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BVB-Einzelkritik: Reus-Gala beim 5:0 gegen Kiel - Reyna macht den Haaland
DFB-Pokal
Borussia Dortmund legt gegen Kiel eine 5:0-Gala auf den Rasen und zieht souverän ins Pokalfinale ein. BVB-Kapitän Reus ragt heraus, Reyna macht den Haaland. Die Einzelkritik.
Fünf Treffer in 26 Minuten - das Pokal-Halbfinale gegen Holstein Kiel ist früh zugunsten eines kombinationsfreudigen BVB entschieden. Giovanni Reyna trifft doppelt, Marco Reus glänzt als Torschütze und Vorbereiter. Mateu Moreys schwere Verletzung trübt die Freude über die Rückkehr nach Berlin. Die Einzelkritik:
Marwin Hitz: Sah von hinten, wie seine Vorderleute Kiel mit großer Spiel- und Kombinationsfreude auseinandernahmen. Dem ersten Schuss auf seinen Kasten von Fabian Reese konnte er nur hinterherschauen, der Pfosten half mit (27.). Viel passierte dann in seinem Strafraum nicht, beim Schuss des eingewechselten Arslan wurde er dann richtig geprüft (44.). Mit dem Kopf konnte der Kieler ihn nach knapp einer Stunde nicht überraschen (59.). Insgesamt ein ruhiger Abend für den Schweizer. Note: 2,5
Lukasz Piszczek: Mit guten Leistungen hatte er sich zurück in die Stammelf gespielt, dieses Halbfinale verlief nicht nach seinem Geschmack. Gleich drei Mal ließ ihn der junge Reese alt aussehen (8./18./27.), das ging jeweils viel zu leicht. Ein Einwurf mit voller Wucht direkt zu einem Kieler passte dazu. Nicht sein Abend, aber daran kann er sich in wenigen Wochen im Ruhestand mit einem Schmunzeln zurückerinnern. Nach der Pause spulte er sein Pensum solide ab, nach einer Stunde durfte er duschen. Note: 4,5
Manuel Akanji: Schnörkellos und gut, als er den Arm zur Absicherung nach hinten streckte, traf er unabsichtlich den Kieler Lee - kein Elfmeter (28.). Verlebte danach einen ruhigen Abend, wie Nebenmann Hummels immer auf der Höhe. Note: 3,0
Mats Hummels: In Pokal-Halbfinalspielen schon mal mehr gefordert als an diesem Abend. Kümmerte sich zumeist um Serra, den er bis zu dessen Auswechslung gut im Griff hatte. Sein Kopfball war der erste Ball, den Kiels Torhüter Thomas Dähne halten konnte. 51 Minuten waren da schon gespielt. Dass er die Null halten wollte, sah man bei seiner energischen Grätsche, mit der er Finn Poraths Schuss blockte (67.). Vorne blieb er bis in die Schlussphase gefährlich (84.). Note: 2,0
Raphael Guerreiro: Schaltete sich gleich in der Anfangsphase mehrfach über die Seite mit ein, seinen Hereingaben fehlte da noch ein wenig die Präzision. Sein Hackentrick zu Reynas 2:0 war aus der obersten Schublade. (23.). Konnte danach seinem Spieltrieb freien Lauf lassen, da sah man, welch guter Fußballer er ist. Überall auf dem Platz zu finden. Note: 2,5
Emre Can: Im zentralen defensiven Mittelfeld begann er mit einer guten Balleroberung (13.). Warum aber dieses unnötige Dribblung durchs Zentrum, sein Trainer Edin Terzic dürfte sich über den Ballverlust geärgert haben. Stärkere Gegner nutzen das aus (21.). Stark dann wieder sein Chip auf Marco Reus, der zum 3:0 führte (26.). Kurz vor seiner Auswechslung noch einmal in einem Spurt gefordert, danach durfte er durchschnaufen. Note: 2,5
Jude Bellingham: Im Pokal machte er sein erstes Tor für den BVB, traf auch gegen Kiel, da stand es dann 5:0. Ein Kieler Abwehrbein half mit (42.). Sehenswert vorher sein gutes Auge für Guerreiro, der ungehindert in den Strafraum ziehen konnte (4.). Scheute wie immer keinen Zweikampf, wie beim Zusammenprall mit Lee (36.). Pech, dass sein anspruchsvoller Heber am Pfosten vorbeiging (76.). Note: 2,5
Giovanni Reyna: Untermauerte seinen Aufwärtstrend, das 1:0 war äußerst sehenswert (16.), das zweite Tor wesentlich einfacher für den US-Amerikaner (23.). Sogar ein dritter Treffer war vor der Pause noch möglich. Durfte dann in der Kabine bleiben. Note: 2,0
Jadon Sancho: Am Torreigen der ersten Hälfte nur als Zuarbeiter beteiligt. Beim 1:0 riss er die Kieler Abwehrkette auf, gut sein Durchstecker zu Reyna (16.). Beim 5:0 legte er auf Bellingham ab, hätte da auch selbst schießen können (42.). Seinen Spieltrieb konnte er in einigen Dribblings ausleben, auch ihm ließ Kiel viel zu viel Platz. Das mit dem eigenen Treffer wollte er nachholen, sein Schlenzer ging aber deutlich drüber (58.). Note: 3,0
Marco Reus: Das nächste Bewerbungsschreiben für einen Platz im deutschen EM-Kader. Toll, wie er mit der Hacke den Ball vor dem 2:0 im Spiel hielt. Technisch sehr anspruchsvoll die Ballmitnahme und Vollendung beim 3:0 (26.). Starke erste Hälfte mit einem kleinen Wermutstropfen, als er ausgerechnet vom Ex-Schalker Reese einen Tunnel kassierte (14.). Sein Bewegungsradius war wieder enorm, Terzic konnte es sich aber leisten, ihn endlich einmal früh aus dem Spiel zu nehmen. Note: 1,5
Thorgan Hazard: Startete nominell als falsche Neun, die große Variabilität im Offensivspiel der Borussia spülte ihn aber auch auf viele andere Positionen. Begann mit einem schwachen Abschluss und war zunächst nicht so präsent. Den verunglückten Rückpass von Meffert erahnte er aber und ließ sich auf dem Weg zum Tor dann nicht mehr beirren (32.). Fand danach Gefallen an seiner Rolle, mit einem weiteren guten Abschluss (39.). Nach der Pause diskreter. Note: 3,0
Julian Brandt: Erneute Chance, kam zur Pause für Reyna. Den Eindruck, dass er sehr gehemmt Fußball und ohne großes Selbstvertrauen spielt, konnte er in den 45 Minuten nicht entkräften. Richtig, dass er mit einfachen Bällen versucht, aus dem Loch zu kommen. Ein, zwei Mal blitzte seine fußballerische Klasse auf. Note: 3,0
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
