BVB-Routinier zurück aus der DFB-Rente Hummels-Comeback mit Licht, aber auch Schatten

BVB-Routinier zurück aus DFB-Rente: Hummels-Comeback mit Licht und Schatten
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Nach 62 Minuten hatte Julian Nagelsmann genug gesehen von dem Spieler, dem er nach einer spektakulären Rückholaktion sogleich eine Chef-Rolle auf dem Weg zur Heim-Europameisterschaft zugetragen hat. Mats Hummels feierte 27 Monate nach seinem 76. und bis zum Samstagabend letzten Länderspiel sein Comeback im DFB-Trikot. Unterm Strich dürfte sein Fazit danach positiv ausfallen, auch wenn sich ins Licht in den gut 60 Minuten auch einige Schatten mischten.

BVB-Verteidiger Hummels hellwach

Mehr durfte man allerdings wohl auch nicht erwarten, denn vor allem das Zusammenwirken mit Nebenmann Antonio Rüdiger kann noch nicht komplett aufeinander abgestimmt sein. In vielen kleinen Situationen zeigte Hummels, warum Nagelsmann ihn aus der Nationalmannschafts-Rente zurückbeorderte. Gute Antizipation bei einigen Balleroberungen, man sah den 34-Jährigen wie in Dortmund wach agieren und immer auch kurze Kommandos geben. Hummels strahlte Präsenz aus, auch seine Erfahrung soll im Heim-Turnier in acht Monaten für die DFB-Elf wertvoll sein.

Nagelsmanns Idee, situativ mit hoch verteidigenden Innenverteidigern zu agieren, offenbarte allerdings immer dann Schwächen auch beim Dortmunder Routinier, wenn es den USA gelang, sich aus dem Pressing schnell nach vorne zu kombinieren. Das war vor allem noch vor der Halbzeit der Fall. So wie beim 0:1, als Hummels sich zu weit aus seiner defensiven Position herauslocken ließ, Jonathan Tah den mit Ball nach vorn stürmenden Ex-Dortmunder Christian Pulisic nicht energisch genug störte und auch Rüdiger in der Restverteidigung viel zu passiv agierte. Schon als der Ball Pulisics Fuß beim Schuss verließ, winkte Hummels leicht ab. Er sah, dass die Kugel perfekt in den Winkel flog.

BVB-Routinier Hummels verteidigt oft nach vorne

Dass Nagelsmann in den noch verbleibenden Trainingseinheiten bis zur Kader-Nominierung vor allem an der defensiven Abstimmung der Kette untereinander und im Verbund mit dem defensiven Mittelfeld feilen muss, zeigte auch die Szene, in der Hummels als letzter Rettungsanker zu einem Foul gegen den Amerikaner Sergino Dest gezwungen war. Auch hier kombinierte sich das US-Team zielstrebig nach vorne und überspielte das deutsche Mittelfeld. Die Gelbe Karte hatte sich der Dortmunder mit seinem Tackling, bei dem er deutlich zu spät kam, redlich verdient.

Mats Hummels sieht die Gelbe Karte.
Die Gelbe Karte sah Mats Hummels für seine Grätsche gegen Sergino Dest zurecht. © IMAGO/Schüler

Auch das gehört zu Hummels‘ Spielweise, an der er auch im DFB-Trikot nichts ändern wird, weil ihn das wahrscheinlich seiner großen Stärken berauben würde. Hummels‘ Art ist über die Jahre mit einer Portion Risiko behaftet geblieben. Er verteidigt auch im Dortmunder Trikot oft sehr offensiv und rückt dabei bis in die gegnerische Spielhälfte jenseits der Mittellinie vor. Das sind die Situationen, in denen er in Bedrängnis gerät, wenn er nicht in die Zweikämpfe kommt.

Gute Form, großer Erfahrungsschatz

Die anderen Szenen, in denen Hummels immer noch potenziell brenzlige Situationen früh erkennt, mutig nach vorne verteidigt und kleinere Feuer löscht, bevor sie zu einem größeren Brand anwachsen, sind freilich auch in seiner 16. Profisaison deutlich in der Mehrzahl. Das, seine aktuell gute Form im Klub und seine immense Erfahrung als einer von wenigen noch aktiven Kaderspielern, die in Rio den WM-Pokal in den brasilianischen Nachthimmel recken durften, hat Nagelsmann nicht zögern lassen, den von Hansi Flick und zuvor auch Joachim Löw ausgemusterten Innenverteidiger zurückzuholen.

Der neue Bundestrainer weiß, dass damit auch ein gewisses Risiko einhergeht. Vor zwei Jahren vollzog auch Löw diese Kehrtwende, als er Hummels zur EM 2021 aus dem Exil holte – die Maßnahme fruchtete aus mehreren Gründen nicht. Nagelsmann hat mindestens so hohe Erwartungen an Mats Hummels wie seinerzeit der Éx-Bundestrainer. Ein Vorteil dürfte sein, dass er sich viel eher zu dieser personell Aufsehen erregenden Maßnahme entschied und Hummels‘ Fitnesszustand aktuell deutlich besser ist.

Offenes Vier-Augen-Gespräch

Was er vom Dortmunder Abwehrchef erwartet, habe DFB-Hoffnungsträger Nagelsmann ihm in den USA schon in einem Vier-Augen-Gespräch und auch vor der versammelten Mannschaft erläutert, erklärte Hummels. „Ich hoffe, dass ich dem gerecht werden kann.“ Der Anfang der noch frischen Zusammenarbeit war zumindest in Ansätzen vielversprechend. Hummels feierte mit kleinen Abstrichen ein gelungenes Comeback, das aber auch noch Luft nach oben nachwies. „Es war ein absolut besonderer Moment. Etwas überraschend mit mehr Nervosität, als ich gedacht hätte“, gab der Dortmunder am RTL-Mikrofon zu.

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