist, dass er sehr viel lernt und permanent lernen will. Dass er sehr neugierig und wissbegierig ist und das auch schon als Co-Trainer und in dem halben Jahr als Cheftrainer war. Und ich glaube, dass er damals schon sehr viel für sich rausziehen konnte, was ihm jetzt aktuell, aber auch generell in seiner hoffentlich sehr langen Trainerkarriere helfen wird. Denn machen wir uns nichts vor: Es gibt einfachere Jobs, als 25 durchaus selbstbewusste junge Männer unter einen Hut zu kriegen.



Ist er noch der gleiche Trainer wie zu seiner Interimszeit?

Manche Trainingsinhalte sind vielleicht nicht die gleichen. Aber die Basis, die ähnelt sich logischerweise, er ist ja der gleiche Mensch geblieben.



Während seines Intermezzos nach der Entlassung von Lucien Favre stand Terzic vor der großen Schlussoffensive mit acht Siegen dicht am Abgrund. Sie haben nach dem 1:2 in Freiburg ein bemerkenswertes Interview gegeben, als Sie gesagt haben, Terzic leiste klasse Arbeit und das werde man bald schon sehen. Das haben Sie eine Woche später nach einem abermals ernüchternden 2:2 gegen Hoffenheim wiederholt, obwohl der BVB Gefahr lief, das Rennen um einen CL-Platz zu verlieren. Was haben Sie gesehen, gespürt, gefühlt, das Sie so sicher gemacht hat?

Einfach das Wissen, dass wir gewisse Schwächen in unserem Spiel schon erkannt und ausgemerzt hatten. Dass Edin da sowohl taktisch als auch personell schon gesehen hatte, wie wir spielen müssen, um erfolgreich zu sein. Dass die Intensität, mit der wir gespielt und in der wir trainiert haben, schon höher war als in den Wochen zuvor. Und wenn all diese Dinge stimmen, dann kann ich eben auch ahnen, dass bei einer Mannschaft unserer individuellen Qualität auch Erfolg kommen wird.



Wie sehr bezieht er Sie – als erfahrenen Spieler – auch in seine Überlegungen und Planungen mit ein?

Jetzt nicht über allen Maßen viel, aber das muss er auch nicht. Er ist der Chef, er muss auch seinen Weg gehen. Aber es gibt immer wieder mal einzelne Situationen, wo wir sprechen. Oder auch das Große und Ganze betreffend, wo wir beide Ideen haben und uns einfach ein bisschen austauschen.


Ist der Austausch mit ihm intensiver als mit vorherigen Trainern?

Da sind die Persönlichkeiten ja immer unterschiedlich. Er ist aber definitiv einer, mit dem man sich öfter mal hinsetzt und über Dinge redet.

Mats Hummels würde am Ende der kommenden Saison jeden Titel „mit Kusshand“ nehmen.

Mats Hummels würde am Ende der kommenden Saison jeden Titel „mit Kusshand“ nehmen. © Kirchner-Media

In Sebastien Haller und Karim Adeyemi hat der BVB auch in der Offensive nachgebessert – natürlich stehen seit Montag alle unter Schock wegen Hallers Tumor-Diagnose. Dennoch: Welchen Eindruck haben sie in den ersten Tagen auf Sie gemacht?

Ganz klar, wir alle waren geschockt, als wir von Sebastiens Schicksalsschlag erfahren haben. Wir sind in Gedanken alle bei ihm und wünschen uns, dass er sehr bald wieder gesund und bei uns sein kann. Bis zu jenem Montag galt und gilt darüber hinaus unverändert: Wir lernen uns – auch im Training – immer noch erst kennen. Der erste Eindruck ist aber top. Wir haben qualitativ, aber auch, was sie als Typen verkörpern, richtig gute Jungs geholt.



Sie tragen seit 2019 wieder das BVB-Trikot, mit Rückholaktionen war die Borussia in den Jahren zuvor nicht gerade glücklich geworden. Wie bewerten Sie Ihre zweite BVB-Zeit bislang?

Das Zwischenfazit ist gut, aber ich würde mir wünschen, dass wir nach dieser Saison aus dem „Gut“ ein „Sehr gut“ gemacht haben. Und das passiert nur, wenn wir am Ende etwas in der Hand halten.



Damit meinen Sie nicht unbedingt den DFB-Pokal?

Wenn wir einen Titel gewinnen, ist das ein Titel. Es gibt drei davon, ich würde jeden einzelnen nehmen. Mit Kusshand.



Sie haben kürzlich bei Instagram eine Erinnerung an den 13. Juli 2014 geteilt, als Sie in Rio Weltmeister wurden. Fragen Sie sich manchmal, wo die Zeit geblieben ist?

Ja, klar. Man fühlt sich ja generell immer ein paar Jahre jünger als man tatsächlich ist. Vom Kopf her bin ich noch lange nicht der, der überlegt, ob er nächsten Sommer überhaupt weitermacht. Da denke ich eher, ich würde gern nochmal richtig angreifen. Aber der Körper holt einen dann schon in die Realität zurück (lacht). Und wenn ich mich daran erinnere, was alles passiert ist in meiner Karriere, ist schon auch klar, dass das ein paar Jahre beinhaltet haben muss. Aber: Mein Mindset ist eher der eines 28-, 29-Jährigen als der eines 33-Jährigen (lacht).



