Der BVB kennt die Situation, als Bundesliga-Tabellenführer vorlegen zu müssen. Zumindest einmal in der aktuellen Spielzeit hat es diese Konstellation gegeben. Vor dem Duell beim VfL Bochum (1:1) rangierte der BVB einen Zähler vor dem FC Bayern München, nach dem Spieltag lag der FCB, der gegen Berlin nachlegen musste, wieder mit einem Punkt vorn. Jetzt muss Dortmund wieder nachlegen. Erst am 34. Spieltag treten der BVB (gegen Mainz) und der FC Bayern München (in Köln) wieder parallel an.
BVB gegen Wolfsburg souverän
Sebastian Kehl betonte vor der Begegnung gegen den VfL Wolfsburg (6:0) im DAZN-Interview, dass er es „als gewissen Nachteil sieht“, dass die Bayern dreimal vorlegen dürfen. Der BVB-Sportdirektor erklärte jedoch im gleichen Atemzug, dass alle im Klub „große Freude an der aktuellen Situation“ haben.
Das war den Spielern in den 90 Minuten gegen die „Wölfe“ deutlich anzumerken. Mit 6:0 fertigte der BVB den Europa-League-Aspiranten ab. Nichts war davon zu erkennen, dass zusätzlicher Druck durch den Bayern-Sieg am Samstag auf den Schultern der Dortmunder lastete.
Sportpsychologe hat Rat an den BVB
An den kommenden beiden Spieltagen wiederholt sich dieses Szenario. Der FC Bayern München spielt am Samstag um 15.30 Uhr daheim gegen den FC Schalke 04, der BVB erst am Abend (18.30 Uhr, live auf Sky) im Signal Iduna Park gegen Borussia Mönchengladbach. Ein Woche später legt der FCB zu Hause gegen RB Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) vor, die Borussia spielt erst am Sonntag (17.30 Uhr) beim FC Augsburg.

Aber ist es jetzt wirklich ein Nachteil, dass der BVB im Endspurt nachlegen muss? Der Sportpsychologe Dr. René Paasch, der eine Professur für Sportpsychologie an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Unna bekleidet, möchte das nicht ausschließen, hält es aber für nicht zielführend, das aus Dortmunder Sicht öffentlich zu thematisieren. „Borussia Dortmund hat eine leistungsstarke Mannschaft, das hat das Spiel gegen Wolfsburg deutlich bewiesen. Deshalb muss sich der BVB darauf besinnen, was er nur selbst beeinflussen kann. Und das sind die eigenen Spiele. Der Blick auf den Konkurrenten kann nur zur Verunsicherung der Spieler führen“, sagt Paasch.
Sportpsychologe sieht Vorteil für Bayern
Der Sportpsychologe, der die B-Lizenz besitzt und unter anderem für Juventus Turin, den AC Pisa, den VfL Bochum und den FC Schalke 04 gearbeitet hat, erklärt, dass er es definitiv als Vorteil für den FCB ansieht, jetzt zweimal vorlegen zu können. „Die Mannschaft kann aus der Erfahrung heraus auf eine bestimmte Kompetenzerwartung zurückgreifen. Die Selbstsicherheit ist deshalb da und das verstärkte Vertrauen in die eigenen Stärken.“
BVB-Coach Edin Terzic ging nach dem 6:0 gegen Wolfsburg nicht groß auf das Thema ein. „Wir hatten ein Ziel: heute zu gewinnen. Wir können ja den Spielplan nicht beeinflussen. Es hat uns auch nicht geholfen, an der Tabellenspitze zu stehen und vorzulegen, wir standen im Anschluss auf Platz zwei. Es ist bisher eine verrückte Saison und wir wollen dazu beitragen, dass sie bis zum Schluss verrückt bleibt.“