BVB-Boss Watzke soll kriselnden DFB auf Kurs bringen Entscheidende Gespräche stehen an

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Hans-Joachim Watzke hatte einen exklusiven Blick, als sich die nächste Baustelle direkt vor seinen Augen auftat. Der 63-Jährige saß beim WM-Scheitern der Nationalmannschaft gegen Costa Rica im dunklen DFB-Anzug mit den vier Weltmeistersternen entsetzt auf der Ehrentribüne des Al-Bait Stadions – und nur wenige Stunden später hatte er eine weitere bedeutende Rolle im deutschen Fußball inne. DFB-Präsident Bernd Neuendorf holte den krisenerprobten und erfahrenen Bundesliga-Manager als Fachmann und Entscheider an seine Seite.

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Und wenn der DFB-Chef, der in seiner kurzen Amtszeit noch keinen Trainer oder Manager feuern musste, vermutlich am Mittwoch zur WM-Analyse bittet, ist Watzke der vierte Mann in der Runde. Er ist spätestens jetzt zum einflussreichsten Fußball-Manager hierzulande aufgestiegen. Auch wenn er selbst „in solchen Kategorien nicht denke“, wie er im Sommer der Deutschen Presse-Agentur im Interview sagte.

In dieser Woche könnte sich jedoch die wahre Bedeutung offenbaren, die der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, 1. DFB-Vizepräsident und Aufsichtsratschef der DFL in sich vereint. Räumt Watzke womöglich zeitgleich im Amateur- und Profilager auf? Das Aus von Oliver Bierhoff ist bereits besiegelt, er hat seinen bis 2024 laufenden Vertrag am Montag aufgelöst. Und bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) steht laut „Kicker“ Donata Hopfen als Vorsitzende der Geschäftsführung nach nicht einmal zwölf Monaten vor der Ablösung. Die 46-Jährige soll das Vertrauen des von Watzke geführten Aufsichtsrates verloren haben.

Watzke beim BVB und DFB gefordert

Es gibt also gerade richtig viel zu tun für Watzke, der sich „nicht aufgedrängt“ hatte für die Jobs jenseits seines BVB: „Einfluss hatte ich vermutlich auch vorher schon, jetzt trage ich Verantwortung. Das ist der Unterschied.“ Neuendorf und Watzke logierten in Doha als Mitglieder der DFB-Delegation weit weg vom Nationalteam im selben Hotel. Neuendorf legt Wert auf „ein geordnetes Verfahren“. Einen indirekten Doppelpass spielte das Duo schon einmal, nämlich beim Begriff „Die Mannschaft“. Watzke lehnte den Marketing-Claim schon als „zu abgehoben“ ab, als Neuendorf noch gar nicht im DFB-Amt war. Als der 61-Jährige dann im März zum Verbandspräsidenten gewählt wurde, war „Die Mannschaft“ wenig später Geschichte.

Oliver Bierhoff unf Hansi Flick stehen auf dem Trainingsplatz.
Oliver Bierhoff (l.) hat seinen DFB-Vertrag am Montag aufgelöst. © dpa

Vielleicht wird auch Watzke dauerhaft enger an die Nationalelf angebunden. So etwas gab es schon in früheren Krisenzeiten. Karl-Heinz Rummenigge wurde nach dem EM-Debakel 2000 DFB-Teamchef Rudi Völler als Task-Force-Chef an die Seite gestellt. Und im Frühjahr 2006, als nach einem 1:4 gegen Italien alle um den Erfolg bei der Heim-WM fürchteten, wurde die „Task Force“ neu belebt, mit Bayern-Manager Uli Hoeneß als Sprecher der Vereine. Hoeneß hatte in Florenz – wie Watzke jetzt in Katar – das Länderspiel als Tribünengast verfolgt.

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