BVB gibt weiter Rätsel auf Eine Bilanz ist besonders ernüchternd

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Als Edin Terzic auf dem Podium der VW-Arena Platz nahm, sah er einigermaßen geschlaucht aus. Artig gratulierte er Nico Kovac zum Sieg. Der nun mit dem VfL Wolfsburg seit acht Spielen ungeschlagene Trainerkollege wiederum revanchierte sich höflich: „Wir müssen noch viel arbeiten, damit wir diese Konstanz reinbekommen, wie sie eben der BVB hat.“

Der BVB fremdelt in der Fremde

Es ist nicht überliefert, was Edin Terzic in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist. Fest steht allerdings, dass er seine Mannschaft mit diesem Kompliment nicht in Verbindung gebracht hat. Nach dem 0:2 beim VfL Wolfsburg musste Borussia Dortmunds Cheftrainer bereits die fünfte Saison-Niederlage Revue passieren lassen. Zum x-ten Mal seit Sommer stand er dabei den versammelten Journalisten Rede und Antwort. So wenig, wie der BVB dazu in der Lage scheint, seine Defizite nachhaltig zu beheben, so schwer tun sich allmählich die Medienvertreter damit, stets neue Fragen zu den Ursachen für die rätselhafte Unbeständigkeit zu finden, der der BVB unterliegt.

Es ist und bleibt zum Mäusemelken. Vor dem finalen Pflichtspiel des Jahres am Freitag (20.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach stehen die Schwarzgelben deshalb noch einmal kräftig unter Druck. Dass die für die Tabelle wie für die Gemütsverfassung gleichermaßen bedeutende Partie auswärts stattfindet, dürfte sie nicht gerade zuversichtlicher stimmen.

Denn in der Fremde fremdelt der BVB noch stärker mit sich als im heimischen Stadion. Drei bisweilen schmeichelhaften Auswärtssiegen (in Freiburg, Berlin und Frankfurt) stehen bereits vier Niederlagen (in Leipzig, Köln, bei Union Berlin und nun in Wolfsburg) gegenüber. Neun Auswärtspunkte des BVB sind jedenfalls keine Bilanz, vor der die Gladbacher sich sorgen müssten. Zumal der BVB in Wolfsburg altbekannte Schwächen offenbarte. Trotz 61 Prozent Ballbesitz und 20 Torschüssen brachten die Dortmunder keinen Treffer zustande. Beim 3:0-Erfolg gegen Bochum hatten ihnen sechs Torschüsse für drei Tore gereicht. Die Differenz war eklatant.

BVB-Tank ist allmählich leer

In der sechsten Englischen Woche in Serie schien der Motor des BVB in der Autostadt auch nur noch auf Reserve zu laufen. Die Borussen (109,4) spulten auf dem Feld acht Kilometer weniger ab als der VfL (117,6). Auch Terzics Einwechslungen (Reyna für Adeyemi, Modeste für Malen, Hazard für Süle) und Umstellungen fruchteten nicht. „Wir hatten uns vorgenommen, noch klarer über die Flügel zu spielen, noch mehr Druck zu machen. Wir wollten eine zweite Welle durch Gegenpressing erzeugen und den Gegner einschnüren. Das war der Plan, das hat dann teilweise gut geklappt, aber hinterher wurde es zu wild, zu hektisch und es war nicht mehr klar genug“, räumte Terzic ein.

Unterdessen setzt sich der Aufwärtstrend der Wölfe fort. „Wir müssen alte Verhaltensmuster, alte Denkweisen verändern. Wir müssen körperlich härter arbeiten als die anderen“, erläuterte VfL-Trainer Nico Kovac. Sätze, die getrost auch von Edin Terzic stammen könnten. In einem wesentlichen Punkt jedoch scheint der VfL dem BVB voraus: „Die Mannschaft hat ganz klar verstanden, was wir brauchen, wenn wir erfolgreich sein wollen“, konstatierte Kovac. Diesen Zustand suchen sie in Dortmund noch vergeblich. „Vielleicht“, resümierte Kovac versöhnlich mit Blick auf die Tabelle, „können wir uns ja dann irgendwo oben treffen am Ende der Saison.“ Was den BVB angeht, wird er sich in Mönchengladbach strecken müssen, um nicht vor der WM-Pause (vorerst) den Anschluss an die Sahneschicht der Liga zu verlieren.