Auch nach der schwächsten Saisonleistung nimmt der BVB immerhin einen Zähler aus Sinsheim mit. Aber: Das Spiel war nicht schön anzusehen - unschön war es auch schon vor dem Anpfiff.

Dortmund

, 23.09.2018, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es blieb ein Mysterium in den Gängen des Hoffenheimer Stadions, warum Borussia Dortmund erst nach der Roten Karte gegen Abdou Diallo so im Spiel war, wie man es hätte eigentlich von Beginn an erwarten können. So endete ein kurioses Spiel mit einem 1:1, das schmeichelhaft war für die Borussia, die in Sinsheim in allen Bereichen ihr Niveau nicht erreichte.

Besorgnis erregende Tendenzen

38 Prozent gewonnener Zweikämpfe waren es am Ende, das hätte eigentlich gegen einen Gegner, der sich gerade über diese Stärke definiert, nicht reichen dürfen. In der Endphase aber hätte der BVB sogar gewinnen, bei Belfodils Kunstschuss über das Tor aus kaum zwei Metern in der Nachspielzeit allerdings auch noch verlieren können.

Das deutet auf einen kurzweiligen Verlauf hin, und die 90 Minuten boten aus neutraler Sicht tatsächlich gute Unterhaltung. Aus schwarzgelber Sicht aber offenbarten sich einige Besorgnis erregenden Tendenzen. Zu dem schon seit Saisonbeginn schwächelnden Offensivspiel gesellten sich eine unerklärliche Fehlerhaftigkeit im Pass-Spiel und ein Abwehrverhalten hinzu, das mit fahrig und nachlässig noch moderat umschrieben ist.

Große Moral wird nicht immer genügen

Der BVB gab seinem neuen Trainer einige Denkaufgaben für die wenigen Tage bis zum nächsten Liga-Spiel am kommenden Mittwoch gegen Nürnberg mit. Denn nicht immer wird die große Moral, die Dortmund auch in diesem Spiel zeigte, am Ende ein schlechtes Spiel korrigieren können.

Zu erwarten waren die unschönen Begleiterscheinungen dieser Auswärtspartie, zu entschuldigen sind sie mit nichts. Es ist einfach nur noch abstoßend, wenn eine ganze Kurve Schmähgesänge mit Beleidigungen weit unter der Gürtellinie gegen 1899-Mäzen Dietmar Hopp skandiert. Solche schäbigen Auswüchse gehören bestimmt auch nicht zur normalen Fußballkultur. Auch wenn man da schon einiges gewohnt ist.

Grenzen des Anstands überschritten

Die Grenzen des Anstands wurden wieder einmal überschritten. Und wenn die Kurve eine Fahne enthüllt, auf der Hopp im Fadenkreuz zu sehen ist, ist das noch weit mehr. Und denjenigen scheint es auch egal zu sein, wie sehr sie das Bild von Borussia Dortmund in der Öffentlichkeit beschmutzen und beschädigen. Dass sich Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke öffentlich und persönlich bei Hopp entschuldigten, war aller Ehren wert - kann aber nur der Anfang der Aufarbeitung gewesen sein.

Wie sensibel und schwierig das Thema ist, zeigten auch die heftigen Reaktionen im Netz auf einen offenen Brief, den die TSG Hoffenheim am Sonntag veröffentlichte und in dem der Klub dazu aufrief, „gemeinsam denen entschieden entgegenzutreten, die mit unverhohlenem Hass und Hetze bis hin zu einem Mordaufruf nicht nur die Werte des Fußballs verraten, sondern eindeutig gegen Recht und Gesetz verstoßen.“

Extrem kurzsichtig

Die Bewertung, diese Art der Anfeindungen seien Woche für Woche in jedem Bundesliga-Stadion zu finden, zeugt allerdings von extremer Kurzsichtigkeit einiger Teile der Anhängerschaft. Dass „alle es machen“ und Beleidigungen überall in den Stadien an der Tagesordnung sind, legitimiert nicht den Straftatbestand an sich. Die Anfeindungen gegen Hopp haben im Übrigen noch einmal eine ganz andere Qualität.

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