BVB-Sorgenkind Brandt sendet Lebenszeichen Zeichen stehen dennoch auf Trennung

BVB-Sorgenkind Brandt sendet Lebenszeichen: Zeichen stehen dennoch auf Trennung
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Nach dem Tor, ein wunderschönes obendrein, weiß Julian Brandt zunächst gar nicht wohin mit dem Strudel der Gefühle in seinem Kopf. Er dreht ab, läuft in Richtung der Kurve, die von den schwarzgelben Fans besetzt ist. Serhou Guirassy hat auf der anderen Seite das Dortmunder 1:0 geschossen, sein Jubel fand vor den Hoffenheim-Anhängern statt, in deren Richtung er eine Jubelgeste machte, die seinem Trainer und natürlich den TSG-Fans missfiel. Brandt könnte nun stehen bleiben vor der BVB-Kurve, die Genugtuung ausleben nach den vielen schwierigen Wochen, die hinter ihm liegen. Doch dazu ist ihm scheinbar nicht zumute.

BVB-Sportdirektor Kehl lobt Brandt

Der Jubel fällt eher verhalten aus, weil wohl eine riesige Welle der Erleichterung über ihm zusammenschwappt. Brandt hebt beide Hände eher zaghaft, aber auch nur halb in die Höhe, man weiß nicht genau, ob das nun eine eher entschuldigende, oder doch eine provokante Geste in Richtung Fans sein soll. Sportdirektor Sebastian Kehl sagt dazu später: „Julian hat viel auf die Mütze bekommen. Allein mit seiner Jubelaktion hat er der Welt zeigen wollen, was er davon hält.“

Mit dem Tor krönt der 28-Jährige seine Leistung in den 70 Minuten zuvor, die einer fußballerischen Auferstehung gleichkommt. Man wusste ja, dass viel von dem, was er da gezeigt hat, in ihm steckt. Mit jeder enttäuschenden Leistung des Vize-Kapitäns aber wuchs die Verunsicherung in seinem Kopf und wurde der Weg zurück steiniger. Selbst einfache Pässe landeten oft beim Gegner, das ist schwer erklärbar für jeden, der nicht schon in einer ähnlichen Situation gesteckt hat.

Brandt zurück in der BVB-Startelf

Für seinen Treffer erhält Brandt später Bewunderung von allen Seiten. „Das Tor schießen nicht viele in der Bundesliga“, sagt Niko Kovac, der stärkste Fürsprecher des Mittelfeldspielers. Der Trainer zählt die wichtigsten Fakten auf: „Er bereitet das 1:0 mit dem öffnenden Pass auf Daniel Svensson vor, er bereitet die Großchance von Jamie Gittens vor.“ Nach zwei Partien schöpferischer Pause beordert Kovac – auch wegen der Verletzung von Maximilian Beier – Brandt in die Startelf zurück und wird diesmal belohnt. Auch von den Mitspielern erhält der Blondschopf Rückendeckung, und Kehl lobt ihn als „Top-Spieler. Wir sind viele Jahre mit ihm gegangen und er ist ein super wichtiger Spieler für uns.“

In die Gesamtbewertung wird die Partie in Hoffenheim freilich nur zu einem kleinen Teil mit einfließen. Das Gerücht, Brandts Dauer-Formkrise habe ihren Ursprung auch in der Tatsache, dass man ihm schon vor einigen Wochen den Entschluss mitgeteilt habe, seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag nicht zu verlängern, kommentiert der BVB natürlich nicht. Vielleicht ist es nur ein unbewusst geäußerter Satz, den Sportdirektor Kehl dann noch über Brandt sagte: „Wir sind froh, dass er so wichtig für uns ist und er wird das auch in den nächsten Wochen sein.“

Brandt beim BVB: Zeichen stehen auf Trennung

Nach RN-Infos hat es in Richtung der Spielerseite schon vor Wochen Signale gegeben, dass der BVB eine Trennung im Sommer bevorzugen würde. Brandt wird dann 29 Jahre alt sein, er hat noch einen ordentlichen Marktwert. Und in Rayan Cherki ist ein Wunschspieler für die offensive Zentrale längst ausgemacht, Kehl will im Sommer einen dritten Anlauf zu einer Verpflichtung des Spielers von Olympique Lyon nehmen. Gespräche mit Brandt über eine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus wurden hingegen schon im Winter ausgesetzt. Kehl ergänzte seinen Satz allerdings noch um diesen Passus: „Wir werden uns nach der Saison, wie mit allen anderen Themen, auch mit seiner Situation beschäftigen. Ich weiß, dass er 100 Prozent BVB ist – und solche Leute brauchen wir.“

Ob sich noch eine Tür für den Brandt-Verbleib öffnen könnte, hängt mindestens davon ab, wie er in den verbleibenden Partien performt. Unbedingt wahrscheinlicher ist dieser trotz der guten Leistung in Hoffenheim und den weiter wärmenden Worten seines Trainers nicht. „Sie alle kennen ja meinen Glauben an ihn“, meinte Kovac. „Er ist ein toller Fußballer und ein toller Typ.“ Vielleicht aber auch einer, der solche Tore dann in der kommenden Saison in einem anderen Trikot schießt.