Im Herbst steht eine in allen Belangen so noch nie dagewesene WM auf dem Plan. Hansi Flick hat Sie zuletzt nicht berücksichtigt. Wie groß sind Ihre Hoffnungen auf eine Teilnahme, wie ist da der Austausch mit dem Bundestrainer?

Der ist relativ eng, wir haben regelmäßig Kontakt. Ich mache mir trotzdem nicht so viele Gedanken darüber, ich war bei drei der vier vergangenen Maßnahmen verletzt. Ich sehe es entspannt. Ich will und muss hier meine Leistung bringen. Wenn ich beim BVB auf dem Niveau spiele, auf dem ich spielen kann, gibt es schon Trainer, die das in ihrer Mannschaft gerne sehen würden. Dazu muss ich aber auch klar besser spielen als in der vergangenen Saison. Ich bin da sehr realistisch. Wenn ich es nicht schaffe, mich auf das Niveau zu heben, darf ich im Nationalteam auch kein Thema sein.



Sie biegen so langsam auf die Zielgerade Ihrer Karriere ein. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema, wann der richtige Zeitpunkt für ein Karriere-Ende sein könnte?

Selbstverständlich, aber ich werde das spontan entscheiden. Mein Vertrag läuft bis zum Sommer, ich möchte mir das bewusst offenhalten, weil das vergangene Jahr gesundheitlich leider gar nicht gut war. Unter anderem die Kniegeschichte hat mir schon gezeigt, dass da ein paar Jahre in den Knochen stecken. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, möchte ich entscheiden, ob, und wenn ja, wie es weitergeht.

Zwei, die für Borussia Dortmund schon viel geleistet haben: Sebastian Kehl (r.) und Mats Hummels.

Zwei, die für Borussia Dortmund schon viel geleistet haben: Sebastian Kehl (r.) und Mats Hummels. © imago / Revierfoto

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat gesagt, das Vertrauensverhältnis sei so groß, dass man im Frühjahr den passenden Zeitpunkt finden werde, um über die Zukunft zu reden. Verstehen Sie, dass der Klub abwarten will, wie es um Ihre Gesundheit bestellt ist?

Absolut. Ich habe gerade eben noch zu Sebastian Kehl gesagt, dass ich an Stelle des BVB jetzt gerade auch nicht mit mir verlängern würde (lacht). Ich glaube, die Entspanntheit, die beide Seiten an den Tag legen, ist genau richtig so. Ich möchte selbst das Gefühl haben, dass ich noch helfen kann und nicht nur Ballast bin.



Sie haben in Ihrer Karriere ausschließlich für die Bayern und den BVB gespielt, nach 2014 auch gute Angebote ausgeschlagen. Was könnte Sie noch reizen. USA, sonstiges Ausland?

Pläne kommen und gehen. Ich will mich gar nicht festlegen, ich freue mich tatsächlich sehr darauf, dass ich über kommende Saison hinaus entscheiden kann, wo und wie es weitergeht.



Zur anstehenden Saison: Es verändert sich einiges in der Bundesliga. Der BVB hat Haaland verloren, Robert Lewandowski verlässt den FC Bayern. Was bedeutet das für die Bayern, was für das Duell mit dem Rekordmeister?

Ich blicke nur auf den Teil, den wir selbst beeinflussen können. Und da heißt das Motto: Gut genug sein, dass es diesen Zweikampf gibt. Das haben wir bis auf eine Saison – 2019/20 – zuletzt nicht geschafft. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, wir müssen so gut spielen, dass es überhaupt einen Kampf um die Schale gibt.



Was hat in den vergangenen Jahren gefehlt? Konstanz?

Ja, definitiv. Im Training, jeden Tag in der Arbeit. Ich sage das mal so: Wenn eine Mannschaft wie Bayern, die gut ist, eine gute Saison spielt, dann haben sie eine Chance, Meister zu werden. Für alle anderen gilt: Sie müssen etwas Besonderes leisten, um diese Chance zu haben. Dafür muss man besonders arbeiten. Und das haben wir letztlich nicht getan.

BVB-Spieler Mats Hummels fordert: „Wir müssen um die Meisterschaft spielen.“

BVB-Spieler Mats Hummels fordert: „Wir müssen um die Meisterschaft spielen.“ © Kirchner-Media

Wie bekommt man das in die Köpfe?

Der Unterschied ist tatsächlich, dass sie es immer abrufen, dass die Qualität in jedem Training sehr hoch ist. Ich habe die Jungs ja alle miterlebt, Manuel Neuer, Thomas Müller, Lewy, Kimmich, Alaba. Absolute Weltklassespieler, die jeden Tag an sich arbeiten, die jeden Tag gewinnen wollen. Wenn man das beides verinnerlicht, gewinnt man auch verflucht häufig.



Können Sie nachvollziehen, dass gesagt wird, mit diesem Kader müsse der BVB Meister werden?

Wir müssen um die Meisterschaft spielen, das sage ich. Wenn man aber ein krasses Beispiel nimmt, ist Liverpool mal mit 97 Punkten nicht Meister geworden. Und da würde ich ihnen keinen großen Vorwurf machen. Wir müssen alles aus uns rausholen, dann können auch wir uns keinen Vorwurf machen, falls das nicht reichen sollte. Aber das ist uns bis auf den Pokalsieg 2021 nicht gelungen.