BVB-Fans pflegen Gräber von Dortmund-Legenden Eine Summe war nicht zu stemmen

BVB-Fans hübschen Gräber von BVB-Legenden auf: Aber eine Summe war nicht zu stemmen
Lesezeit

Alles begann am 15. Mai 2022, dem 80. Geburtstag der BVB-Legende Dieter „Hoppy“ Kurrat. Gerd Kolbe, BVB-Archivar, organsierte für den 2017 verstorbenen früheren Mittelfeldspieler, der sich dank seiner bissigen Spielweise in die schwarzgelben Herzen gekämpft hatte, in Zusammenarbeit mit dem BVB-Ältestenrat und dem HSC Holzwickede eine Gedenkfeier. Es war laut der Schilderungen Kolbes keine große, aber eine sehr herzliche Feier. Und der Startschuss in Sachen Gräberpflege der Legenden von Borussia Dortmund.

BVB-Grabpflege nach Kriterien

Denn Kolbes Bericht stieß insbesondere bei der Arbeitsgemeinschaft (AG) Tradition der BVB-Fanabteilung, deren Leiter er ist, auf offene Ohren. Die einhellige Meinung: Bei Hoppys Gedenkfeier soll es nicht bleiben, die Grabpflege verdienter Borussen gehöre fortan zum Aufgabenfeld der AG Tradition. Doch wer ist überhaupt eine Legende des Vereins? Wie weit dürfen Gräber entfernt sein? Und was sagen die Familien dazu? Fragen wie diese gilt es im Vorfeld zu regeln, dann kann die Pflege starten.

Zweifellos eine Legende ist Fritz Weller. Dem Einsatz des langjährigen Borussen und Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime ist es zu verdanken, dass es die Borussia noch gibt und nicht von den britischen Alliierten als Nazi-Klub zerschlagen wurde. Dazu ruht der frühere Handballer auf dem Dortmunder Hauptfriedhof im Stadtteil Brackel. Grund genug also für Kolbe und die AG Tradition, deren Mitglied er ist, Weller ein optisch schönes Andenken zu bescheren.

„Einfach mal hinfahren is‘ nich“

Doch „einfach mal hinfahren und ein paar Blumen aufs Grab stellen, is nich‘“, referiert Kolbe im breiten westfälschen Singsang in Anlehnung an Adi Preißler, einer weiteren Legende. Das wandelnde BVB-Lexikon schildert die Vorüberlegungen: „Wir haben uns dann Fragen gestellt: Hat er noch ein Grab? Falls ja, wo?“ Dank seiner langjährigen Tätigkeit bei der Stadt Dortmund stellte Kolbe, als aus Wellers Familie das Okay fürs Herrichten kam, zügig den Kontakt zur Friedhofsverwaltung her. „Es kam heraus: Das gab es nicht mehr, wurde nach 25 Jahren entfernt. Aber diese Grabstätte war zu unserer Freude noch nicht wieder vergeben. Somit durften wir die Grabpflege übernehmen.“

Fritz Weller steht vor einem Flugzeug.
Widerstandskämpfer Fitz Weller (rechts) hat ein ehrenwertes Andenken bekommen. © Fotoarchiv Kolbe

Zu Wellers Ehren wurde eine neue Grabtafel gestaltet. Erste vorsichtige Kostenschätzung: 15.000 Euro. So musste dann der ursprüngliche Entwurf, berichtet Kolbe lachend, „eingeschmolzen“ werden. Eine günstigere Lösung wurde gefunden und so wurde an einem frisch aufbereiteten Grab im vergangenen Dezember der 40. Todestag begangen.

„Lebendig waren sie uns lieber“

Künftig sollen auch weitere „Legenden-Gräber“ von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Tradition im Zusammenwirken mit dem Borusseum gepflegt werden. Die von der AG Tradition gepflegten Gräber werden etwa bei runden Geburtstagen in Augenschein genommen und ähnlich wie bei Weller aufgehübscht. „Alles so, wie es für uns Ehrenamtler realisierbar ist“, sagt Sarah Hartwich, Leiterin des Borusseums und stellvertretende Leiterin der AG Tradition. Kolbe fügt mit etwas wehmütig hinzu: „Als sie lebendig waren, waren sie uns lieber.“ Und dennoch, das ist zu spüren, ist für ihn und Sarah Hartwich die Grabpflege eine Herzensangelegenheit.

40. Todestag von Fritz Weller: Gedenken an einen BVB-Ausnahmesportler

Falscher BVB-Mythos: Das erste Tor im Westfalenstadion schoss nicht der S04 – sondern eine Frau

Vor 25 Jahren holt der BVB den Weltpokal: Zorc, Herrlich und eine Mogelpackung in Tokio