Marco-Reus-Sprechchöre nach dem Spielende, mal wieder hatte der Ex-Kapitän das wichtige 1:0 für seinen BVB erzielt. Am Ende reichte das Tor, dem eine der wenigen guten Kombinationen und die kluge Hereingabe von Julian Brandt vorausgingen, zum nächsten Dreier. 1:0 gegen den VfL Wolfsburg, von einem Befreiungsschlag, der für Ruhe hätte sorgen können, konnte aber nicht die Rede sein. Die meisten der 81.365 Zuschauer im ausverkauften Signal Iduna Park gingen eher mit vielen Fragen im Gepäck nach Hause.
BVB-Trainer Terzic setzt auf XXL-Rotation
Am Ende der ersten Hälfte behinderten sich nach einer langen Freistoßflanke Mats Hummels und Nico Schlotterbeck gegenseitig. Coen Casteels im Tor der Wolfsburger nahm den Kullerball dankend auf, es war eine Szene, die sinnbildlich stand für die bis dahin wenig zielführenden Versuche des BVB, den VfL Wolfsburg zu knacken.
0:0 zur Pause, die Fans erlebten die nächste spielerische Enttäuschung trotz oder vielleicht wegen der XXL-Rotation, die gleich sechs neue Spieler in die Startelf spülte. Edin Terzic hatte reagiert auf die Darbietungen der vergangenen Wochen, und Dortmunds Trainer machte keinen Halt vor Kapitän Emre Can, er schickte seine schnellsten Spieler (Karim Adeyemi, Donyell Malen) auf die Bank und wirbelte die Mannschaft damit so kräftig durch wie bislang noch nicht in dieser Saison.
Bynoe-Gittens ein Aktivposten beim BVB
Vierer- statt Fünferkette, Doppel-Sechs, wieder eine echte Neun: Auch systematisch änderte Terzic im Vergleich zum Spiel in Paris einiges. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wir wollen den Gegner vor Aufgaben stellen“, erklärte er vor der Partie, „Leistung, Frische und der Gegner“ seien die Entscheidungskriterien gewesen.
Auf dem Feld machte sich das dann vor allem dadurch bemerkbar, dass vieles unkoordiniert und wenig eingespielt wirkte im Spiel der Borussia – und kaum einmal mit der notwendigen Zielstrebigkeit. Positiv: Die Spielkontrolle ging über die kompletten 90 Minuten nicht verloren. Sehr viel lief über die linke Seite, wo Jamie Bynoe-Gittens den Auftrag hatte, immer das Dribbling zu suchen. Durch bis zur Grundlinie kam der schnelle Youngster selten, er war bis zu seiner Auswechslung dennoch einer der Aktivsten im schwarzgelben Dress.
Füllkrug erstmals in der BVB-Startelf
Es waren erste 45 Minuten, in denen sich der BVB nach ordentlicher Anfangsphase vom schwachen Niveau der Gäste herunterziehen ließ. Wenig Esprit, kaum einmal überraschende Aktionen, so gut wie keine Torgefahr: Es hakte an vielen Punkten im Dortmunder Spiel, die schon bekannten Probleme der Frühphase dieser Saison blieben auch mit neuem Personal. Lediglich die Positionierung war diesmal deutlich besser, Wolfsburg musste viel hinterherlaufen, bekam aber kaum einmal Zugriff auf den BVB.
Dennoch hatten die Wolfsburger nach einem schnellen Konter über Tiago Tomas und Jonas Wind durch den Abschluss des Portugiesen (37.) noch die beste Chance der ersten 45 Minuten. Es war ihre einzige Chance. Auf Dortmunder Seite führten 60 Prozent Ballbesitz zu einem ebenso mageren Ertrag. Der Freistoß von Marco Reus forderte den aufmerksamen Casteels gleich nach fünf Minuten, danach aber prägten Ungenauigkeiten und viel Leerlauf das Geschehen vor dem Wolfsburger Strafraum. Von Niclas Füllkrug, erstmals als echte Neun in der Startformation, war nichts zu sehen, das blieb bis zu seiner Auswechslung so.
Hummels-Traumpass auf Füllkrug
Füllkrug war dennoch der Dortmunder, der nach einem Hummels-Traumpass das 1:0 hätte machen müssen. Frei vor Casteels misslang dem Ex-Bremer die Ballannahme (53.), es gab erste Pfiffe.
Fast nicht mehr erwartbar, schwang sich der BVB dann doch noch zu mehr Zielstrebigkeit auf. Reus‘ Pass auf Julian Brandt brachte einen noch zu zentralen Abschluss, der aber Casteels immerhin zu einer Faustabwehr zwang (68.). Besser funktionierte es kaum 60 Sekunden später: Flanke Brandt, Reus hielt den Fuß in den Ball, es stand 1:0. Die Jubeltraube danach entsprang purer Erleichterung, die auch auf den Rängen spürbar war (69.).
BVB gibt weiterhin Rätsel auf
Jonas Wind, Wolfsburgs Lebensversicherung im Sturm mit bislang fünf Treffern, setzte einen Schuss aus 18 Metern nur knapp am Gehäuse vorbei – zuvor sträflich alleingelassen von Schlotterbeck (77.). Das war allerdings die einzige noch gefährliche Annäherung der Gäste, bei denen man sich die Frage stellen musste, wie sie bis zum Anpfiff einen Punkt mehr als der BVB auf das eigene Konto schaufeln konnten.

Gegen den biedersten Gegner im bisherigen Saisonverlauf stellte am Ende vor allem das Ergebnis zufrieden. Borussia Dortmund kämpft sich weiter durch die Saison, springt mit dem Erfolg dennoch in die Spitzengruppe der Bundesliga. Viel mehr wird von diesem Spiel nicht hängen bleiben.