BVB erzwingt schmeichelhaften Sieg in Freiburg Viele Dortmunder Probleme bleiben bestehen

BVB erzwingt schmeichelhaften Sieg in Freiburg: Viele Dortmunder Probleme bleiben bestehen
Lesezeit

Die Entscheidung in dieser Partie passte zu ihrem kuriosen und aus Dortmunder Sicht eigentlich nicht zufriedenstellenden Verlauf. Marco Reus‘ Freistoß senkte sich perfekt hinter der ersten Freiburger Abwehrlinie, die Gastgeber bekamen den Ball nicht geklärt, und Innenverteidiger Mats Hummels stocherte den Ball irgendwie über die Linie. 3:2 für Borussia Dortmund zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit, wie im Vorjahr hatte die Borussia lange nach dem richtigen Zugang zu diesem Spiel gesucht und den durchwachsenen Eindruck der ersten drei Saisonspiele nur noch bestätigt. Dass Reus noch das 4:2 folgen ließ, wurde dem Verlauf nun gar nicht gerecht.

Glücklicher BVB-Sieg in Freiburg

Es war am Ende ein glücklicher, schmeichelhafter Sieg, mehr erzwungen als erspielt, und auch das Glück strapazierte der BVB wie im Vorjahr in einem hohen Maße. Als Gregor Kobel zur Pause in die Kaine stapfte, war im Gesicht des Dortmunder Keepers einiges ablesbar: Wut, Frust, Fassungslosigkeit, die ganze Palette großer Enttäuschung. In den sechs Minuten Nachspielzeit zuvor war seiner Mannschaft eine Partie entglitten, die man über weite Strecken des ersten Durchgangs kontrolliert hatte – mit einem 1:0 als Beleg einer Überlegenheit in Ballbesitz und bei den Zweikämpfen.

Doch in einer Phase, in der die Partie wegen zweier Behandlungspausen bei Freiburgs Michael Gregoritsch und einer Trinkpause häufig unterbrochen war, verlor die Borussia ihre Linie. Im Verteidigungsverhalten ein Tick zu lässig und zu weit weg vom Gegenspieler, in Ballbesitz nicht mehr mit der Griffigkeit der ersten 20 Minuten – so ließ man einen Gegner, den man eigentlich kontrolliert hatte, wieder zurück ins Spiel.

Frühe BVB-Führung durch Mats Hummels

Mit dem Führungstreffer durch Hummels, der damit als einer von nur fünf Profis auch in seiner 16. Saison mindestens einen Treffer erzielte, lief eigentlich alles nach Plan für den BVB. Dortmunds fünftes Saisontor war der dritte Treffer nach einem ruhenden Ball, Julian Brandt hatte die Ecke perfekt hereingebracht, Hummels profitierte dann auch davon, dass sich Freiburgs Philipp Lienhardt beim Hochsteigen verschätzte (11.).

Schon in den Minuten zuvor lag ein Dortmunder Tor in der Luft. Nach Ballgewinnen ging es schnell nach vorne, der BVB fand gegen die Freiburger Dreierkette vor allem auf der rechten Angriffsseite viel Raum vor. Dass Karim Adeyemi eine Überzahlsituation mit einem Pass in den Rücken der einlaufenden Kollegen zunichtemachte, trieb Edin Terzic zum ersten Mal die Zornesröte ins Gesicht (8.). Das klare Plus in den wichtigsten Statistiken sorgte für eine trügerische Sicherheit. Freiburg, bis dahin im Angriff harmlos und zu unpräzise, kam sofort besser ins Spiel, als Trainer Christian Streich wechseln musste und Vincenzo Grifo das zentrale Mittelfeld besetzte.

BVB gibt das Spiel komplett aus der Hand

Schon der zu zentral auf Kobel fliegende Kopfball des Deutsch-Italieners (38.) offenbarte ein größer werdendes Problem bei den Gästen. Die Abstände waren wieder zu groß, die Kompaktheit ging verloren. In der Nachspielzeit überschlugen sich dann die Ereignisse. Grifo durfte aus dem Halbfeld unbedrängt flanken, Lucas Höler eher am Ball als Hummels, verlängerte die Flanke ins lange Eck. Kobel flog vergeblich, es stand 1:1 (45.+3). Der BVB konsterniert, Freiburg dagegen hellwach: Und als der offensiv unsichtbare Adeyemi am Strafraumeck ein dummes Foul beging, sagte der SC Danke. Grifo schlug mit Effet nach innen, Nico Schlotterbeck, auch ein Schatten seiner selbst, war zu weit weg von Nicolas Höfler – und Kobel zum zweiten Mal geschlagen (45.+6).

https://tools.pinpoll.com/embed/247057

Terzic reagierte, nahm den indisponierten und gelb-rot-gefährdeten Ramy Bensebaini vom Feld und brachte Marius Wolf. Julian Ryerson wechselte auf die linke Seite. Nach einem schönen Flachschuss von Brandt knapp am langen Eck vorbei (55.) kamen die nächsten Korrekturen, Terzic brachte Felix Nmecha und Niclas Füllkrug, der, kaum 20 Sekunden auf dem Platz, den Ausgleich vorbereite. Gefühlvoll spielte der Ex-Bremer Doppelpass mit Donyell Malen, der dann seine Schnelligkeit ausnutzte und flach ins lange Eck traf (61.).

Hummels und Reus lassen den BVB jubeln

Völlig offen nun die Partie, Freiburg brauchte nicht lange, um den Ausgleich zu verdauen. Höler prüfte Kobel mit einem Schuss aus spitzem Winkel (69.), wieder war die Abwehraktion von Schlotterbeck zuvor nicht konsequent genug. Zwei Teams suchten nach dem Lucky Punch, ab der 82. Minute dann mit klaren Vorteilen für den BVB: Erst der Videobeweis entschlüsselte ein hartes Foul von Höfler gegen Marcel Sabitzer als rotwürdig, der SC fortan in Unterzahl. Terzic reagierte mit der Hereinnahme von Youssoufa Moukoko und opferte den schon verwarnten Emre Can.

Und mit der numerischen Überlegenheit und einem echten Krümmel-Tor von Hummels als Knockout für die Gastgeber (87.) bog der BVB doch noch auf die Siegerstraße ein. Der eingewechselte Marco Reus machte mit dem 4:2 den Deckel drauf (90.). Überzeugt hatte die Borussia auch im vierten Saisonspiel nicht. Der Erfolg wird das nur kurz übertünchen.