BVB-Nachwuchs-Chef Ricken über Atletico: „So möchte ich niemals ein BVB-Team spielen sehen“

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BVB-Nachwuchs-Chef Ricken über Atletico: „So möchte ich niemals ein BVB-Team spielen sehen“

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Die U19 des BVB ist im Viertelfinale der Youth League an Atletico Madrid gescheitert. Mit 1:0 gewannen die Spanier. Lars Ricken fand nach Spielschluss deutliche Worte - Richtung Madrid.

Dortmund

, 17.03.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die U19 des BVB hat das Elfmeterschießen gegen Atletico Madrid verloren. Beide Teams hatten in den 90 Minuten jeweils einen Foulelfmeter. Bradley Fink verschoss für den BVB (6.), Javier Curras machte es auf der anderen Seite besser und erzielte vor 19.300 Zuschauern im Signal Iduna Park den einzigen Treffer des Spiels (31.) vom Punkt aus. So verabschiedete sich der BVB aus der Youth League und verpasste den Halbfinaleinzug. Gegen einen Konkurrenten, der spielerisch nicht die Mittel der Borussen besaß.

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„Das war unser bestes Spiel bisher“, sagte BVB-Coach Mike Tullberg. In den gesamten 90 Minuten war der BVB die klar spielbestimmende Mannschaft. Atletico suchte zu Beginn noch die Ordnung, fand vorerst keinen Zugriff auf den BVB. In der sechsten Minute hätten die Borussen die Weichen auf Sieg stellen können. Müssen. Jamie Bynoe-Gittens hatte sich über links im Eins-gegen-eins durchgesetzt und war nur durch ein Foul zu stoppen – Elfmeter. Bradley Fink trat an. Alejndro Iturbe parierte.

Julian Rijkhoff vergab kurz vor Schluss eine Großchance.

Julian Rijkhoff vergab kurz vor Schluss eine Großchance. © Schulze

Der so wichtige frühe Dosenöffner blieb den Schwarzgelben also verwehrt. Und er wäre so wichtig gewesen. Denn BVB-Trainer Mike Tullberg hatte schon vor der Partie gesagt: „Die sind mit deren Profis gut zu vergleichen.“ Und so war es auch. Atletico stand in der 5-3-2-Grundordnung extrem tief, ließ dem BVB keine Räume. Setzte sich ein BVB-Akteur mal durch, kam gleich das taktische Foul. So hatten die Borussen zwar lange Ballbesitzphasen, wurden aber nicht gefährlich. In der 29. Minute versuchte es mal Lion Semic aus der Distanz. Iturbe zeigte abermals sein Talent.

„Wir haben gefühlt gegen eine Handballmannschaft gespielt. Ich habe noch nie gegen so eine defensive Mannschaft gespielt“, sagte Tullberg.

Und was Madrids U19 außer der ekeligen Spielart ebenfalls mit den Profis vereint: Das Team benötigt nicht viele Chancen, um zu gewinnen. Eigentlich hatte Atletico im ersten Abschnitt gar keine herausgespielte Möglichkeit.

Der ehemalige Weltstar Fernando Torres stand an der Seitenlinie von Atletico Madrid.

Der ehemalige Weltstar Fernando Torres stand an der Seitenlinie von Atletico Madrid. © Schulze

Trotzdem führte das Team zur Halbzeit, weil der Referee Julian Weinberger aus Österreich nach einem Zweikampf zwischen Soumaila Coulibaly und Salim El Jabari auf den Punkt zeigte und Javier Curras eiskalt verwandelte – 0:1 (31.). „Für mich war das kein Elfmeter“, sagte Tullberg. Das sah auch Lars Ricken, Chef des BVB-Nachwuchsleistungszentrum so. „Für mich war es keiner. Schade dann, wenn am Ende nicht die Spieler das Spiel entscheiden, sondern der Schiedsrichter.“

Nach dem Wechsel stand Atletico in der Defensive noch eine Etage tiefer. Bei Ballbesitz des BVB formierte sich der offensivste Madrilene 25 Meter vor dem eigenen Tor. Räume für den BVB? Fehlanzeige. Das Team versuchte immer wieder das Spiel breitzumachen, kam aber vorerst nicht in die gefährliche Zone. In der 58. Minute kam mal Lion Semic mal zum Abschluss. Der Schuss wurde aber geblockt.

Ricken konnte der Spielweise von Atletico Madrid nichts abgewinnen. „Wie Atletico gespielt hat, so möchte ich niemals ein BVB-Team spielen sehen. Das sah ja fast wie Handball aus.“

Lars Ricken kritisierte die Spielweise des Gegners

Lars Ricken kritisierte die Spielweise des Gegners © Schulze

Laut wurde es im Signal Iduna Park wieder in der 72. Minute. Freistoß aus 20 Metern. Bynoe-Gittens zirkelte den Ball über die Mauer, traf aber nur die Latte. Der BVB wurde immer druckvoller. Kam jetzt zu mehr Abschlüssen. Einen Schuss von Bradley Fink klärte David Navarro auf der Linie (78.). Die anschließende Ecke von Bynoe-Gittens senkte sich fast ins Tor. Madrids Keeper lenkte den Ball über die Latte. Jetzt war das Publikum wieder da. Und der BVB auch. Ein Schuss von Samuel Bamba wurde geblockt (80.).

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Zehn Minuten blieben den Borussen, um das Elfmeterschießen zu erreichen. Zehn Minuten, in denen aber Atletico das tat, was es die gesamten 90 Minuten über getan hatte. Das eigene Tor mit Erfolg zu verteidigen. Auch, weil Julian Rijkhoff in der 89. Minute völlig freistehend aus sechs Metern über das Tor schoss. Zudem scheiterte Bekir El-Zein in der Nachspielzeit. „Das Ausscheiden tut richtig weh“, so Tullberg. Aber sowohl Tullberg als auch Ricken betonten noch einmal, dass die Mannschaft ein überragendes Spiel abgeliefert hatten.

BVB: Ostrzinski – Collins, Hussek (61. Bamba), Coulibaly, Rothe – Semic, Lütke-Frie, Kamara (82. Cisse), Bynoe-Gittens (82. El-Zein) – Gürpüz (66. Rijkhoff), Fink

Tor: 0:1 Curras (31, Foulelfmeter)

Bes.Vork.: Fink verschießt Foulelfmeter (6.)