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BVB II zeigt Gala-Auftritt gegen Ahlen - und wird immer selbstbewusster
Borussia Dortmund II
Die U23 des BVB verteidigt die Tabellenspitze mit einem Gala-Auftritt gegen Ahlen. Trainer Maaßen ist hochzufrieden, sieht Entwicklungspotenzial - und spricht über den Aufstiegskampf.
Als Alaa Bakir aus Richtung der BVB-Bank den Zuruf bekam, er solle doch bitte den Platz verlassen, verdrehte er die Augen. Den 19-Jährigen ärgerte die Auswechslung. Es lief die 63. Minute - und Bakir wollte weiterspielen, die erfolgreiche Arbeit fortsetzen und das Ergebnis ausbauen. Genervt trottete er vom Platz. Und Dortmunds U23 schoss anschließend keinen Treffer mehr, gewann mit 6:0 (5:0) gegen Rot Weiss Ahlen.
Das Bemerkenswerte ist wohlgemerkt nicht diese Torlosigkeit in der letzten halben Stunde. Die Borussia war da nicht mehr mit aller Konsequenz bei der Sache. Interessant an der geschilderten Episode ist vielmehr Bakirs Widerwillen. „Alaa wollte unbedingt noch Tore schießen“, erklärte Trainer Enrico Maaßen später. „Das hat er mir nach dem Wechsel gesagt. Und ich habe zu ihm gemeint: Pass auf, Mittwoch musst du wieder ran.“ Dann (18.00 Uhr) gastiert der BVB beim SV Lippstadt.
„Schön“ sei es, lobte Maaßen, „dass die Jungs diesen Willen haben. Die sind gallig, die haben diese Gier, die wir dringend brauchen. Schon in der Halbzeit kamen drei, vier Jungs zu mir und sagten, sie wollten weiterspielen“. Zu diesem Zeitpunkt führten die Borussen bereits mit fünf Toren. Doch sie dachten nicht daran, die Partie abzuhaken. Sie wollten ihr Können weiterhin demonstrieren, miteinander bis in Ahlens Strafraum kombinieren und Spaß haben.
BVB-Trainer Maaßen: „Die erste Halbzeit war in allen Bereichen top“
Diese Freude am Spiel war gegen den heillos überforderten Gegner über die gesamte Spieldauer ersichtlich. Wobei die Leistung in Hälfte eins sicherlich eine besondere Würdigung verdient. Mittelfeldspieler Marco Hober beschrieb den Vortrag vor der Pause als „perfekt“. Und Maaßen frohlockte: „Die erste Halbzeit war in allen Bereichen top.“ In der Kontersicherung, im Gegenpressing, im schnellen Umschalten, im Kombinationsspiel, im Abschluss - die Borussia spielte wie aus einem Guss.
Das Toreschießen gelang ihr im Vergleich zu den vergangenen Wochen schon in der Frühphase der Partie. Abwehrroutinier Niklas Dams traf nach einer Ecke (5.), Richmond Tachie veredelte eine Vorarbeit vom enorm umtriebigen Steffen Tigges (14.) - und Innenverteidiger Maximilian Hippe, für gewöhnlich eher wegen seines guten Zweikampfverhaltens und seiner Spieleröffnung anerkannt, traf sehenswert aus 20 Metern (22.).
Tigges und Duman sind die besten Regionalliga-Torschützen
Keeper Stefan Drljaca, der Ahlens Angriff nur zweimal unmittelbar bemerkte, reagierte auf diesen dritten Treffer mit der unmissverständlichen Forderung: „Bleibt gierig!“ Und seine Mitspieler lieferten. Erst provozierte Offensivmann Bakir dank seines schnellen Antritts einen Foulelfmeter, den Taylan Duman souverän verwandelte (22.). Wenig später gelang dem seit Wochen starken Duman der fünfte erfolgreiche BVB-Abschluss (32.).
Gemeinsam mit Tigges ist er damit der bisher beste Regionalliga-Schütze, beide haben jeweils sechsmal getroffen. Dortmunds Kapitän sorgte nach der Pause nämlich für den sechsten Torschrei des Tages (51.). Es blieb der letzte, weil weitere Gelegenheiten vergeben wurde - der einzige Mini-Makel an diesem schwarzgelben Freudentag. „Wir wissen, dass wir in der Chancenverwertung weiterhin Luft nach oben haben“, erklärte Maaßen denn auch ungefragt.
BVB II hat zwei Punkte Vorsprung auf RW Essen
Viel mehr indes hatte er nicht zu bemängeln. Ahlen, jetzt Tabellenletzter, wurde mit beeindruckender Dominanz besiegt, sodass Hober völlig zurecht resümierte: „So kann es weitergehen.“ In den vergangenen Wochen hätten er und seine Kollegen durch harte Arbeit „viel Selbstvertrauen gesammelt“. Davon kann dieses junge und im Sommer neu zusammengestellte Aufgebot erst einmal zehren.
Derzeit ist der BVB II zwei Punkte besser als RW Essen, steht zum dritten Mal in dieser Spielzeit auf Tabellenplatz eins der Regionalliga West. An der Ausgangssituation, sagte Maaßen, habe sich jedoch nichts geändert. „Rot-Weiss Essen besitzt den erfahrensten und breitesten Kader“, betonte er. „Die Mannschaft ist schon länger zusammen, wurde peu à peu verstärkt.“ Demnach besitze dieser Klub „die einzige Mannschaft, die sich absetzen kann, wenn sie es gut macht“.
BVB-Spieler sollen die nächsten Entwicklungsschritte vollziehen
Zu seinem eigenen Personal meinte er: „Wenn wir so spielen wie heute, haben wir die Chance, lange oben zu bleiben, im oberen Bereich, also auf den ersten Plätzen.“ Es sei schön, zu diesem Zeitpunkt „ganz oben zu sein. Das gibt Kraft. Wir müssen es aber auch reflektieren. Wir wissen, dass wir in vielen Spielen nicht so top waren wie gegen Ahlen.“ Also gelte es, die nächsten Entwicklungsschritte zu vollziehen. Maaßen bekräftigte: „Wenn wir unsere Gier beibehalten, werden wir noch stärker. Das lässt sich nicht verhindern.“
Schreibt seit 2015. Arbeitet seit 2018 für die Ruhr Nachrichten und ist da vor allem in der Sportredaktion und rund um den BVB unterwegs.
