BVB im DFB-Pokal vor 50.000 Fans Alle profitieren finanziell, nur nicht Phönix Lübeck

BVB im DFB-Pokal vor 50.000 Fans: Alle profitieren finanziell, nur nicht Phönix Lübeck
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Frank Salomon sitzt am Mittwochnachmittag im Stadion Flugplatz in Lübeck. So heißt die sportliche Heimat des Regionalligisten Phönix. Der Geschäftsführer und Sportliche Leiter des Klubs schaut sich das Training seines Teams an, das am Samstag (18 Uhr, Volksparkstadion, live auf Sky) im größten Spiel der Vereinsgeschichte in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Borussia Dortmund trifft. Auf die Frage, ob auch ein über Lübeck hinaus bekannter Spieler im Kader steht, antwortet er: „Warten Sie mal, ich gucke mir die Spieler gerade mal an.“ Kurze Stille. „Nein, die kennt niemand.“

BVB spielt vor mehr als 50.000 Fans

Am Samstag erlangen sie jedoch für einen Tag Berühmtheit. 49.000 Tickets waren bis Mittwoch verkauft. Samson geht fest davon aus, dass mehr als 50.000 Fans ins Hamburger Volksparkstadion kommen. „Die Jungs sollen die Partie und die Aufmerksamkeit einfach genießen“, sagt Salomon im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

Dafür müssen sie rund 80 Kilometer Richtung Hansestadt fahren. Das eigene Stadion ist noch nicht einmal für die Regionalliga zugelassen. Der Klub trägt seine Pflichtspiele in einem Leichtathletik-Stadion in Lübeck aus. Die Idee, in der Arena des großen Nachbarn VfB Lübeck gegen den BVB anzutreten, zerschlug sich schnell. „Wir hätten den Stehplatzbereich der VfB-Ultras und -Fans freilassen müssen. Das war die Vorgabe. So hätten nur 9000 anstatt 11.000 Zuschauer die Partie besuchen dürfen“, erklärt Salomon mit Unverständnis.

BVB-Gegner einigt sich mit dem Hamburger SV

So ging die Suche weiter. Letztlich wurde der Klubs sich mit dem Hamburger SV einig. Der Zweitligist übernimmt die gesamte Organisation: Ticketing, Catering, das Verwalten der VIP-Plätze und die Organisation des Ordnungsdienstes. „Ich bin ehrlich, unser Organisation-Team für die Partie beträgt gerade einmal vier Leute“, klärt Salomon auf. Sie kümmern sich um die vielen Medienanfragen, Merchandise-Artikel und eine Verlosung für die Plätze der Ballkinder.

Salomon betont ganz unverblümt, dass niemand denken müsse, dass der kleine Klub aus dem Norden aufgrund der Partie die nächsten Jahre finanziell saniert sei. „Mit dem, was am Ende für uns übrig bleibt, stemmen wir noch nicht einmal den Etat für die aktuelle Regionalliga-Saison.“ Dann rechnet er vor: „45 Prozent der Einnahmen bekommt der BVB, zehn der DFB und dann müssen wir von den restlichen 45 Prozent noch eine Menge an den HSV für das Stadion und die Organisation zahlen.“

BVB-Gegner startet mit Sieg und Niederlage

Samson sieh es sportliche. Für ihn ist es wichtig, dass der Klub und die Spieler dieses einmalige Ereignis genießen. „Unser junges Team soll ganz entspannt in die Partie gehen.“ Phönix Lübeck ist mit einem Sieg und einer Niederlage in die Regionalliga-Spielzeit gestartet. In der vergangenen Saison hatte der Klub lange Zeit am Drittliga-Aufstieg geschnuppert. Erst im Endspurt ging dem Team die Puste aus und landete schließlich auf dem dritten Rang.

Die Mannschaft arbeitet unter Profibedingungen. Trainer Christiano Dinalo Adigo bitte siebenmal die Woche zum Training. Fünfmal vormittags, zweimal nachmittags. „Fußballer bei uns zu sein, ist der Job unserer Spieler, aber reich wird hier niemand. Wir geben den jungen Spielern die Chance, sich unter professionellen Bedingungen weiterzuentwickeln, um vielleicht den Sprung in die höheren Ligen zu schaffen“, sagt Samson. Am Samstag erleben die Spieler das Gefühl, wie es ist, höher zu spielen. 50.000 Fans im Volksparkstadion. Champions-League-Finalist BVB ist der Gegner. Sky überträgt live. Am Montag wartet dann wieder der Alltag. Der heißt Stadion Flugplatz.