BVB-Poker mit Brunner wird zum Dauerthema Geld, Perspektive und eine Grundsatzentscheidung

BVB-Poker mit Brunner wird zum Dauerthema: Geld, Perspektive und eine Grundsatzentscheidung
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Sebastian Kehl kann sich in diesen Tagen über mangelnde Arbeit kaum beklagen. Neben dem sportlichen Tagesgeschäft steckt Borussia Dortmunds Sportdirektor mitten in den Planungen für die neue Saison. Die Personalie Paris Brunner entwickelt sich dabei zum leidigen Dauerthema. Denn trotz wochenlanger Verhandlungen ist noch kein Durchbruch in Sicht, die Zukunft des 17-Jährigen weiter offen.

Komplizierte BVB-Verhandlungen mit Brunner

Am kommenden Donnerstag (15. Februar) wird das BVB-Toptalent volljährig und darf ab dann seinen ersten Profivertrag selbst unterschreiben. Dass sich beide Seiten bis dahin einigen, ist unwahrscheinlich. Im Klub ist nach Informationen der Ruhr Nachrichten längst die Einsicht gereift, dass eine Vertragsverlängerung des noch bis 2025 mit einem Fördervertrag an den BVB gebundenen Brunner kein Selbstläufer wird.

„Wir sind in sehr vertrauensvollen Gesprächen mit der Familie. Wir wissen um die Fähigkeiten von Paris. Er ist jetzt schon einige Jahre bei uns. Natürlich versuchen wir, diesen Weg weiter fortzuschreiben. Wir haben noch eineinhalb Jahre Vertrag, die Gespräche laufen aktuell und das in sehr gutem Rahmen. Wie sie am Ende ausgehen, kann ich heute aber nicht sagen. Das wird die Zeit zeigen“, sagte Kehl noch am Freitag.

Welche Perspektive erhält Brunner beim BVB?

Obwohl beide Parteien seit Wochen in regelmäßigem Austausch stehen, stocken die Verhandlungen. Nach RN-Recherchen hakt es an zwei Punkten: den finanziellen Rahmenbedingungen und einer entsprechenden Profi-Perspektive. Im Tagesgeschäft der U19 liefert Paris Brunner beständig ab. Beim 7:1-Kantersieg gegen den Wuppertaler SV erzielte er am Sonntag einen Doppelpack und bereitete einen weiteren Treffer vor. Auf der Tribüne: Vater und Berater Norbert sowie Mutter Valerie.

Sein Trainer Mike Tullberg sagte anschließend im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten: „Es ist für die jungen Spieler extrem schwierig geworden, sie werden auf allen Plattformen extrem gehypt. Bei Paris ist das Wichtigste, dass er seine Leistung abruft – das hat er heute gemacht. Und wenn man seine Leistung abruft, spielt man irgendwann auch höher. Mir ist wichtig, dass er sich in die Gruppe integriert. Das macht er. Und wenn er weiter so auf sich aufmerksam macht, ist er interessant für uns und viele andere. Meine Aufgabe ist es, ihn jeden Tag besser zu machen und zu begleiten.“

Mike Tullberg und Daniel Rios gehen Richtung Kabine.
BVB-U19-Trainer Mike Tullberg (r.) sagt über Paris Brunner: „Meine Aufgabe ist es, ihn jeden Tag besser zu machen und zu begleiten.“ © Groeger

Borussia Dortmund steht vor einer Grundsatzentscheidung: Ist der Verein bereit, notfalls tiefer als bislang üblich in die Tasche zu greifen, um ein Toptalent weiter an sich zu binden und es gegebenenfalls zukünftig – wie im Fall von Hendry Blank – wertsteigernd weiterzuverkaufen? Diese Frage berührt auch den zweiten Knackpunkt in den stockenden Verhandlungen: die Perspektive.

Brunner-Berater dementiert Italien-Gerüchte

Welchen Weg zeigt der Klub Brunner für die nahe Zukunft auf? Denn trotz aller bereits vorhandenen Fähigkeiten Brunners sehen sie im Klub auch noch dessen Mängel und Entwicklungspotenziale. Hinzu kommen die Undiszipliniertheiten des Spielers. Dass der BVB den U19-Stürmer nach seiner öffentlich gemachten Suspendierung im Herbst begnadigte, um ihm die Teilnahme an der U17-WM in Indonesien zu ermöglichen und auch dessen Verstoß gegen die Nachtruhe im Trainingslager in Marbella Anfang Januar nicht an die große Glocke hängte, demonstriert das Wohlwollen, das der Verein der Spieler-Seite bereits entgegengebracht hat.

Norbert Brunner steht auf der Tribüne im Jugendstadion.
Das Heimspiel der BVB-U19 gegen Wuppertal verfolgte Norbert Brunner am Sonntag live vor Ort. © Groeger

Der Vertragspoker ist dennoch weiter in vollem Gange. Gerüchte, nach denen das Toptalent in Verhandlungen mit einem Klub aus der Serie A stehen soll, dementierte Norbert Brunner in dieser Woche gegenüber Sport1: „Die Geschichte, dass ich zuletzt in Italien gewesen bin, um dort Gespräche über einen Transfer zu führen, entbehren jeglicher Grundlage. Da ist überhaupt nichts dran.“ Zudem betonte er: „Die Gespräche mit Borussia Dortmund laufen weiterhin, aber es ist noch nichts entschieden. An oberster Stelle steht für Paris in seinem Alter ganz klar die sportliche Perspektive und nicht die finanziellen Rahmenbedingungen.“

BVB-Sportdirektor Kehl nimmt Brunner in Schutz

Auch Kehl bekannte angesichts des großen medialen Echos: „Die Berichterstattung der letzten Tage hat mich überrascht und mir nicht so gut gefallen. Ich möchte den Jungen in Schutz nehmen. Das, was teilweise über ihn geschrieben und erzählt wurde, ist so nicht richtig. Wir sollten ein bisschen aufpassen, er ist erst 17 Jahre alt.“ Gegenwärtig ist die Situation dennoch festgefahren.

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