Von Krämpfen geschüttelt sanken einige Dortmunder schon vor dem erlösenden Schlusspfiff von Schiedsrichter Sven Jablonsky zu Boden. 45 Minuten lang hatte der BVB eine reife Leistung gezeigt, nach der 2:0-Pausenführung aber wurde es noch ein langer zweiter Durchgang voller Zittern und Bangen, ehe der 2:1-Erfolg im Spitzenspiel des 23. Spieltags perfekt war. Glücklich oder nicht: Der BVB etabliert sich mit dem achten Bundesliga-Sieg im achten Liga-Spiel des Jahres endgültig als ernsthaftester Konkurrent der Bayern um die Deutsche Meisterschaft.
BVB-Torhüter Kobel muss kurzfristig passen
Dabei hatte die Partie für Schwarzgelb mit einer Hiobsbotschaft begonnen, kurz vor dem Anpfiff musste Trainer Edin Terzic im Tor ungeplant wechseln, weil sich Gregor Kobel beim Aufwärmen verletzt hatte. „Muskuläre Probleme“, teilte der BVB sogleich mit, Alexander Meyer, bereits im Herbst in vier Liga- und vier Spielen in der Königsklasse Kobels Vertreter, kam zu seinem ersten Einsatz seit Anfang November.
Am ehemaligen Regensburger lag es nicht, dass der BVB nur schwer ins Spiel fand. Leipzig setzte konsequent auf das schnelle Spiel durch die Mitte, wo sich in den ersten zehn Minuten zu viele Löcher auftaten. Dominik Szoboszlais Steckpass auf Christopher Nkunku grätschte Nico Schlotterbeck in letzter Sekunde ab (3.), gegen Emre Can, schlecht postiert in dieser Szene, kam Leipzigs Franzose dann zum Abschluss. Aus spitzem Winkel ging sein Schlenzer aufs lange Eck jedoch am BVB-Tor vorbei (7.).
BVB ist nach dem Leipziger Weckruf hellwach
Der Weckruf half: Ab der zehnten Minute schloss Dortmund das defensive Zentrum besser und entwickelte nach vorne die in dieser Rückrunde bekannte Effizienz. Schon der nicht gegebene Treffer von Julian Brandt entsprang einem perfekten Ball in die Spitze von Jude Bellingham, der die schlechte Postierung der RB-Abwehr blitzschnell erkannte – Brandt sprang der Ball bei der Annahme leicht an die Hand (13.).
Dortmund war nun voll da und nutzte spiegelbildlich Leipzgis luftige Verteidigung im Abwehrzentrum. Marius Wolf spielte einen genialen Außenristpass auf den startenden Marco Reus, das Zögern von Janis Blaswich führte zum Foul des Leipziger Keepers. Der Elfmeterpfiff war unstrittig, Reus verwandelte sicher und zog mit seinem 159. Pflichtspiel-Tor mit Michael Zorc gleich. Und der BVB legte im passenden Moment nach: Emre Can brachte einen abgewehrten Reus-Freistoß als Aufsetzer mit Wucht aufs RB-Tor, Blaswich lenkte den aufsteigenden Ball unter die Latte – 2:0 (39.).
BVB im zweiten Durchgang zu passiv
Es war eine reife Leistung der Schwarzgelben, die es den Gästen auch nach der Pause mit einem gegen den Ball sehr variablen 5-4-1-System schwer machten. Silvas Außenristschuss, der knapp am langen Pfosten vorbeistrich (48.), war Leipzigs erster Torschuss seit der siebten Minute. Der zu statische Spielaufbau tat sein Übriges – nach gut einer Stunde verzeichnete RB ein klares Plus bei den Spielanteilen, die zu passive Herangehensweise der Borussia aber war noch keine Gefahr für die weiter komfortable Führung.
Auch Terzic ermunterte seine Mannschaft, aktiver nach vorne zu spielen. Reus kam so zu einer nächsten guten Gelegenheit zur Vorentscheidung, als ihm eine Kopfballabwehr gut 14 Meter zentral vor dem Tor vor die Füße fiel. Den überlegten Schlenzer des BVB-Kapitäns parierte Blaswich diesmal stark (68.). Doch Leipzig gab sich noch nicht auf – und Dortmund verteidigte zwar mit Leidenschaft jeden Ball, gab die Kugel aber viel zu schnell wieder ab.
Alexander Meyer rettet den BVB-Sieg
Schon Nkunku, der an Meyer scheiterte, hätte den Anschlusstreffer bringen können (69.), auch Szoboszlai verpasste Sekunden später das 1:2. Dortmund schwamm nun bedenklich und geriet noch mehr unter Druck, als Forsberg nach Raums Hereingabe zur Stelle war – um das Gegentor hatte der BVB, der im eigenen Strafraum eingeschnürt wurde, förmlich gebettelt (74.). Es wurden lange 15 Minuten plus Nachspielzeit, nur noch raus mit dem Ball hieß die Devise. Schlotterbeck und Meyer blockten auch die letzten RB-Versuche – zum Jubeln fehlte vielen beim Abpfiff die Kraft.
BVB mit Gregor Kobel zum Showdown nach London?: Das ist der aktuelle Stand
BVB-Einzelkritik zum 2:1 gegen Leipzig: Reus auf Rekordkurs, Süle tadellos, Özcan fällt ab
Reus lobt und kritisiert – Kehl sieht nächsten Schritt: BVB-Stimmen zum Sieg gegen Leipzig