Auf der Bochumer Bank wurde am Tag nach Valentin ausgiebig geherzt und gedrückt. Philipp Hofmann schnappte sich Doppel-Torschütze Georgios Masouras, das ließ erkennen, dass das Revierderby gegen Borussia Dortmund für die Schwarzgelben mal wieder in die völlig falsche Richtung gelaufen war. 0:2 (0:2) hieß es aus Sicht des BVB, der einmal mehr in einem Auswärtsspiel fast alles schuldig geblieben war.
BVB-Offenbarungseid in Bochum
Fünf Minuten effizienter Konterfußball, 85 Minuten leidenschaftlicher Fight, diese Zutaten sorgten für einen schmackhaften Nachmittag. Auf der anderen Seite eine Dortmunder Mannschaft, die sich wieder vorwerfen lassen musste, zu einfache Fehler gemacht zu haben, die zu den Gegentoren führten. Und dann nicht in der Lage war, sich gegen die drohende Niederlage zu wehren. Ab der 35. Minute, nach dem Tor zum 0:2, kam der Dortmunder Auftritt einem Offenbarungseid gleich.
30 Minuten waren gespielt, da sah das eigentlich noch anders aus. Deutliches Plus beim Ballbesitz (65 Prozent), die Mehrzahl gewonnener Zweikämpfe (56), mehr Sprints, mehr absolvierte Kilometer. Doch die klaren Nachteile des Abstiegskandidaten in fast allen Statistiken führten in die Irre. Weil der VfL besser strukturiert wirkte, zielstrebiger nach vorne spielte, mehr Aggressivität in die Balleroberung legte und gleich zu Beginn schon binnen 120 Sekunden drei Mal für grobe Unordnung in der Dortmunder Defensive gesorgt hatte.
Bochum kontert den BVB eiskalt aus
Dass sich der BVB fing, die Kontrolle übernahm und dann beileibe kein schlechtes Auswärtsspiel machte – alles Makulatur. Denn binnen fünf Minuten feierte der Gastgeber eine 2:0-Führung, das Stadion stand Kopf, der BVB verfiel in eine Schockstarre, aus der die Mannschaft bis zum von den VfL-Fans umjubelten Abpfiff nicht mehr erwachte . Dortmunds Neu-Trainer Niko Kovac an der Seitenlinie war komplett bedient und konsterniert.
In 300 Sekunden deckte das Tabellenschlusslicht dann die gesammelten Probleme in dieser BVB-Saison auf. Beim 1:0 ließ Dortmund Bochums Tom Krauß durchs Mittelfeld laufen, verhinderte auch den Pass auf Philipp Hofmann nicht. Dem Laufweg des bulligen VfL-Angreifers folgte Nico Schlotterbeck viel zu halbherzig, nach dem Schuss Hofmanns aus spitzem Winkel an Gregor Kobel vorbei drückte Georgios Masouras den Ball endgültig über die Linie (33.).
BVB-Verteidiger Süle patzt vor dem 0:2
Der Jubel war kaum verklungen, als dem wie erwartet in die Startelf zurückgekehrten Niklas Süle ein Fehler unterlief, der sich auch durch seine achtwöchige Verletzungspause kaum erklären ließ. Rückpass an Emre Can vorbei in den Lauf des Griechen Masouras, der blieb allein vor dem Dortmunder Tor auch beim Heber über Kobel cool – 2:0 (35.). Versteinerte Blicke auch auf der Tribüne bei Dortmunds Führungscrew, im siebten Bundesliga-Spiel des Jahres drohte die fünfte Pleite. Dass noch vor der Pause Serhou Guirassy nach einer verunglückten Kopfballabwehr von Ivan Ordets den Ball frei vor VfL-Keeper Timo Horn übers Tor drosch, sprach Bände (41.).
Zwei weitere Halbchancen (Guirassy, Schlotterbeck) konnten nicht überdecken, dass der Schock tief saß. Kovac reagierte mit der Hereinnahme von Salih Özcan für Marcel Sabitzer, 15 Minuten später musste er allerdings konstatieren, dass ein Aufbäumen allenfalls in den ersten fünf Minuten nach der Halbzeit erkennbar war. Vielmehr setzten die Gastgeber bei ihren schnörkellos vorgetragenen Kontern deutlich mehr Nadelstiche.
BVB-Fans pfeifen die Mannschaft aus
Durch Bero (53.) und Holtmann (61.) war Bochum dem 3:0 deutlich näher als der BVB dem Anschlusstreffer – auch weil Dortmund mit gelähmten Beinen viel zu statisch und mutlos agierte. Nach völlig missratenem Rückpass-Versuch des eingewechselten Yan Couto verpasste auch Masouras gegen Kobel gleich drei Mal in fünf Sekunden den vorentscheidenden Treffer (70.).
Das Elend nahm kein Ende aus Dortmunder Sicht. Mental und körperlich wirkte die Elf in der Schlussphase überfordert, zum wiederholten Male. Die verzweifelten Angriffsbemühungen – allesamt untauglich. Von durch leidenschaftliche Arbeit verursachten Muskel-Krämpfen wie bei Bochums Gerrit Holtmann waren sie beim BVB weit entfernt. Beim Schlusspfiff wurde in Blau und Weiß ebenso leidenschaftlich gejubelt. Die Verlierer nahmen mit reichlich Abstand zur Tribüne die Pfiffe ihrer wieder einmal maßlos enttäuschten Fans entgegen.