„Alleine ist schwer!“ – als Teamsportler ist sich Mats Hummels früh der Bedeutung dieser Aussage bewusst geworden und hat vielleicht auch deshalb seit einigen Jahren seinen Podcast so benannt. In dem diskutiert der Weltmeister von 2014 mit seinem Bruder Jonas und einem gemeinsamen Freund über alltägliche Dinge und natürlich auch ausführlich über Sport. Immer rund eine Stunde lang, manchmal auch so lang wie ein Fußballspiel dauert.
BVB-Routinier Hummels nimmt es mit Humor
Die aktuelle Ausgabe ist deutlich kürzer, der Hummels-Kumpel Lukas liegt krank im Bett, was Dortmunds momentanen Innenverteidiger a.D. allerdings die Gelegenheit gibt, seine unbefriedigende Situation mit reichlich Selbstironie zu beleuchten. Man habe beschlossen, sagt Mats Hummels gleich zur Einleitung, „den Podcast nur noch so lang zu machen, wie ich Spielminuten beim BVB kriege.“ Und in der Tat dauert die Folge nur sieben Minuten, Bruder Jonas orakelt spöttisch, vielleicht sei es dann ja sogar die letzte Folge.
Nach außen hin nimmt der 34-Jährige seine Situation also mit Humor, innen drin dürfte das anders aussehen. Hummels‘ Ehrgeiz ist schließlich ungebrochen. Das hat er in der Sommervorbereitung bewiesen, als er sich nach der Doppel-Verpflichtung zweier Positionskonkurrenten topfit dem Kampf um die Plätze stellte, mit Leistung überzeugte und in der Hinrunde eigentlich immer gesetzt war. Im Winter verlor Hummels seinen Stammplatz aus nicht ersichtlichen Gründen an Nico Schlotterbeck und Niklas Süle, die sich mit der Siegesserie festspielten und auch am Mittwoch als Innenverteidiger-Paar zu gefallen wussten.
BVB-Kapitän Reus nur auf der Bank
Als die Reservisten nach dem 1:0 gegen Chelsea im sich leerenden Stadion noch unter Anleitung von Fitness-Trainer Shad Forsythe einige knackige Sprints über das gesamte Feld absolvieren mussten, lief Hummels vorneweg. Frustbewältigung auf die bestmögliche Art und Weise – und ein professioneller Umgang mit einer nicht leichten Situation, der nach der Partie auch Trainer Edin Terzic gefiel. Der äußerte ein großes Lob für alle Reservisten und deren Einstellung. Der momentane Lauf der Borussia, er basiert vor allem darauf, dass die Rückkehr vieler Langzeitverletzter das Niveau deutlich angehoben hat. Höhere Trainingsqualität führt dabei fast automatisch zu einer höheren Qualität auch im Spiel.

Nicht alle im Kader gehen dabei aber als Gewinner aus dieser Situation hervor. Überraschend ist Hummels einer der Verlierer dieser Entwicklung, und sie hat auch einen langjährigen Mitstreiter des Innenverteidigers getroffen. Dass Terzic im bislang wichtigsten Spiel des Jahres auf Hummels und auch auf Marco Reus verzichtete, war bemerkenswert und könnte das Signal für eine Zeitenwende sein.
Ungeklärte Zukunft bei Reus und Hummels
Reus, der im Mai 34 Jahre alt wird, und Hummels, seit Dezember 34 Jahre alt, blicken aktuell noch auf eine ungeklärte Zukunft. Bei beiden naht das Karriere-Ende, bei beiden laufen die Verträge aus – Terzics bewusster Verzicht auf zwei langjährige Führungsspieler war somit quasi ein Vorgriff auf die langfristige Zukunft, die Borussia Dortmund aus nachvollziehbaren Gründen irgendwann ohne das Duo bestreiten muss.
Wie schnell dieser Zeitpunkt kommen wird, ist immer noch offen. Und Terzic hat natürlich nach der Partie, angesprochen vor allem auf die Personalie Reus, betont, wie wichtig der Kapitän und auch die anderen Spieler auf der Bank seien. Es tue ihm „brutal leid“ erklärte Dortmunds Trainer, „ich finde, er muss es nicht akzeptieren, aber er muss es respektieren.“
BVB-Trainer Terzic: „Muss es nicht akzeptieren“
Reus quälte sich beim für ihn ungewohnten Sprinttraining kurz vor Mitternacht erkennbar mehr als Hummels. Mit seiner Entscheidung sei Reus aber genauso wie der nicht berücksichtigte Ex-Weltmeister Mats Hummels sehr professionell umgegangen, erklärte Terzic nach dem Spiel. „In dem Moment muss er es respektieren wie alle anderen auch und das ist extrem wichtig“, sagte der 40-Jährige. „Im Training und in den nächsten Spielen, wenn er dann spielt, kann er zeigen, dass er es nicht akzeptiert.“
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