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BVB-Profi Hazard gewinnt Familien-Wette - weil Favre ihm vertraut
Borussia Dortmund
Thorgan Hazard ist kein Mann für die großen Schlagzeilen. Mit seiner Ausbeute nach dem ersten BVB-Jahr gewinnt er aber eine Wette gegen Bruder Eden - und verspricht noch mehr.
Die Familien-Wette hat Thorgan Hazard in der abgelaufenen Saison gewonnen. In jedem Jahr ist das so, er gegen Bruder Eden, der bei Real Madrid spielt. Wer am Ende mehr Scorerpunkte erzielt hat, der lädt den anderen zum Essen ein. „So oft“, sagt Hazard, „kommt es nicht vor, dass ich vorne liege.“ In der abgelaufenen Saison aber schon - und sogar ziemlich deutlich.
Thorgan Hazard steht im Schatten der BVB-Offensivstars
Sieben Treffer, 13 Assists - das ist eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann als Bilanz seines ersten BVB-Jahres, allenfalls in der Champions League, wo er in sieben Einsätzen ohne Torbeteiligung blieb, ist die Bilanz offensichtlich ausbaufähig. Es ist auffällig, dass Hazards Werte gar nicht groß thematisiert werden in der Betrachtung. Er stand medial stets im Schatten von Jadon Sancho, auch von Achraf Hakimi, zuletzt natürlich auch von Erling Haaland, denen die meisten Schlagzeilen galten.
Bei seinem Trainer aber genießt Thorgan Hazard höchstes Ansehen. Lucien Favre setzte ihn in 33 der 34 Bundesliga-Spiele ein, von den Feldspielern hatten nur Mats Hummels (2583) und Hakimi (2717) mehr Einsatzminuten als Thorgan Hazard (2413). „Damit“, sagt der 27-Jährige, „kann ich sehr zufrieden sein. Hier herrscht große Konkurrenz, nach einem Vereinswechsel ist das erste Jahr auch nicht immer so einfach.“ Hazard ließ viele Sachen einfach aussehen, und Favre hielt treu zum Belgier, den er in Gladbach schon trainierte.
Hazard kennt BVB-Coach Favre aus Gladbach
Ein spezielles Verhältnis habe er deshalb nicht zum Schweizer Trainer, beim Zusammentreffen mit Favre in Gladbach musste sich Hazard auch lange hinten anstellen. „Ich habe damals nur sechs Mal in der Startelf gestanden und insgesamt sehr wenig gespielt.“ Aber Hazard weiß aus dieser Zeit, wie Favre tickt, was er verlangt auf dem Platz. Und ist meistens ein zuverlässiger Lieferant. „Die Chemie stimmt“, sagt er.
Hazards Vielseitigkeit ist ein Trumpf. In zehn Bundesliga-Spielen setzte ihn Favre links ein, in zehn auf Rechtsaußen, er spielte in der Mittelfeldzentrale (acht Mal). Und als Haaland verletzt war, sogar als Mittelstürmer (fünf Mal). Er brauche das, sagt Thorgan Hazard, „wenn ich immer eine Position spiele, habe ich irgendwann das Gefühl, ich müsste mal wechseln.“
Hazard glaubt beim BVB an seine Chancen
Wird über eine potenzielle Startformation der Borussia für die neue Saison philosophiert, taucht der Name Hazard öfter schon mal nicht darin auf. Giovanni Reyna wird eine tragendere Rolle zugetraut in der Offensive, da Sancho geblieben ist, ist die Konkurrenzsituation mindestens so groß wie in der vergangenen Spielzeit. Hazard glaubt dennoch an seine Qualitäten und an seine Chancen: Rundum zufrieden mit der Saison war er nämlich nicht. „Die Zahl der Torvorbereitungen“, sagt er, „war okay. Aber ich kann mehr Tore schießen und ich kann auch noch viel besser spielen.“
Vielleicht hat er dabei das süße Gefühl des Wettsiegers im Hinterkopf. Sein älterer Bruder Eden kam auch aufgrund einer langen Pause wegen eines Haarrisses im Fuß nur auf sieben Torbeteiligungen in der Liga, Thorgan auf satte 20. „So deutlich“, vermutet der jüngere Hazard, „wird es wohl nicht mehr werden.“
Kleiner Bruder ermuntert Hazard zur neuen Frisur
Zeit, die Wettschulden einzulösen, gab es in diesem Corona-Sommer noch nicht. Eden spielte mit Real Madrid bis in den August hinein in der spanischen Meisterschaft, als sein Urlaub begann, war der von Thorgan schon zu Ende. So verbrachte der Dortmunder viel Zeit mit dem dritten Hazard-Profi. Kylian, dem mit 25 Jahren jüngsten Bruder aus dem Trio, „verdankt“ Thorgan Hazard auch den deutlich erblondeten Haarschopf. „Er hat gemeint, es sei Sommer, wir sollten mal was Verrücktes machen.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
