
© Jürgen Fromme / firo
BVB-Profi Marcel Schmelzer und die ungewisse Rückkehr
Borussia Dortmund
Aufzugeben, das kommt für BVB-Profi Marcel Schmelzer nicht infrage. Doch zu einem Comeback im Trikot Borussia Dortmunds reicht es höchst wahrscheinlich nicht mehr.
Zuhause gegen Mainz. Eine 0:2-Niederlage. Mehr als neun Monate liegt dieser bittere 17. Juni nun schon zurück, und so wirklich viele Gründe gibt es aus BVB-Sicht nicht, sich daran zu erinnern. Wehmütig dürfte nur einer im Dortmunder Lager auf dieses Datum blicken: Marcel Schmelzer. Denn bis heute war das Duell mit Mainz der letzte Einsatz für den früheren Kapitän des BVB.
BVB-Profi Marcel Schmelzer muss am Knie operiert werden
Eingewechselt 36 Minuten vor dem Abpfiff. Kurz darauf stellten sich schmerzhafte Knieprobleme ein, die restlichen Saisonspiele verpasste Marcel Schmelzer deshalb. Im Juli ergaben genauere Untersuchungen: Der Schaden im Knie macht eine Operation unausweichlich. Schon damals gaben sich die Verantwortlichen des BVB recht vorsichtig: Eine mehrmonatige Reha schließe sich an, mit einem Wiedereinstieg des Routiniers sei jedoch bis zum Jahresende 2020 zu rechnen.
Dann aber gab es erste Komplikationen am operierten Knie und weitere Rückschläge in der Reha. Im Winter war spätestens klar: Kein Comeback vor Weihnachten, Schmelzer braucht mehr Zeit. Längst war es still geworden um den verdienten Borussen und ehemaligen Kapitän, der in seiner 13-jährigen Profilaufbahn nie für einen anderen Klub gespielt, der 367 Pflichtspiele im schwarzgelben Trikot absolviert hatte. Der Anteil hatte am Meistertitel 2011, am Double 2012. Er fand im Grunde nicht mehr statt, nicht in der Öffentlichkeit, nicht in den sozialen Netzwerken. Nicht in den Besprechungen vor BVB-Spielen, wenn es um Optionen für den Kader oder Neuigkeiten aus dem Lazarett ging. Keine Interviews.
Schmelzers Vertrag beim BVB läuft Ende Juni definitiv aus
Marcel Schmelzer schuftete im Hintergrund für seine Rückkehr. Zumeist allein oder angeleitet vom medizinischen Personal der Borussia. In Coronazeiten räumlich und zeitlich getrennt vom Rest der abgeschirmten BVB-Profis. Vor fünf Wochen dann gab es ein erstes Signal der Hoffnung. Es gehe „vorwärts in kleinen Schritten“, so erklärte es der 33-Jährige, „ich kann das Pensum ganz vorsichtig steigern.“ Die Betonung lag dabei bewusst auf „vorsichtig“. Denn bis heute steckt der Magdeburger, dessen Vertrag mit dem BVB am 30. Juni definitiv ausläuft, im Reha-Prozess. Ein Mannschaftstraining steht für ihn noch lange nicht zur Debatte.
Heißt auch: Mehr als neun Monate nach dem letzten Einsatz für Borussia Dortmund ist an den nächsten noch nicht zu denken. „Er macht jetzt gute Fortschritte, aber natürlich ist es für Marcel eine sehr schwierige Phase in seiner Karriere“, sagt Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspieler, auf Anfrage der Ruhr Nachrichten. Er habe selbst schwere Verletzungen erleben müssen und könne nachempfinden, wie viel Frust, Zweifel, Sorgen eine solch lange Ausfallzeit und der ungewisse Zeitpunkt einer Rückkehr für einen Spieler bedeuten könne.
Sebastian Kehl über Schmelzer: „Er will unbedingt wieder spielen“
„Aber“, so betonte Kehl, „Marcel ist natürlich weiterhin ein fester Bestandteil unseres Teams! Wir unterstützen ihn, wo wir können. Und er gibt nicht auf, arbeitet jeden Tag intensiv und bleibt optimistisch. Er will unbedingt wieder spielen.“ Ob das aber noch beim BVB gelingen kann, ist mit Blick auf das Saisonende in sieben Wochen höchst fraglich - auch wenn Kehl anmerkt: „Ich wünsche es ihm von ganzem Herzen.“
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
