Oskar Schwarz gerät unter Druck. Der Mittelfeldspieler der BVB-U17 wird von zwei Gegenspielern in die Enge getrieben. Er muss sich schleunigst aus der misslichen Situation befreien. „Komm raus da, komm raus da“, ruft Marcel Schmelzer ermutigend und gestikuliert. Borussia Dortmunds langjähriger Abwehrspieler weiß aus eigener Erfahrung, was Raumenge und Zeitnot bedeuten. Gut, wenn man in solchen Augenblicken (zumindest im Training) einen Mentor zur Seite hat.
Schmelzer in neuer BVB-Rolle
Nach 17 Jahren bei Borussia Dortmund hat sich Marcel Schmelzer nach dem Ende seiner Karriere eine einjährige Auszeit genommen. Nun ist er in neuer Rolle zurück beim BVB. Als Langzeit-Hospitant unterstützt der 35-Jährige das Trainerteam um Marco Lehmann als Co-Trainer der U17. „Schmelle ist menschlich überragend. Und für die Jungs ist es auch eine coole Erfahrung, von jemandem wie ihm zu lernen“, sagt Lehmann.
Das mit dem Lernen beruht auf Gegenseitigkeit. Denn Schmelzer wagt sich auf Neuland. „Am Anfang muss ich erst mal ein bisschen warm werden und die Jungs kennenlernen. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es juckt, Kommandos zu geben, gerade wenn die Spieler sich an wichtige Prinzipien nicht halten“, sagt Schmelzer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
Ex-BVB-Profi Schmelzer ermuntert Talente
Auf dem Trainingsgelände in Brackel ist der Ex-Profi kein Lautsprecher, der permanent seine Anweisungen über den Rasen brüllt und der auch drei Plätze nebenan noch zu hören ist. Schmelzer bleibt zunächst etwas im Hintergrund, nimmt die Rolle des Beobachters ein. Lieber streut er gezielt Hinweise ein. „Gut so, das war der richtige Gedanke.“ Immer wieder ermuntert er die jungen Spieler und er fordert sie: „Zeig dich!“

Als ein paar rote Slalomstangen umkippen, durch die die Kleinfeldmarkierung befestigt ist, ist Schmelzer direkt zur Stelle, um die Sache gemeinsam mit Sahin Kösecik in Ordnung zu bringen. Ruckzuck stehen die Slalomstangen wieder wie eine Eins, die Übung kann ohne Verzögerung fortgesetzt werden.
Enger Draht zum Ex-BVB-Teamkollegen Nuri Sahin
In seiner neuen Rolle wolle er von den Trainerkollegen so viel aufsaugen wie möglich. „Zum Beispiel den Umgang mit der Mannschaft, die Ansprache, die taktischen Züge und wie man ein Spiel während des Spiels von außen liest. Ich war ja immer mittendrin oder haben die Spiele auf der Tribüne geschaut. Von der Seitenlinie aus ist das sicherlich noch mal etwas ganz anderes“, sagt der ehemalige BVB-Kapitän.
Er habe große Lust auf die neue Aufgabe und möchte künftig die A-Lizenz erwerben. Die B+-Lizenz hat er bereits in der Tasche. Den dafür notwendigen Kurs absolvierte er gemeinsam mit Nuri Sahin, Ilkay Gündogan. „Auch Sami Khedira und Christoph Kramer waren dabei. Wir hatten einen richtig guten Austausch. Guardiola, Klopp, Ancelotti - es war besonders spannend, weil wir Spieler mit den besten Trainern der Welt zusammengearbeitet haben. Dennoch war es für uns alle Neuland, selbst als Trainer auf dem Platz zu stehen. Mit Ausnahme von Nuri, der das bei Antalyaspor auf ganz anderer Ebene schon sehr gut macht. Auch die Hospitation bei ihm hat mir sehr viel gebracht und mich darin bestärkt, diesen Weg mal zu gehen“, unterstreicht Schmelzer.
Klopp und Tuchel hatten größten Einfluss
In seiner langen Karriere hat er selbst mit zahlreichen Fußball-Lehrern zusammengearbeitet. Bei der Frage, wer von ihnen den größten Einfluss auf ihn gehabt habe und was er davon weitergeben wolle, antwortet Schmelzer umgehend: „Ganz klar Jürgen Klopp – und dann gespickt mit Inhalten von Thomas Tuchel.“ Und er ergänzt lachend: „So lässt sich das wahrscheinlich am besten beschreiben. Auch wenn es mir jetzt schon vor Überschriften aus dieser Antwort graut.“
Im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten, dass in den kommenden Tagen zu lesen ist, spricht Marcel Schmelzer außerdem darüber, was er in seiner einjährigen Auszeit erlebt hat, ob es noch ein Abschiedsspiel für ihn geben wird und welche Rolle ein Versprechen von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bei seiner Rückkehr nach Dortmund gespielt hat.
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