BVB-Trainer Christian Preußer steht auf dem Trainingsplatz.

Erste Einheit als Trainer der BVB-U23: Christian Preußer. © Groeger

BVB-Neuling Christian Preußer im Interview: „Haben richtig Qualität im Kader“

rnBorussia Dortmund

Christian Preußer soll bei der BVB-U23 die erfolgreiche Arbeit von Enrico Maaßen fortsetzen. Im Interview spricht er über turbulente Tage, ein vertrautes Gefühl und die Kaderplanung.

Dortmund

, 17.06.2022, 17:34 Uhr

Der Eindruck täuschte. Auch wenn Christian Preußer am Freitagmorgen in seinem ehemaligen Dienstwagen mit Fortuna-Düsseldorf-Logo auf dem Dortmunder Trainingsgelände einparkte, steht für ihn ab sofort nur noch der BVB im Fokus. Hinter und vor dem Nachfolger von Enrico Maaßen liegen hektische Tage. Im ersten Interview als U23-Coach spricht der 38-Jährige über die Verhandlungen in den vergangenen Tagen, seine Ideen vom Fußball und ein Praktikum unter Jürgen Klopp.


Herr Preußer, hinter Ihnen liegen aufregende Tage ...

Es war tatsächlich turbulent – das muss man sagen. Nachdem klar war, dass Enrico Maaßen gehen wird, ist das Ganze ins Rollen gekommen. Dann gab es den ersten Anruf und ein Treffen mit Ingo Preuß (Sportlicher Leiter der U23, Anm. d. Red). Anschließend hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit Sebastian Kehl (BVB-Sportdirektor, Anm. d. Red). Man entwickelt ein Gefühl füreinander, dann fiel die finale Entscheidung. Mit dem Ergebnis können wir alle zufrieden sein. Ich bin froh, dass ich jetzt wieder auf dem Trainingsplatz stehe und wir durchstarten können. Von daher war es eine hektische, aber auch ganz coole Woche.

Sie kommen gerade von Ihrer ersten BVB-Trainingseinheit. Wie ist das Gefühl?

Es fühlt sich richtig gut an. Wenn man eine Zeit lang nicht im Job ist, will man natürlich wieder starten. Es war sehr vertraut, weil ich ja schon lange als Trainer tätig bin. Die Jungs haben ja am Mittwoch schon trainiert. Wir haben viele Neuzugänge dabei, die integriert werden müssen – und da sind wir jetzt mittendrin. Wir wollen die Zeit bestmöglich nutzen.



Wie soll der Dortmunder Fußball unter Ihrer Regie aussehen?
Der BVB hat eine sehr gute Drittliga-Saison gespielt und auch schon in den Jahren zuvor überzeugt. Dass das Spiel aktiv und offensiv aufgestellt werden soll, ist völlig klar. Wir haben richtig Qualität im Kader. Unsere Aufgabe wird es nun sein, zum einen die Mannschaft zusammenzuführen und gleichzeitig auch die Spieler individuell voranzubringen. Wir müssen uns sicherlich erst etwas besser kennenlernen. Aber wir werden offensiv ausgerichtet sein, wollen den Ball haben, wollen gut umschalten. Ich glaube, dass das eine der großen Stärken dieser Mannschaft in den vergangenen Jahren war. Die Grundordnung wird sicherlich ein Thema sein, es wurde zuletzt sehr oft mit Dreierkette gespielt.



Ist es ein Problem, dass die Kaderplanung schon so gut wie abgeschlossen war, als Sie Ihren Vertrag in Dortmund unterschrieben haben?

Das ist keine große Herausforderung. Zum einen kenne ich alle Jungs. Man verfolgt den BVB II – unabhängig davon, wo man gerade arbeitet. Man hat auch schon viele Berührungspunkte mit den Spielern gehabt. Die Kaderzusammenstellung ist extrem sinnvoll. Es gibt eine Achse mit den erfahrenen Spielern, wir habe einige Youngster aus der U19 dabei. Mir ist das sehr vertraut. Wir können loslegen. Vielleicht passiert noch etwas im Kader, aber nicht mehr viel, weil wir von der Anzahl her gut aufgestellt sind.

Wie groß ist der Unterschied für einen Trainer, ob er eine erste Mannschaft oder eine U23 betreut?

Ich habe in den vergangenen Jahren Einblick in alle Bereiche bekommen. Die Altersstruktur bei einer U23 ist eine andere, auch die Entwicklungsmöglichkeit der einzelnen Spieler. Es sind unterschiedliche Aufgabenstellungen. Letztlich geht es darum, dass wir eine Einheit werden, eine Mannschaft zusammenzuführen und erfolgreich Fußball spielen.



Wie groß ist der Unterschied zwischen Dortmund und dem SC Freiburg, für den Sie ebenfalls tätig waren?

Einige Sachen sind gleich, andere Sachen unterscheiden sich sehr. Die U19 des BVB spielt in der Youth League – das ist ein ganz anderes Kommunikationsthema als beim SC Freiburg. Die Rahmenbedingungen sind größer und wuchtiger. Ich werde jetzt den U19-Trainer kennenlernen und die Verantwortlichen aus dem Profibereich. Diese Verzahnung ist sehr wichtig, damit steht und fällt relativ viel.



Sie haben zuletzt Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga betreut. Auch wenn es nur ein kurzes Intermezzo gewesen ist: Wie wichtig war diese Erfahrung für Sie?

So eine Freistellung ist natürlich nicht angenehm, aber sie gehört zum Trainerdasein dazu. Da zieht man seine Schlüsse raus, kann das gut nachbereiten – das habe ich für mich getan und bin sehr klar damit. Ich weiß, was gut und was weniger gut war. Nichtsdestotrotz war der Job bei Fortuna Düsseldorf eine sehr gute Erfahrung für mich, wir sind sehr gut auseinandergegangen. Aber die Phase, dass man zurückblickt, ist abgeschlossen. Jetzt geht es darum, wie wir es hier machen wollen. Und da können wir viele Sachen aus den letzten Jahren übernehmen.

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Sie haben vor einige Zeit ein Praktikum bei Borussia Dortmund absolviert. Was hat sich seither verändert?

Es ist jetzt schon einige Zeit her. Vor acht Jahren war ich hier im Fußballlehrer-Praktikum bei Jürgen Klopp. Von der Infrastruktur her hat sich eine ganze Menge geändert. Die Qualität im Kader ist hoch – das hat sich nicht verändert. Borussia Dortmund ist ein cooler, großer Verein. Und ich freue mich, jetzt hier zu sein.



Haben Sie schon einen genauen Plan für die Vorbereitung?

In den ersten Tagen werde ich mir einen Überblick verschaffen – das ist noch sehr taktisch losgelöst mit vielen kleinen Spielformen und viel Intensität. Die weiteren Inhalte kommen dann im Trainingslager. Einige Sachen sind auch schon super: Das Gegenpressing hat die Mannschaft komplett verinnerlicht, weil es über Jahre trainiert worden ist. Wir werden in der ersten Phase auch viele athletische Grundlagen schaffen. Da werden wir uns die Daten der Leistungsdiagnostik genau angucken. Die kurzfristige Planung steht, auch die Testspiele sind festgelegt.