Große Begeisterungsstürme unter den Anhängern der Borussia hat der Transfer von Marcel Sabitzer kaum ausgelöst. Die Skepsis speist sich allerdings vornehmlich aus seinem Werdegang und den bisherigen Stationen. Spieler des FC Bayern müssen in Dortmund immer Vorbehalte aus dem Weg räumen, Mats Hummels vielleicht einmal ausgenommen. Sabitzer hat dazu eine Vergangenheit im Red-Bull-Imperium und ist in Leipzig zum respektierten Profi gereift.
Sabitzer führt mehr Zweikämpfe als Bellingham
Es gibt bessere Voraussetzungen, um in Dortmund von Beginn an echte Liebe zu erfahren. Also wird es Sabitzer sportlich richten müssen. Und da stehen einigen eindeutig positiven Statistiken auch Aspekte entgegen, die die Bedenken hinsichtlich dieses Transfers stützen.
Zum Positiven: Unter Trainer Julian Nagelsmann hat sich Sabitzer alle Prinzipien des erfolgreichen Gegenpressings angeeignet und ist seinerseits wie Jude Bellingham in der Lage, sich aus einer Bedrängnis spielerisch zu lösen. Er hat sich vor allem von einem offensiven Mittelfeldspieler zu einem multifunktionalen Spieler gemausert, der nahezu jede Position im Zentrum bekleiden kann. Und für Marcel Sabitzer ist Defensive gelebte Wirklichkeit, er führt in der Bundesliga per 90 Minuten sogar mehr Zweikämpfe (2,83) als Jude Bellingham (2,41).
BVB sichert sich mit Sabitzer-Transfer ab
Mit seiner Erfahrung aus 185 Bundesliga-Spielen (34 Tore, 29 Assists) ist der Österreicher auch die Absicherung der Borussia für den Fall, dass für Felix Nmecha die Fußstapfen, die der Engländer hinterlassen hat, (noch) zu groß sind. Sabitzers Vielseitigkeit gibt Trainer Edin Terzic zudem einige zusätzliche Optionen, zum Beispiel auch als Backup für Emre Can auf der Sechs. Auch wenn das eher eine Notlösung wäre.
Dass die Borussia das Anforderungsprofil an ihre Neuzugänge in diesem Sommer kurzfristig angepasst hat und neben Nmecha nun einen zweiten Achter verpflichtet hat, kommt spätestens auf den zweiten Blick wenig überraschend. Nmecha verfügt über sehr gute Anlagen, er ist aber lange nicht so erfahren wie Sabitzer und hat bislang nur eine gute Bundesliga-Saison gespielt. Selbst in der benötigte er zu Beginn noch einige Anlaufzeit. Ihm die alleinige Rolle als Bellingham-Nachfolger zu übertragen, wäre ein dicker Stein in seinem Rucksack gewesen.
BVB ist mit Sabitzer variabler
Mit Sabitzers Verpflichtung ist das Thema eines zusätzlichen Sechsers wohl vom Tisch. Bei Can auf Konstanz wie im vergangenen Halbjahr zu setzen, ist nach dreieinhalb BVB-Jahren des Mittelfeldspielers, von denen mindestens zwei Drittel von vielen durchwachsenen Leistungen und zu häufigen individuellen Aussetzern geprägt waren, aber mit Risiko verbunden. Dem trägt der BVB mit Sabitzer zumindest ein wenig Rechnung. Er ist auch in der Lage, als Achter in einem 4-1-4-1 gegen den Ball als zusätzliche Hilfe für Can deutlich defensiver zu agieren, als es ein Bellingham gemacht hat.
Doch auch die Bedenken haben ihre Berechtigung. Auf internationalem Niveau hat sich Sabitzer weder in München gegen Leon Goretzka noch in seinem halben Jahr bei Manchester United (gegen den Brasilianer Fred) nachhaltig durchsetzen können. Er ist somit keine Verpflichtung aus der absoluten Top-Liga. Mit der Höhe der Ablöse musste die Borussia am aktuell überhitzten Markt rechnen, sie ist aber dennoch nicht ohne. Das gilt auch für Sabitzers Gehalt, mit dem sich der 29-Jährige beim BVB gleich im oberen Drittel einreiht.
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