BVB-Kampf um Europa spitzt sich nach furiosem 3:2 zu Hitzige Diskussionen nach Antons Siegtreffer

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Als das Auf und Ab der Gefühle seinen finalen Höhepunkt erreicht hatte, gab es auch auf der Dortmunder Bank kein Halten mehr. Soeben hatte Waldemar Anton in der Nachspielzeit gegen die TSG 1899 Hoffenheim zum 3:2 (1:0) getroffen und damit die letzte Pointe eines am Ende wilden Schlagabtauschs gesetzt, da stürmten alle verbliebenen Borussen vom Seitenrand auf den Rasen. Kollektive schwarzgelbe Erleichterung. Mit dem späten Treffer hält der BVB den Druck auf die Konkurrenz im Kampf um Europa aufrecht. Durch den Arbeitssieg im Kraichgau und die gleichzeitige Niederlage des FSV Mainz 05 hat sich der BVB auf Conference-League-Rang sechs vorgearbeitet. Die Königsklasse ist nach dem fünften ungeschlagenen Spiel in Serie (vier Siege, ein Unentschieden) in Sichtweite.

Vier personelle Änderungen beim BVB

Bis die mitgereisten BVB-Fans im Kraichgau ausgelassen jubeln konnten, brauchten sie aber starke Nerven. Die auf vier Positionen veränderte Mannschaft (Jamie Gittens, Julian Brandt, Emre Can, Julian Ryerson für Maximilian Beier, Karim Adeyemi, Pascal Groß und Yan Couto) machte es unnötig spannend, war aber noch dazu in der Lage, die eigenen Leistungsdellen im Laufe der 90 Minuten rechtzeitig auszubeulen.

Eine Viertelstunde vor Anpfiff hatte die Stadionregie in Hoffenheim kräftig die Lautstärke aufgedreht. „Welcome to the jungle“ von Guns N‘ Roses dröhnte durch die Lautsprecher. Der BVB, der sich im Laufe der Saison schon so manches Mal auf fremdem Terrain im Dickicht des Gegners verfing, hatte diesmal aber die Machete eingepackt. Dortmund agierte zunächst griffig, konzentriert bei zweiten Bällen, kompromisslos im Gegenpressing und bahnte sich dadurch beharrlich seinen Weg durch die Reihen der Kraichgauer.

Guirassy bringt den BVB in Führung

Erstmals gefährlich wurde es nach einem Brandt-Geistesblitz. Der seit Wochen kriselnde Offensivspieler löste sich geschickt von zwei Gegenspielern und schaufelte den Ball in den Rücken der Abwehr zu Daniel Svensson. Der Schwede legte quer für Serhou Guirassy, der die Kugel aus elf Metern zum 1:0 links im Tor versenkte (20.). Die Freude über den Führungstreffer breitete sich bei Schwarzgelb aber erst mit zweiminütiger Verzögerung aus – erst dann wurde der Treffer nach VAR-Überprüfung gegeben. Leo Östigard hatte tiefer als Svensson gestanden.

Direkt nach Wiederanpfiff hätte es 2:0 heißen können. Nach einem Missverständnis zwischen Arthur Chaves und TSG-Keeper Oliver Baumann landete der Ball bei Gittens (24.), der aus etwa 40 Metern sofort abzog, aber neben das Gehäuse zielte. Die Borussia war zu diesem Zeitpunkt klar tonangebend, kontrollierte das Geschehen souverän. Brenzlig wurde es nach einem Foul von Ramy Bensebaini (28.). Der Algerier traf Bazoumana Toure gleich doppelt und räumte Hoffenheims Offensivspieler ab – das Foul fand aber knapp außerhalb des Sechzehners statt. Kein Strafstoß für die TSG. Den gab es vier Minuten später auf der anderen Seite. Steckpass Brandt auf Gittens, der in den Strafraum startete, wo Östigard den Fuß stehen ließ. Schiedsrichter Benjamin Brand zeigte auf den Punkt.

Dort wollte Can zur Tat schreiten, überließ die Kugel dann aber doch Guirassy. Der Guineer schob den Ball in die Arme von Baumann (32.) – sein erster vergebener Elfmeter in der Bundesliga. Der schien der TSG Auftrieb zu geben, die nun ihre bis dato beste Phase erwischte, nun auch offensiv in Erscheinung trat. Nach einer feinen Kombination über den linken Flügel setzte Adam Hlozek (39.) den Ball aus kurzer Distanz flach neben das Gehäuse. Eine Minute später gab es Jubel bei den Kraichgauern, der aber umgehend verebbte. Über Stanley Nsoki und Pavel Kaderabek landete der Ball bei Anton Stach, der die Kugel per Volleyabnahme ins linke Eck knallte. Doch die Fahne ging sofort hoch – Kaderabek stand im Abseits.

Der BVB hätte mit einem höheren Vorsprung in die Kabine gehen können. Doch sowohl beim Vorstoß von Niklas Süle (44.) als auch aus spitzem Winkel gegen Gittens (45.) war bei Baumann Endstation. Ein Nmecha-Fallrückzieher (45.+1) landete zudem neben dem Kasten. Drei vergebene Chancen binnen drei Minuten. Und auch nach Wiederanpfiff versäumte es Schwarzgelb, für klarere Verhältnisse zu sorgen. Nach einem Steckpass von Brandt auf Gittens stürmte der Engländer allein auf Baumann zu, wurde aber im entscheidenden Moment noch von Nsoki gestört (55.). Das rächte sich kurz darauf. Einen Stach-Heber nahm Hlozek gegen den schlecht postierten Bensebaini mit der Brust an und versenkte die Kugel zum 1:1 im Netz (62.).

Dem BVB fehlt Präzision und Konzentration

Dortmund fehlte es in dieser Phase an Präzision und Konzentration, Fehler im Aufbauspiel schlichen sich ein. Gerade als die Kräfteverhältnisse zu kippen schienen, aber schlug der BVB nach einem Umschaltmoment zu. Balleroberung des eingewechselten Salih Özcan und dann ging es ratzfatz. Svenssons Flanke verwertete Brandt ansatzlos per Volley ins lange Eck (74.).

Und es ging turbulent weiter. Während Adeyemi an Baumann (84.) scheiterte, kam die TSG in der Nachspielzeit zum erneuten Ausgleich. David Juraseks Flanke köpfte Kaderabek am zweiten Pfosten ins linke Eck ein – 2:2 (90.+1). Kovac schimpfte wie ein Rohrspatz. Doch der BVB hatte noch eine letzte Antwort parat. Der ebenfalls eingewechselte Carney Chukwuemeka stürmte auf Baumann zu, prallte mit ihm zusammen. Doch das Spiel lief weiter, Guirassy beförderte den Ball mit Übersicht zu Waldemar Anton, der zum 3:2 (90.+5) ins leere Tor traf. Baumann blieb – sichtlich gezeichnet von der Kollision – liegen. Doch die Proteste der Gastgeber liefen ins Leere. Referee Brand verzichtete gar darauf, sich die Szene noch mal anzuschauen. Dortmund hält Kurs auf Europa.