Auf dem Trainingsplatz erhält er die Anweisungen von Edin Terzic. Mit den Profis ist er unterwegs in Asien. Jubelnde BVB-Fans wollen ein Autogramm von ihm und ein Selfie machen. Die vergangenen Wochen dürften für Jayden Braaf zu den angenehmsten bei Borussia Dortmund gehört haben. Nach Jadon Sancho und Jamie Bynoe-Gittens ist der 20-Jährige das dritte Talent, das von Manchester City zu den Schwarzgelben gewechselt ist. Die großen Hoffnungen der BVB-Verantwortlichen, dass Braaf eine ähnlich steile Entwicklung hinlegt wie die beiden Engländer, waren bislang vergebens. Die ersten Monate in Dortmund sind deutlich holpriger verlaufen als angenommen.
Braaf mit nur 256 Einsatzminuten für den BVB
Die Nachwirkungen eines im April 2021 erlittenen Kreuzbandrisses sind noch immer zu spüren. Braafs Bewegungen sind im Laufe der Zeit zwar geschmeidiger geworden, doch noch immer fehlt es dem Niederländer am taktischen Verständnis und der Disziplin, die eigene Rolle vollumfänglich auszufüllen. Vor allem der Rückwärtsgang klemmt beim Niederländer häufig. Beim BVB wollen sie Braaf über die U23 an die Profis heranführen. Dort aber dosierte der 20-Jährige gute Leistungen äußerst sparsam. Nach 17 Spieltagen bringt er es in der 3. Liga auf gerade einmal 265 Einsatzminuten. Die ersten Wochen der Saison verpasste Braaf wegen des Aufbautrainings. Beim 1:2 gegen Waldhof Mannheim Mitte August stand er erstmals in der Startelf – als Doppelspitze neben Justin Njinmah. Es blieb ein verhaltener Auftritt – genauso wie bei seinen sechs weiteren Einsätzen.
Braaf fehlt es noch immer an Bindung und am Verständnis dafür, wann er welche Räume besetzen muss. Seit Oktober sammelte er ganze 24 Spielminuten in der U23, fehlte gar zweimal im Kader. „Stand jetzt ist er noch nicht angekommen, er macht noch nicht das, was wir von ihm erwarten. Aktuell fehlen mir sieben oder acht Tore, mit denen ich trotz seiner Verletzungsmisere für unsere Mannschaft gerechnet hatte. Im August habe ich gedacht: Jetzt ist er soweit. Dasselbe habe ich im September und Oktober gedacht. Mittlerweile ist das Jahr fast rum. Seine Entwicklung ist bislang nicht zufriedenstellend. Ich hoffe, dass sich das noch ändert. Ich hoffe, dass wir im neuen Jahr einen total fitten Jayden sehen, der die Tore macht, die wir uns von ihm versprechen“, sagt Ingo Preuß im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
BVB-Sportdirektor Kehl hat klare Erwartung an Braaf
Der Sportliche Leiter der BVB-U23 hat die erste Saisonhälfte analysiert, beobachtet die Entwicklung des Niederländers genau und steht dazu im Austausch mit Sebastian Kehl und Edin Terzic. „Jayden hat manchmal Bewegungen drauf, die hat kein anderer in dieser Liga. Aber er hat keine Konstanz in seinem Spiel. Er muss verinnerlichen, worauf es ankommt. Und dann wird das auch was. Aber an dem Punkt sind wir noch nicht“, konstatiert Preuß.

„Ich möchte so früh wie möglich zeigen, was ich kann“, hat der Niederländer im Juli im Trainingslager der BVB-U23 in Kirchberg angekündigt. Das hat bisher maximal sporadisch geklappt. Auch weil es dem Niederländer bisweilen an Selbstreflexion und der ehrlichen Einordnung der eigenen Leistungen mangelt. Schon Sportdirektor Sebastian Kehl hatte bei der Verpflichtung Braafs gesagt, dass der BVB in ihm ein großes Talent an Bord habe, sofern „Jayden die vor ihm liegende Phase meistert und klar bleibt.“
BVB-Trainer Preußer nimmt Braaf in die Pflicht
An exakt dieser Schwelle steht Braaf aktuell. Der Niederländer muss den Willen erkennen lassen, den Empfehlungen und Anweisungen im Trainingsbetrieb Folge leisten zu wollen. Darüber hinaus muss Braaf auch physisch weiter zulegen. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir Erwartungen an ihn haben, die er noch nicht erfüllen konnte, weil er körperlich noch nicht so weit ist“, erklärte U23-Trainer Christian Preußer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Noch haben sie in Dortmund Geduld mit dem Niederländer, dessen Vertrag bis 2025 läuft. Doch die Erwartungshaltung des BVB ist klar: Jayden Braaf muss anfangen, das zweifellos vorhandene Potenzial abzurufen und auf dem Rasen auch die Aufgaben verrichten, die ihm womöglich weniger Freude bereiten – dazu zählt die Arbeit gegen den Ball. Preußer hat sich vorgenommen, Braaf an der kurzen Leine zu halten: „Seine Stärken haben wir in Ansätzen schon gesehen. Aber es kann noch ein wenig dauern. Meine Erfahrung mit jungen Spielern, auch mit sehr talentierten Spielern zeigt: Das kann funktionieren, wenn wir am Ball bleiben, wenn wir es nicht laufen lassen, wenn wir aktiv dagegen steuern, wenn Sachen nicht gut sind.“
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