BVB erlebt gegen Lille einen unerklärlichen Einbruch Dortmund und die zwei Gesichter

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Traumtor zur Führung, defensiv stabil, offensiv varianten- und facettenreich. Doch so gut der BVB in den ersten 45 Minuten gegen OSC Lille auftrat, so wacklig und behäbig sah es nach dem Seitenwechsel aus. Dortmund verspielte beim 1:1 (1:0) eine deutlich bessere Ausgangsposition und muss gewaltig um den Einzug ins Viertelfinale zittern.

BVB-Trainer Kovac überrascht mit Svensson

Niko Kovacs Aussagen auf der Pressekonferenz hatten es schon erahnen lassen: Julian Brandt und Jamie Gittens rutschten wieder in die Startelf, Julian Ryerson war nach Infekt zurück, hinten links entschied sich der 53-Jährige für Daniel Svensson anstelle von Ramy Bensebaini. Hieß auch: Karim Adeyemi stand erneut von Beginn an auf dem Rasen. „Wenn man das Vertrauen vom Trainer bekommt, kommt es von ganz allein“, hatte er – angesprochen auf das deutlich gestiegene Selbstbewusstsein und seinen Leistungsschub – gesagt. „Ich bin aber noch nicht in der Form, in der ich selbst sein will.“ Am Dienstagabend sammelte er weitere Pluspunkte.

Die erste Tor-Annäherung ging auf seine Kappe (3.), zwei, drei gute Flankenläufe gehörten dazu. Und dann dieses Traumtor zur 1:0-Führung in der 22. Minute. Lille-Verteidiger Alexsandro klärte eine Ryerson-Ecke genau vor die Füße des im Rückraum lauernden Adeyemi. Kurz vor ihm setzte der Ball noch einmal auf, der 23-Jährige lehnte sich nach vorne und schoss ihn – wie an der Schnur gezogen – per Dropkick in die linke Ecke. Technische Perfektion!

BVB zeigt sich in der Offensive verbessert

Die Führung für den BVB ging in Ordnung. Weil die Mannschaft Kovacs Schlüssel zum Erfolg konsequent umsetzte. Stichwort Stabilität. Dortmund stand defensiv sicher gegen die in den ersten 15 Minuten durchaus ansehnlich kickenden Gäste aus Frankreich. Das Überraschungsteam der Ligaphase ließ den Ball schnell durch die Reihen laufen, hatte zur Pause sogar einen kleinen Vorteil in Sachen Ballbesitz (55:45). Doch spätestens fünf Meter vor dem BVB-Sechzehner war Schluss.

Die beste Chance resultierte aus einem Eckball. Das Muster ähnlich wie bei Adeyemis Treffer: Doch Ngal‘Ayel Mukaus Abschluss aus dem Rückraum flog knapp am Tor vorbei (27.). Schwarzgelb bestimmte die Partie. Wurde vor einigen Wochen in Dortmund der Begriff Spielkontrolle noch mit viel Ballbesitz ohne großen Ertrag in Verbindung gebracht, strahlte Dortmund mittlerweile viel mehr Gefahr aus. Brandts flache Ablage nach einem hohen Ballgewinn fand allerdings keinen Abnehmer (33.), Nico Schlotterbecks Schuss aus der zweiten Reihe zischte knapp am Pfosten vorbei (38.).

BVB bricht gegen Lille nach der Pause ein

Wenig später setzte zum zweiten Mal an diesem Abend die Tormusik im Signal Iduna Park ein – wurde allerdings auch schnell wieder abgeschaltet. Pascal Groß stand bei der Kopfballverlängerung von Emre Can im Abseits (45.). 1:0 zur Pause. Alles in Ordnung. Doch was passierte dann? Der BVB agierte auf einmal extrem passiv, zog sich unnötigerweise zurück und geriet immer mehr unter Druck. Svensson verhinderte beim Schuss von David Schlimmeres (54.). Doch die Stabilität kam immer mehr abhanden.

Und dann war es geschehen: Benjamin Andre nahm Jonathan David mit, der im Zentrum die Lücke und den einlaufenden Hakon Arnar Haraldsson erspähte und wunderbar durchsteckte. Der verdiente Ausgleich (68.). Offensiv fand der BVB kaum noch statt. Zielstrebigkeit und Struktur waren komplett verloren gegangen. Und so verpasst der BVB den wichtigen und definitiv möglichen Sieg im Heimspiel. Die Entscheidung fällt in Lille.

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