BVB gelingt fulminantes Comeback – Sebastian Kehl nennt Gründe für den Erfolg

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BVB gelingt fulminantes Comeback – Sebastian Kehl nennt Gründe für den Erfolg

rnBorussia Dortmund

Das fulminante Comeback des BVB mündet in der Champions League. Die Gründe für den Erfolg sind vielfältig – Borussia Dortmunds Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl benennt sie.

Dortmund

, 19.05.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als Andre Silvas Kopfball im Dortmunder Netz einschlug, da war der Tiefpunkt erreicht. Kurz vor Schluss hatte der BVB das 1:2 gegen Frankfurt kassiert – und nach der zehnten Niederlage im 27. Saisonspiel standen die Schwarzgelben vor dem Aus im Rennen um die Champions League. Sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenvierten Eintracht, gar elf Zähler hinter dem Dritten Wolfsburg. Die Saison des BVB fühlte sich am Abend dieses 3. April an wie ein großer Scherbenhaufen. „Nach der Frankfurt-Niederlage haben nicht mehr viele an uns geglaubt“, blickt Borussia Dortmunds Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten zurück. Der BVB selbst hatte damals im Moment des Schocks größte Mühe, noch Zuversicht auf ein Comeback nach außen zu tragen. Doch was dann folgte, war bemerkenswert.


Trotz Rückschlägen: Der BVB qualifiziert sich für die Champions League

Sechs Wochen später vollendete Dortmund eine makellose Aufholjagd mit der Qualifikation für die Königsklasse. Und das schon am vorletzten Spieltag. „Die Mannschaft hat nach Frankfurt erkannt, dass sie ihre Leistung deutlich steigern muss, um diese Saison noch zu drehen“, sagt Sebastian Kehl. Sie erkannte es nicht nur, sondern tat es auch. Sechs Siege in Serie mit 17:6 Treffern – diese Endspurt-Form kann kein anderer Bundesligist vorweisen. Platz zwei: Der FC Bayern und Mainz 05 mit elf Zählern im gleichen Zeitraum seit dem 3. April. Die BVB-Rivalen im Kampf um die Champions-League-Ränge brachen dagegen ein, holten jeweils nur sieben Punkte - und ermöglichten so der Borussia den Rausch auf der Überholspur.

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Warum die Schwarzgelben sich urplötzlich fingen und endlich ihre Unbeständigkeit abwarfen, weiß Sebastian Kehl. „Wir haben den Glauben an uns und daran, die einzelne Ziele noch zu erreichen, auch in schwierigen Phasen nicht verloren“, erklärt er. „Im Gegenteil, die Mannschaft hat in den entscheidenden Spielen bewiesen, dass sie will und es auch kann. Sie hat großes Herzblut gezeigt.“ Besonders an Knackpunkten wie am 28. Spieltag in Stuttgart. Als sie nach einem 0:1-Rückstand und dem Gegentor zum 2:2 am Ende noch das Siegtor zum 3:2 erzwang. Oder wie sie im folgenden Spiel gegen Werder Bremen das frühe 0:1 wegsteckte und die Partie drehte. Oder wie am 31. Spieltag, im Top-Duell mit dem VfL Wolfsburg. Der BVB stemmte sich vehement in Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Jude Bellingham (57.) erfolgreich gegen den Ausgleich. Erzielte sogar noch das 2:0. „Das waren sicher Schlüsselmomente für uns, in denen auch der Teamgeist und der Glaube an die eigene Stärke noch mal deutlich gewachsen ist“, bilanziert Kehl.

Das BVB-Team sammelte im Endspurt das nötige Selbstvertrauen

In der Mannschaft reifte mehr und mehr die Überzeugung, eine bis dato so holprig und unbefriedigend verlaufende Saison nun doch noch zu einem perfekten Ende führen zu können. Alle Mannschaftsteile der Borussia wussten sich im Endspurt zu steigern. „Edin hat an den richtigen Schrauben gedreht, einige Dinge angepasst. Unsere Mannschaft hat sich zudem in den letzten Wochen voll fokussiert. Die Fortschritte in der täglichen Trainingsarbeit waren zu spüren und haben sich dann auch in den Spielen gezeigt“, so Sebastian Kehl.

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Neben dem nötigen Spielglück begünstigte zudem der messbare Formanstieg einiger wichtiger Profis die Wende. Jadon Sancho, der nur schwerfällig in die Saison gekommen war, blühte auf, fand seine Leichtfüßigkeit und Spielfreude wieder. Der Engländer war in seinen 14 Bundesliga-Partien im Jahr 2021 an 16 Treffern beteiligt (8 Tore und 8 Assists). Marco Reus sammelte in 8 der letzten elf Bundesliga-Spiele einen Scorer-Punkt (4 Tore, 4 Assists). Der Kapitän führte im Endspurt auf dem Platz das Kommando – und untermauerte es mit Leistung: Wie in Mainz, als er ein Tor schoss, drei Torschussvorlagen gab und mehr intensive Läufe anzog als jeder andere Borusse.

Der BVB verbesserte sich auch in der Defensive

Auch defensiv war es nach der Frankfurt-Niederlage ein anderer, ein bissigerer, ein Fußball arbeitender BVB. Manuel Akanji avancierte in dieser Phase zu einem der stabilsten Verteidiger der Liga. Und Abwehrchef Mats Hummels hielt seine Top-Form bis zum Schluss: In Mainz gewann er 73 Prozent seiner Zweikämpfe, war 100 Mal am Ball, 98 Prozent seiner Pässe kamen an. Über die gesamte Saison gesehen wird Hummels‘ Wert für die Borussia anhand zweier Werte besonders deutlich. Er fing ligaweit die meisten gegnerischen Zuspiele ab (530) und ist der kopfballstärkste Profi des Oberhauses (75 Prozent gewonnene Duelle in der Luft).

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All das führte den BVB zurück in die Königsklasse. Kein Wunder, dass Sebastian Kehl sich nach der vollendeten Mission glücklich zeigte: „Die Anspannung war sehr groß, die Erleichterung ist bei uns allen nun umso größer.“ Dass die Mannschaft weiß, was nötig ist, um erfolgreich zu sein, macht Hoffnung für die nächste Saison. Und Hoffnung darauf, dass es nicht erst einen Notruf wie nach dem 1:2 gegen Frankfurt braucht, um sich an die elementaren acht Buchstaben im Fußball zu erinnern: Leistung.