Trainer feiert 54. Geburtstag
BVB kann Peter Bosz gegen Tottenham beschenken
Wieder mit Pierre-Emerick Aubameyang hofft Borussia Dortmund gegen Tottenham heute auf eine Wende in der sportlichen Krise. Der Trainer steht verschärft unter Beobachtung.
BVB-Trainer Peter Bosz feiert am Dienstag seinen 54. Geburtstag. © Kirchner/Steinbrenner
Die Wittbräucker Straße in Dortmund wurde zum Nadelöhr am vergangenen Donnerstag. Ein Unfall mit mehreren PKW sorgte für einen langen Stau, etliche Minuten ging es nicht vor und nicht zurück. Mittendrin im Pulk der Wartenden und zunehmend Ungeduldigen: Borussia Dortmunds Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang. Am Steuer eines schwarzen Sportwagens, dessen Pferdestärken in diesem Moment so nutzlos waren wie selten zuvor.
Summe kleinerer und größerer Extravaganze
Der BVB-Torjäger erreichte das Trainingsgelände zum Abschlusstraining der Borussia vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart erst deutlich nach der vereinbarten Zeit. Mag es für diese Verspätung, die das Fass letztlich zum Überlaufen brachte, eine hinreichende Entschuldigung gegeben haben, so war es am Ende die Summe kleinerer und größerer Extravaganzen, die dem Torjäger die Suspendierung für die Partie am Freitag einbrachte.
Am heutigen Dienstag kehrt Aubameyang zurück in den Dortmunder Kader und, wie Trainer Peter Bosz bestätigte, auch in die BVB-Startelf für die wichtige Partie in der Champions League gegen Tottenham Hotspur aus London (20.45 Uhr, live bei Sky). Bei allem Bemühen und guten Ansätzen, die Andre Schürrle in seiner ersten Startelf-Berufung nach ewig langer Verletzungspause zeigte, will Bosz auf seinen wichtigsten Angreifer nicht verzichten.
Einmonatige Torflaute
Aubameyang hofft auf das Ende seiner einmonatigen Torflaute, er würde mit einem guten Auftritt und eigenen Treffern auch die Kritiker zum Verstummen bringen, die sein nun sanktioniertes Verhalten auf den Plan gerufen hat. Ausgerechnet in einer Phase, in der die Borussia händeringend nach einem Weg aus der sportlichen Krise sucht, hat sich ihr am wenigsten verzichtbarer Spieler eine dumme Eskapade zu viel erlaubt.
Als der Gabuner vor fast genau einem Jahr schon einmal in Zivil auf der Tribüne saß und dort das Gruppenspiel gegen Sporting Lissabon verfolgte, wurde dem nun 28-Jährigen sein Fehlverhalten schnell verziehen. Dortmund gewann- wenn auch mit Mühe- auch ohne Aubameyang, der dann beim folgenden Auswärtsspiel in Hamburg die Hanseaten mal eben im Alleingang in die Knie zwang. Vier Aubameyang-Tore beim 5:2 verdarben HSV-Geburtstagskind Uwe Seeler seinerzeit seine Feier- und in Dortmund sprach niemand mehr über nicht genehmigte Mailand-Reisen im Privatjet.
Situation deutlich komplizierter
Aktuell ist die Situation deutlich komplizierter. Nicht nur Aubameyang macht eine Formkrise durch. Nach nur einem Sieg aus den letzten acht Pflichtspielen tobt mittlerweile ein ausgewachsener Herbststurm rund um Dortmund. Die Stimmung ist schlecht, die Spieler angespannt. „Wir kommen aus keiner guten Phase“, gesteht Mittelfeldspieler Julian Weigl, „das Gefühl nach dem 1:2 in Stuttgart ist schlecht, das Selbstvertrauen nicht gerade riesig.“
Für die aufgekommene Unruhe habe er vollstes Verständnis, meinte Trainer Peter Bosz, „das muss auch sein, wenn ein großer Verein wie Borussia Dortmund fünf Mal in Serie nicht gewinnt.“ Auch Bosz selbst ist ins Visier der Kritiker gerückt: Weil auf dem Platz die Spieler genug mit sich selbst zu tun haben, braucht es eine klare Handschrift von außen. Die ist der Holländer nicht nur in Stuttgart schuldig geblieben.
Kein ernsthaftes Thema
Mit einem Sieg hätte Dortmund das Überwintern in der Europa League wohl sicher, die Champions League ist kein ernsthaftes Thema. Fast noch wichtiger ist es, heute zu zeigen, dass der Turnaround gelingen kann. In der Bundesliga steht das Derby vor der Tür, danach geht es nach Leverkusen. Ein weiteres Abrutschen in der Tabelle würde die Saisonziele gefährden - und Bosz wäre dann kaum noch zu halten.
Noch sitzt er sicher im Sattel. Eine gewisse Anspannung kann aber auch der Stoiker Bosz nicht mehr leugnen. Heute feiert der Trainer seinen 54. Geburtstag. Seine Mannschaft könnte ihm das passende Geschenk machen.