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BVB-Präsident Rauball erfreut über Derbysieg – und doch etwas wehmütig
Borussia Dortmund
Dr. Reinhard Rauball hat schon Hunderte Spiele seines BVB hautnah erlebt. Das aktuelle 4:0 im Revierderby gegen Schalke aber war für Borussia Dortmunds Präsident besonders.
„Die Mannschaft hat mich voll überzeugt“, sagte Rauball im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir haben gegen Schalke einfach ein beherrschendes Spiel abgeliefert. In dieser Saison habe ich das von uns in dieser Qualität vorher noch nicht gesehen.“ Die Borussia habe ihm nicht nur dank technischer Feinheiten Freude bereitet, „auch, wie sie sich in puncto Aggressivität reingearbeitet hat in dieses Derby, und wie lehrbuchmäßig sie Forechecking betrieben hat, das war schon beeindruckend.“
In die Jubelstimmung nach dem in souveräner Manier gewonnenen Revierderby mischte sich jedoch auch ein Schuss Wehmut. Er selbst habe zwar als Kopf der BVB-Delegation, auf der Tribüne mit großem Abstand zum Sitznachbarn und ausgerüstet mit Mund-Nasenschutz, das 180. Duell der Revier-Rivalen live im Signal Iduna Park verfolgen können. „Aber ich bedauere, dass Tausende Fans von diesem Spiel ausgeschlossen waren. Das war nicht das Stadionerlebnis, das man als Fußball-Liebhaber gewohnt ist“, erklärte Rauball.
BVB-Präsident Rauball sieht keine Alternative zu Geisterspielen
Es gebe aber keine Alternative zu dem aktuellen Weg der Geisterspiele, „sonst laufen einige Klubs aus der ersten und zweiten Liga in die Insolvenz.“ Die Atmosphäre auf den fast menschenleeren Tribünen im Stadion habe ihn am Samstag ein wenig an seine aktive Zeit als Fußballer im Trikot des TSC Eintracht erinnert, verriet der BVB-Präsident mit einem Augenzwinkern, an eiskalten Wintertagen sei damals kein Zuschauer zum Sportplatz gekommen.
Nach einem Sieg des BVB führt Rauballs erster Weg eigentlich hinunter von der Tribüne in die Mannschaftskabine der Borussia, um Gratulationen an Team und Trainer auszusprechen. Auch dieses Ritual fiel aufgrund der Corona-Einschränkungen nach dem 4:0 gegen Schalke weg. Keine Nähe zu den Spielern heißt es sogar für den Präsidenten: „Das ist zwar schade, aber ich halte mich natürlich an die Regeln. Keine Frage, dass ich den Kontakt zur Mannschaft schon seit Wochen meide.“ Alle Beteiligten hätten sich auch jetzt nach bestandenem ersten Liga-Spieltag strengstens nach dem Hygiene- und Sicherheitskonzept der DFL zu richten. „Es wäre doch ein fataler Fehler, wenn wir jetzt in Disziplin oder Sorgfalt nachlassen würden, dann wäre womöglich alles umsonst gewesen“, mahnte der BVB-Präsident.
Schritt für Schritt: BVB soll noch nicht an Bayern denken
Ein Fehler wäre es auch, wenn sich in den Köpfen der Borussen-Profis schon jetzt die Gedanken an das Gipfeltreffen mit dem FC Bayern in einer Woche in Dortmund breitmachen würden. Seine Vorfreude konzentriere sich deshalb auf das Spiel in Wolfsburg am Samstag, betonte Rauball, „und ich bin mir sicher, dass die Trainer und die anderen Verantwortlichen wie Michael Zorc und Sebastian Kehl das zu 100 Prozent genauso sehen.“ Erst am Samstag ab 17.30 Uhr sei es an der Zeit, an die Bayern zu denken.
Wohlwollend registrierte Rauball, wie zurückhaltend sich die BVB-Fans zum Auftakt des Geisterspiel-Endspurts gegen Schalke präsentierten. Es gab keine Störungen oder Zusammenkünfte am Stadion, alles verlief friedlich und im Rahmen der Corona-Vorgaben. Das Lob, das es dafür aus dem NRW-Innenministerium für die Fans gab, „haben sich die Anhänger mehr als verdient“, so Rauball, „dafür kann ich mich bei all unseren Fans nur herzlich bedanken.“
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
