Es war das Ende einer langen Leidenszeit und insofern grundsätzlich ein Anlass zu großer Freude für Prince Aning. Fünf Monate nach seiner im Training erlittenen Schulterverletzung stand der Niederländer beim Nachholspiel gegen Preußen Münster erstmals wieder in der Startelf von Borussia Dortmunds U23. Nach zwei vorangegangenen Kurzeinsätzen in Dresden und gegen Saarbrücken schenkte ihm Jan Zimmermann erstmals seit dem 3. März des Vorjahres (0:1 in Freiburg) wieder von Beginn an das Vertrauen.
BVB-Verteidiger Aning sieht Rote Karte
Da Dortmunds Trainer weitere personelle und positionsbezogene Umstellungen im Team vornahm, war es ein schwieriger Auftritt – für Aning und seine Mitspieler. Schwarzgelb fand zu keiner Zeit in die gewohnten Abläufe. Das Kuddelmuddel mündete in eine verdiente 2:3-Niederlage. Bis Anbruch der Nachspielzeit wäre es ein durchwachsener Arbeitstag für den 19-Jährigen gewesen – nicht mehr und nicht weniger. Denn der Linksverteidiger fiel bei der insgesamten überschaubaren Leistung aller Borussen weder sonderlich auf noch ab.
Seine beste Szene hatte der Niederländer, als er nach 24 Minuten mit einem beherzten Vorstoß über die linke Seite den Ausgleichstreffer von Moses Otuali mitinitiierte. Womöglich wäre das als positiver Eindruck hängen geblieben, hätte Aning nicht Sekunden vor Schluss noch einen auffälligeren Tätigkeitsnachweis abgeliefert.
Es lief bereits die sechste Minute der Nachspielzeit in der Roten Erde, als die Gäste aus Münster nach einem Dortmunder Angriff noch einmal zu einem Konter ausschwärmten. Prince Aning preschte ungestüm vor und sprang in vollem Lauf und mit den Händen voraus in Preußen-Verteidiger Niko Koulis. Schiedsrichter Felix Weller blieb gar nichts anderes übrig. Er zückte Sekunden vor Anpfiff die Rote Karte.
BVB-Platzverweis Nummer acht in dieser Saison
Mit gesenktem Haupt schlich Prince Aning hernach vom Rasen, bekreuzigte sich noch kurz, ehe er seinen Weg Richtung Katakomben mit hängenden Schultern fortsetzte. Dass Preußens Sportdirektor Peter Niemeyer ihm noch einen gut gemeinten Klaps mitgab, schien der 19-Jährige nicht einmal zu registrieren. Noch vor dem Kabinengang diskutierte er die Szene mit BVB-Toptalente-Trainer Otto Addo.

Die Rote Karte fügt sich ein in die Platzverweis-Flut der vergangenen Wochen bei der BVB-U23 und in das unglückliche Bild, das der junge Niederländer seit seinem Wechsel im Juli 2022 von Ajax Amsterdam nach Dortmund abgibt. „Das ist jetzt unser achter Platzverweis. Wenn man auf die Zahl guckt, hört sich das schlimm an. Aber wenn man sie sich anschaut, ist das ein Stück weit Naivität und auch Ungeschicktheit. Ich glaube, der heute ist das Paradebeispiel für unsere Platzverweise“, monierte Zimmermann.
BVB-Youngster Prince Aning am Scheideweg
„Gegen Münster war das nicht ausschlaggebend, es schränkt uns aber auch für die nächsten Wochen ein“, so Zimmermann. Inzwischen steht das Strafmaß fest: Der DFB hat Prince Aning für drei Partien gesperrt. Somit fehlt der Linksverteidiger erstmals am Samstag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den SC Verl. Auch Falko Michel brummt das letzte seiner drei Spiele umfassenden Sperre ab. Julian Hettwer und Franz Roggow stehen hingegen wieder zur Verfügung.
Prince Aning bleibt anschließend auch in Unterhaching und Duisburg wieder nur die schon viel zu häufig erprobte Zuschauerrolle. Noch immer ist der Niederländer vom Durchbruch bei Borussia Dortmund weit entfernt. Die Schulterverletzung samt Operation hat ihn in seiner Entwicklung zurückgeworfen. Einen Teil seiner langwierigen Reha verbrachte der 19-Jährige im heimatlichen Amsterdam.
BVB-Verteidiger Aning macht Fortschritte
In Dortmund hat er über lange Zeit mit der neuen Umgebung gefremdelt. Immerhin machte er diesbezüglich in den vergangenen Wochen Fortschritte. „Prince ist offener geworden“, sagt der Sportliche Leiter Ingo Preuß. Der vormals introvertierte, fast scheue Youngster geht mehr aus sich heraus. Nach zaghaften ersten Übungseinheiten leistet er mittlerweile überdies im Training in Eins-gegen-Eins-Duellen mehr Widerstand.

Im Trainingslager in Belek Anfang Januar ging der 19-Jährige mit einer zuvor von ihm kaum gekannten Forschheit in Zweikämpfe. „Dort konnte man sehen, dass er körperlich an sich gearbeitet hat. Er ist physisch robuster geworden“, berichtet Preuß. Dennoch weiß auch er, dass Aning die großen Erwartungen, die mit seinem Transfer verbunden waren, bislang nicht einlösen konnte.
Vorzeitige BVB-Trennung denkbar
In Dortmund haben sie die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben, den Niederländer „zum Stammspieler weiterentwickeln“ (Preuß) zu können. Sollten die nächsten Monaten allerdings ähnlich enttäuschend verlaufen wie die bisherigen gut eineinhalb Jahre, ist auch eine vorzeitige Trennung im Sommer trotz eines noch bis 2026 bestehenden Vertrags denkbar. Die Rote Karte gegen Münster war daher doppelt ärgerlich. Neben dem schlechten Eindruck, der hängen blieb, kostet die mit ihr verbundene Sperre den Niederländer zwei weitere Bewährungsmöglichkeiten, um gegen die Zweifel an seiner Person anzukämpfen.