BVB-Held Stefan Klos: Fußball spielt nur noch eine Nebenrolle

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BVB-Held Stefan Klos: Fußball spielt nur noch eine Nebenrolle

rnBorussia Dortmund

Stefan Klos hat es geschafft. Er hat die schöne Seite des Fußballs erlebt und sich dann ganz von ihm gelöst. Jetzt genießt der ehemalige BVB-Keeper sein Leben.

Dortmund

, 03.05.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Stefan Klos hat den süßen Traum vom Profifußball gelebt, hat Trophäen gewonnen, Meisterschaften gefeiert. Er hat sich bei Borussia Dortmund den Heldenstatus erobert. Aber als alles vorbei war, vermisste er davon nichts. Stefan Klos zog sich zurück – und genießt seitdem sein Leben ohne Flut- und Rampenlicht.

Viele BVB-Legenden sind geblieben – nicht so Stefan Klos

Der Großteil der goldenen BVB-Elf aus den Neunziger Jahren ist dem Fußball eng verbunden geblieben. Matthias Sammer, Jürgen Kohler, Stefan Reuter, Michael Zorc, Lars Ricken und etliche mehr, sie alle arbeiten seit dem Ende ihrer Profi-Karriere als Trainer, Sportmanager, Talentförderer. Andere sind Spielerberater geworden oder häufig als Fußball-Experten in Talkshows zu Gast.

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Einer, der dort ganz sicher ein gewichtiges Wort mitreden könnte, ist Stefan Klos. Er prägte die Erfolgsära Borussia Dortmunds zwischen 1991 und 1998 maßgeblich mit, hütete 254 Mal das BVB-Tor, gewann zweimal die Meisterschale, die Champions League, den Weltpokal. Aber Jobs im Fußball „haben mich nach meiner Laufbahn nicht gereizt. Bis heute nicht“, gesteht der 48-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Warum nicht? „Ich interessiere mich immer noch sehr für Fußball. Aber es wäre doch das gleiche Leben wie zu meiner aktiven Zeit gewesen“, sagt Klos, „Reisen, Hotels, Trainingsplatz, volle Wochenenden.“ Ständig präsent zu sein, sieben Tage die Woche verfügbar zu sein im mitunter knallharten Fußball-Business, „diesen Stress wünsche ich mir einfach nicht, das kann an die Substanz gehen.“ Freie Wochenenden genießen zu können, ganz und gar für die eigene Familie da sein zu dürfen, das war es, was er wollte.

BVB-Held Stefan Klos: „Ich bin glücklich und zufrieden“

Heute sagt er: „Ich bin glücklich und zufrieden und vermisse nichts.“ Warum sollte Klos auch, er hat sich schließlich seinen Wunsch erfüllt. Nach dem Karriere-Ende 2007 zog er mit seiner Familie in die Schweiz, ein Wohnsitz auf dem Land nahe Luzern. „Wir wollten fest an einem Ort wohnen, an dem unsere vier Kinder in Ruhe aufwachsen und zur Schule gehen können“, sagt Klos. Fest ankern, und nicht alle paar Jahre umziehen, wie es häufig das Los eines Fußballtrainers ist. Die Schweiz hatte sich ihm dank einiger Trainingslager unter Trainer Ottmar Hitzfeld mit dem BVB am Vierwaldstättersee wärmstens als neuer Lebensmittelpunkt empfohlen.

„Uns geht es gut hier“, betont Klos, und die Kontakte nach Dortmund sind ohnehin nie abgebrochen. Natürlich nicht, Klos‘ Eltern und Bruder wohnen noch in Dortmund, er selbst ist dort geboren und aufgewachsen, hat sich bei den Amateurklubs TuS Eving und TSC Eintracht bis zum BVB hochgearbeitet. Das prägt. „Die Borussia ist noch immer mein Herzensverein“, sagt Klos. Daran konnte auch ein letztlich gerichtlich ausgetragener Vertragszwist mit den Klub-Bossen, der im Winter 1998/99 in seinem Abschied vom BVB mündete, nichts ändern. Jens Lehmann wurde als neuer BVB-Torhüter verpflichtet, den bei den Fans extrem beliebten Ur-Dortmunder Klos zog es zu den Glasgow Rangers nach Schottland.

Stefan Klos fühlte sich auch in Glasgow wohl

Ob Zufall oder bewusstes Ziel, aber in Glasgow tickten die Uhren wie daheim in Dortmund. Nicht nur, weil die in den Siebziger Jahren umgebaute Rangers-Spielstätte, der Ibrox Park, dem Vorbild Dortmunder Westfalenstadion nachempfunden worden war. Auch, weil die Fans in ihrer Art Stefan Klos an den BVB erinnerten: „Beide Fanlager sind riesig, beide leben für ihren Verein und sind extrem begeisterungsfähig und lautstark.“ Dazu noch das Old Firm, das ehrwürdige Duell der Rangers mit Stadt-Rivale Celtic, das dem Revierderby des BVB mit Schalke in nichts nachsteht. „Wir als Familie haben uns in Schottland sehr wohl gefühlt, es war eine sehr schöne Zeit“, sagt Stefan Klos. Fast zehn Jahre lang blieb er Torwart der Rangers, auch im Trophäenschrank gab es kräftig Zuwachs: Vier schottische Meisterschaften und drei Pokalsiege. Außerdem hätten sich Schotten und Dortmunder gleichermaßen trinkfest gezeigt auf Titelfeiern.

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Ein Duell gegen seinen BVB gab es auch. Im November 1999, in der dritten Runde des Uefa-Pokals. Doch das dramatische Aus der Rangers in Dortmund nach Elfmeterschießen bekam Klos damals nur am Rande mit, eine Verletzung aus dem Training kurz zuvor hatte Einsätze gegen seine alte Liebe verhindert. „Mein Teamkollege Jörg Albertz hat mich voll erwischt. Aber den Ball habe ich gehalten“, weiß Klos noch genau und lacht.

Klos glaubt an die BVB-Meisterschaft

Und was der aktuelle BVB gerade anstellt, verfolge er aus der Schweiz fast immer. Wenn der Ball nach der Corona-Zwangspause in der Bundesliga wieder rollt, dann sei für den BVB im Kampf um den Titel noch alles drin. Stefan Klos: „Die Borussia hat fußballerisch eine Riesen-Mannschaft, sie hat die Qualität, die Bayern noch abzufangen. Ich würde es Dortmund gönnen.“ Und er würde sich dann einfach von zuhause aus mitfreuen. Unaufgeregt. Ganz ohne Rampenlicht.