Ausgerechnet in seiner eigentlich aussichtsreichsten Abschlussposition unterlief Felix Nmecha ein Missgeschick. Der erste Kontakt geriet zu unsauber, der geplante Haken, um mit dem rechten Fuß in die Mitte zu ziehen und zentral zehn Meter vor dem Bremer Tor frei zum Torschuss zu kommen, misslang. Nmecha musste umdisponieren, er ärgerte sich, als sein Linksschuss geblockt wurde und es nur eine Ecke gab. „Ein Tor“, meinte später sein Trainer, „hätte aus einem sehr guten ein überragendes Spiel von ihm gemacht. Aber er findet immer mehr in unser Spiel, was er heute gezeigt hat, sehen wir jeden Tag im Training.“
BVB-Sportdirektor Kehl lobt Nmecha
Nicht nur Edin Terzic war angetan von Nmechas Leistung. Dessen gute Entwicklung in den vergangenen Wochen ist auch eine Genugtuung für Sebastian Kehl. Borussia Dortmunds Sportdirektor gilt mit Trainer Terzic als der große Treiber dieses Transfers, der im Klub nicht ohne Vorbehalte diskutiert wurde, aus außersportlichen wie fußballerischen Gründen. „Man kann jetzt vielleicht nachvollziehen“, meinte Kehl, „warum wir uns bei ihm so ins Zeug gelegt haben.“
Nmecha vereinte gegen Werder gleich mehrere Spielerprofile in sich. Er war der wertvolle Defensivarbeiter, dem kein Weg zu weit war, der bissig in den Zweikämpfen war, von denen er 62 Prozent für sich entschied. Ein starker Wert für einen Mittelfeldspieler.
Nmecha als Bellingham-Nachfolger beim BVB
Als nomineller Nachfolger des zu Real Madrid abgewanderten Jude Bellingham soll Nmecha auch Antreiber sein. Auch dieses Attribut brachte er so deutlich auf den Rasen wie in keinem Spiel zuvor. Kurios, dass Nmechas Bewegungen dabei sehr stark an seinen Vorgänger erinnern: Schnelle, überraschende Drehungen, erstaunlich behände angesichts seiner Körpergröße. Nmecha ist als kreativer Kopf im Mittelfeld geholt worden, der Chancen herausarbeitet und sich auch selbst in Abschlusspositionen bringt.
Das gelang dem 23-Jährigen gegen Werder in auffälliger Art und Weise. Seine vier Torschüsse toppte, was die Qualität der Abschlüsse anging, nur Donyell Malen, der sich ein Privatduell mit Werder-Keeper Michael Zetterer lieferte. Kehls Lob für den 30 Millionen Euro teuren Sommer-Neuzugang fiel nicht weniger euphorisch aus als das des Trainers. „Er hatte viele gute Umschaltmomente, hat auch nach hinten ausgeholfen, seine Entwicklung in den vergangenen Wochen ist absolut positiv.“
BVB-Konkurrenzkampf nimmt Fahrt auf
Rechtzeitig vor der heißen Herbstphase mit November-Duellen gegen die Bayern und Stuttgart sowie zwei vorentscheidenden Partien in der Champions League trägt der interne Konkurrenzkampf, beflügelt von nur wenigen Verletzungen, Früchte. Nmecha muss sich strecken, um auf Einsatzminuten zu kommen, dass er gegen Werder beginnen durfte, war neben guten Trainingsleistungen auch der Tatsache geschuldet, dass der lange Mittelfeldspieler nicht zum DFB-Team reisen musste und ausgeruht war. Nmecha rechtfertigte das Vertrauen, er sammelte weitere Pluspunkte.

An der Überzeugung mangelte es bei seinem Trainer ohnehin nie, auch nicht in der schwierigen Phase zu Saisonbeginn und während der Vorbereitung, als Nmecha immer wieder von kleineren Blessuren zurückgeworfen wurde und um Form und Rhythmus kämpfen musste. Entwickelt Felix Nmecha sein Spiel so weiter wie in den vergangenen Partien erkennbar, muss der den Positionskampf mit Marcel Sabitzer, Salih Özcan oder Emre Can nicht scheuen – und er ist auf einem guten Weg, auch aus dem langen Schatten von Jude Bellingham zu treten.
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