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BVB-Einzelkritik: Brandt und Sancho wirkungslos - Hazard bringt Schwung
Borussia Dortmund
Der BVB verschenkt gegen den Köln wertvolle Punkte. Beim peinlichen 1:2 bleiben Brandt, Sancho und Haaland wirkungslos. Erst Hazard bringt neuen Schwung. Die Einzelkritik.
Roman Bürki: Beim Gegentor durch Skhiri machtlos, ansonsten bekam er vor der Pause nichts zu halten. Beim Missverständnis mit Akanji sah er unglücklich aus und hatte Glück, dass sich kein Kölner mit dem 0:2 bedankte. Beim tatsächlichen 0:2 musste er dann eine Kopie des ersten Gegentreffers über sich ergehen lassen. Ein kalter und undankbarer Nachmittag für einen Torwart. Note: 4,0
Thomas Meunier: Defensiv mit Problemen gegen den agilen Jakobs, offensiv mit entschieden zu vielen Ballverlusten. Eine ordentliche Flanke (40.) blieb vor der Pause seine einzige geglückte Aktion im Spiel nach vorne. Nach einer Stunde musste er verletzt vom Platz, es passte zu Meuniers gebrauchtem Nachmittag. Note: 5,0
Manuel Akanji: In Durchgang eins noch der stabilste Borusse, auch wenn er sich per Kopf einen leichtsinnigen Ballverlust leistete (40.). Dafür bügelte er Hummels‘ schlimmen Fehlpass in höchster Not aus und verhinderte Schlimmeres (36.). Am Schweizer lag’s nicht, dass es für den BVB gegen den Tabellen-17. gründlich in die Hose ging. Note: 3,0
Mats Hummels: Ein paar Minuten vor der Halbzeit feuerte er seine Vorderleute noch einmal an. „Weiter Jungs, weiter!“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits ein Kopfballtor erzielt, bei dem er allerdings einen Schritt im Abseits gestanden hatte. Und er hatte sich einen verheerenden Fehlpass im eigenen Strafraum geleistet, aus dem allerdings kein weiters Unheil für den BVB entstanden war (36.). Nach 87 Minuten scheiterte er mit seiner Direktabnahme an Horn. Note: 3,5
Felix Passlack: Spielte für den angeschlagenen Guerreiro hinten links in der Viererkette. Nach vorne blieb er ohne nennenswerte Akzente, hinten hatte er ab und an seine liebe Mühe mit Marius Wolf. Wichtig und fair sein Zweikampf gegen den durchgestarteten Thielmann (41.). In der 68. Minute machte er Platz für Reyna. Note: 4,5
Emre Can: Dieses Mal neben Witsel im zentralen Mittelfeld aufgeboten. Nach einer Viertelstunde versuchte er lautstark, seine Mannschaftskameraden wachzurütteln. „Männer mehr, was ist los?!“ schallte es durch den leeren Signal Iduna Park. Die Worte verhallten ohne irgendeine Wirkung. Nach 51 Minuten versuchte er es vorne selbst, doch sein Schuss rauschte knapp rechts vorbei. Trieb verbal danach immer wieder an, auch wenn fußballerisch längst nicht alles klappte. Note: 4,0
Axel Witsel: Der Belgier schaffte es in Durchgang eins nicht, dem BVB-Spiel Struktur und Rhythmus zu verpassen. Seine Schusschance machte Bornauws Hinterteil zunichte (40.). In Durchgang zwei wurde es nur bedingt besser. Schwacher Auftritt. Note: 5,0
Julian Brandt: Von BVB-Trainer Favre im offensiven Mittelfeld neben Reus und Sancho aufgeboten. Brandt zog immer wieder ins Zentrum und ließ die offensive Außenbahn verwaist. Das war gewiss nicht immer die richtige Entscheidung - und schenkte dem Dortmunder Offensivspiel keine Impulse. Bei beiden Gegentoren nahm er am ersten Pfosten nur eine Statistenrolle ein. Das war nicht nur halbherzig, das war auch grob fahrlässig. Nach 67 Minuten hatte er Feierabend. Note: 5,5
Marco Reus: Der Dortmunder Kapitän hatte zwar durchaus Leerlauf in seinem Spiel, war allerdings trotzdem an fast allen gelungen BVB-Angriffen - es waren nicht besonders viele - beteiligt. Guter Pass auf Sancho vor dessen Lattenschuss (4.), sehr guter Pass auf Haaland vor dessen Fehlschuss (26.). Sein Freistoß-Aufsetzer stellte Horn vor Probleme (49.). Kurz vor Schluss legte er erst Hummels‘ Großchance auf (87.), dann das eigentlich sichere 2:2 durch Haaland in der Nachspielzeit. Es sollte nichts werden mit einer Torbeteiligung. Note: 3,5
Jadon Sancho: Hatte das frühe 1:0 auf dem Fuß, traf aber mit seinem schwächeren linken Fuß nur den Querbalken. Es blieb Sanchos auffälligste Szene. Auf die gute Leistung gegen Brügge am vergangenen Dienstag folgte eine erschreckend schwache gegen Köln. Es klappte fast nichts. Der Weg zurück zu altem Glanz und alter Konstanz ist steiniger als erhofft. Note: 5,0
Erling Haaland: Der Torgarant blieb dieses Mal blass. Seine erste Großchance setzte er rechts am Tor vorbei (26.). Haaland reklamierte in dieser Szene auf Elfmeter, fühlte sich gefoult, aber es war alles sauber gewesen. Bei beiden Gegentoren kam er am ersten Pfosten gegen Wolf zu spät. Die Tore auf dem Platz schossen seit langer Zeit mal wieder andere als Haaland - auch deshalb, weil er in der Nachspielzeit das sichere 2:2 liegen ließ. Note: 5,0
Thorgan Hazard: Nach einer Stunde übernahm er für den verletzten Meunier. Favre stellte um auf Dreierkette und Hazard besetzte das linke Mittelfeld. Sein Abschluss zum 1:2 war klasse - und hauchte dem BVB neue Hoffnung ein. Allein: Es half am Ende nicht. Note: 3,0
Giovanni Reyna (68. für Passlack) und Youssoufa Moukoko (68. für Brandt) kamen spät ins Spiel, belebten die BVB-Offensive spürbar, bleiben aufgrund ihrer kurzen Einsatzzeit aber ohne Note.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
