BVB-Juwel Giovanni Reyna nach enttäuschendem Auftritt bei Chelsea Die Euphorie ist verflogen

BVB-Juwel Giovanni Reyna nach enttäuschendem Auftritt in Chelsea: Die Euphorie ist verfolgen
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Das neue Jahr begann verheißungsvoll. Zwar zählte Giovanni Reyna nicht zur ersten Elf des BVB, aber der Youngster ließ in der Jokerrolle gewaltig aufhorchen: Siegtreffer gegen Augsburg, Siegtreffer in Mainz, Tor gegen Freiburg. Es roch nach einem exzellenten Empfehlungsschreiben des 20-jährigen Offensivspielers für mehr Einsatzzeit, für einen Platz im Team von Beginn an. Fünf Wochen später aber ist von der Auftakteuphorie nicht mehr viel übrig geblieben. Gio Reyna hat von 720 möglichen Bundesliga-Minuten im neuen Jahr nur 133 gesammelt. Vier der jüngsten sechs Partien verbrachte er komplett auf der Ersatzbank. Er ist nicht mehr wirklich gefragt bei Trainer Edin Terzic.

Reyna ohne Esprit für BVB

Auch am Dienstagabend gegen den FC Chelsea zählte Reyna nicht zu den elf Profis, denen Terzic zum Anpfiff vertraute. Nur die frühe Verletzung Julian Brandts spülte den jungen US-Amerikaner plötzlich schon in der fünften Minute auf den Rasen. Da war sie also, die neue Bewährungschance für Borussias Nummer 7. Auf der ganz großen Bühne, im Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse. Aber: Reyna wusste dem BVB-Spiel an der Stamford Bridge keine großen Impulse zu verleihen. Ja, er ackerte, war fleißig. Aber in 85 Einsatzminuten verbuchte er nur einen einzigen Torschuss – Kreatives, Gefährliches oder Überraschendes kam nicht von ihm.

Dabei hätte der BVB aufgrund der Verletzungen von Karim Adeyemi und Julian Brandt eine hochtalentierte Offensivkraft wie Gio Reyna in bester Verfassung dringend nötig gehabt. Reynas Fähigkeit des direkten Kombinierens und seine Leichtfüßigkeit hätten Chelseas Abwehrbollwerk womöglich ins Wanken bringen können. Doch von dieser besten Verfassung ist Reyna derzeit eben ein gehöriges Stück entfernt. Nicht ohne Grund haben ihn die Herren Adeyemi und Brandt mittlerweile überholt, zudem hat auch Teenager Jamie Bynoe-Gittens in der BVB-Angriffsabteilung als Einwechsel-Option derzeit die Nase vorn.

Keine Entwicklung von Reyna beim BVB

Gio Reyna vermittelt nicht zum ersten Mal den rätselhaften Eindruck, als hemme ihn etwas, seine unbestritten riesigen Fähigkeiten zu entfalten. Er wirkt nicht frei im Kopf, geht gefühlt nicht unbeschwert in seine Einsätze, drängt sich auch im Training unter der Woche nicht auf. Reynas Entwicklung stagniert, er bekommt bislang einfach keine Konstanz auf hohem Leistungsniveau auf den Rasen – und genau das ist wiederum keine einfache Situation für den sensiblen Charakter.

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Denn Reyna ist ein Mensch, der viel grübelt, den Rückschläge besonders stark beschäftigen. Einen Einblick in sein Seelenleben hatte der US-Nationalspieler schon im September des Vorjahres im Gespräch mit dem Sender ESPN gegeben. Da lagen gerade schwere Muskelverletzungen und eine kräftezehrende Reha und monatelange Zwangspause hinter ihm. Ohne Zweifel belastend für einen jungen Mann. „Ich hatte einige sehr, sehr schwierige Tage“, sagte er damals, „manchmal wollte ich nur in meinem Zimmer rumsitzen. Ich wollte nicht raus gehen und auch nicht mit meinen Freunden sprechen.“ Die Verletzungsprobleme nagten zu sehr an ihm. Weil er Spiele verpasste, weil er seinem BVB nicht helfen konnte, weil er die in ihn gesteckten Erwartungen, zu einem zentralen Baustein der Dortmunder Offensive zu avancieren, gerade nicht erfüllen konnte.

Giovanni Reyna sitzt auf dem Rasen.
Ein Bild mit Symbolcharakter: BVB-Offensivspieler Giovanni Reyna hadert. © IMAGO/Uk Sports Pics Ltd

Im November folgte der nächste mentale Tiefschlag für Reyna. US-Nationaltrainer Gregg Berhalter hatte für ihn zur WM in Katar nur eine Nebenrolle vorgesehen. Reyna war geknickt, es gab Stress, der Disput weitete sich gar über Reynas Eltern zu einer wahren Schlammschlacht gegen Berhalter aus. Die WM der US-Auswahl geriet zu einer völlig verkorksten Mission. Und das Gesicht für die Zukunft des Teams, Jungstar Gio Reyna, stand plötzlich in schlechtem öffentlichen Licht da, inmitten eines Skandals.

BVB schützt Reyna

Die BVB-Verantwortlichen schützten zwar öffentlich ihren hochtalentierten Profi, doch dieser brachte die negativen Erlebnisse im Kopf mit zum erhofften Neustart beim BVB – der ihm bis heute nicht nachhaltig gelungen ist. In der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen RB Leipzig vor einer Woche ließ Edin Terzic durchblicken, dass er mit der aktuellen Verfassung Reynas nicht zufrieden ist: „Gio weiß, was wir von ihm erwarten. Aber wir wissen auch, was er uns geben kann. Er muss fleißig und geduldig sein.“

Und er muss aufs Neue beweisen, dass er verlässlich ein Unterschiedspieler im BVB-Trikot sein kann. Ganz anders also als am Dienstagabend bei Chelsea. Im besten Falle schon genau jetzt, wenn es für ihn plötzlich darum gehen könnte, den verletzten und zuvor sportlich so immens wertvollen Julian Brandt adäquat vertreten zu dürfen. Im einem der wichtigsten BVB-Spiele des Jahres: am Samstag gegen Schalke.

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