Selbstkritisch und ehrlich gibt sich Borussia Dortmunds Spielmacher Julian Brandt. Aktuell weilt der 27-Jährige beim DFB-Team, welches nach den ernüchternden Auftritten gegen die Ukraine (3:3) und Polen (0:1) nun in der Pflicht steht. „Die Rechnung ist relativ einfach“, fing Brandt seinen Erklärungsansatz an, „Gewinn deine Spiele, und die Leute fangen wieder an, sich für dich zu interessieren.“
Im Interview mit der Welt am Sonntag (Plus) erklärte der Mittelfeldspieler, dass das Nationalteam es seit 2018 nicht mehr schaffe, „konstant Siege zu erringen“. Dafür brauche die Mannschaft gar nicht Titelfavorit zur Europameisterschaft im kommenden Jahr sein. „Es passt uns ganz gut, mal wieder etwas demütiger zu sein. Aber mutig sollten wir sein“, sagt Brandt.
BVB: Brandt verteidigt Süle
Neben Brandt sind auch seine BVB-Teamkollegen Emre Can, Nico Schlotterbeck und Marius Wolf beim DFB-Team. Fehlen tut Niklas Süle, dessen Nicht-Nominierung zuletzt medial für viel Wirbel sorgte. „Dieses Mal hat es ihn getroffen, beim letzten Mal andere. Mich zuvor auch schon“, so Brandt. Er hat aber bereits eine Vermutung, was dahinterstecken könnte: „Ich vermute aber auch zu wissen, was der Bundestrainer mit solchen Zeichen bezweckt. Er sieht Potenziale, die man aus seiner Sicht ausschöpfen muss. Ich weiß genau, worum es geht, mir wurde auch über Jahre vorgeworfen, meine Qualitäten nicht genügend einzubringen.“
Trotz dieser Einschätzung verteidigt Brandt seinen Teamkollegen. „Für mich ist er ein Spieler, der ganz klar von seiner Qualität her in die Nationalmannschaft gehört“, stellt Brandt klar. „Auf Niki war bei uns immer absolut Verlass!“
Brandt: „Angefühlt wie ein gebrochenes Herz“
Optimistisch äußerte sich der Spielmacher, der im Frühjahr seinen Vertrag beim BVB bis 2026 verlängerte, über die Post-Ära nach dem Wechsel von Jude Bellingham. „Bevor Erling Haaland uns verlassen hat, wurde auch viel darüber debattiert, was mit uns im Anschluss wohl passieren wird. Letztlich haben wir dessen Abgang auch aufgefangen. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, zumal wir eine richtig gute Achse haben“, prophezeit Brandt.
Einblick hatte er in das verlorene Meisterschaftsfinale vor gut drei Wochen gegeben, als der BVB nicht über ein 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 hinauskam: „Es war niederschmetternd, hat sich angefühlt wie ein gebrochenes Herz. So stelle ich mir das in einer Beziehung vor, wenn man auseinandergeht und leidet.“ Der FC Bayern München gewann sein Spiel beim 1. FC Köln und ist aufgrund der besseren Tordifferenz Deutscher Meister geworden.
Dabei präsentierte sich der frühere Leverkusener auch selbstkritisch: „Wir waren viel zu hektisch, haben versucht, es zu erzwingen. Wir waren verkrampft, viel zu verkopft und nicht ruhig genug. Es ist bitter, denn der Tisch war gedeckt für uns, wir hätten nur ordentlich essen müssen.“
Was den Fans des BVB Hoffnungen machen dürfte, ist die Ansage Brandts mit Blick auf die kommende Spielzeit. „Ich möchte so gern etwas gutmachen“, sagt Brandt, „Wenn wir es schaffen, so gut zu spielen, wie das überwiegend in der Rückrunde der Fall war, wird das super. Aber wir müssen eben lernen, über 34 Spieltage hinweg zu liefern.“