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BVB-Abwehrchef Hummels zurück beim DFB: Es gibt viel zu bereden
Nationalmannschaft
Borussia Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels ist wieder Teil des DFB-Teams. Am ersten Tag der Rückkehr gibt es viel zu bereden. Die überraschende Ausbootung ist aber kein Thema mehr.
Mats Hummels ist zurück im Kreis der DFB-Elf. Der 32-Jährige solle bei der anstehenden EM vorangehen, sagt Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff. Gleich am ersten Tag des Trainingslagers in Seefeld füllte Borussia Dortmunds Abwehrchef die Erwartungen mit Leben.
BVB-Abwehrchef Mats Hummels ist zurück im DFB-Team
Es gibt Redebedarf am Tag von Mats Hummels‘ Rückkehr in den Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Aber das ist in diesem speziellen Fall ja ganz normal. Hummels spricht mit denen, die er zuletzt nur noch während der Bundesliga-Duelle gegen den BVB oder gar nicht mehr gesehen hat. So wie mit Kevin Volland, Joachim Löws überraschende Personalie bei der Bekanntgabe seines 26 Spieler starken Kaders. Mit dem Stürmer der AS Monaco redet Dortmunds Abwehrchef besonders intensiv, mit Leroy Sané absolviert er ein Teil des Aufwärmprogramms.
Man hat nicht den Eindruck, dass sich der Weltmeister von 2014 erst wieder langsam herantasten müsste. So, wie er das nach seiner Rückkehr aus München in Dortmund ja zunächst gemacht hat. Da hielt sich der geborene Anführer eine ganze Weile lang noch zurück, ehe er auch nach außen hin so langsam in die Leaderrolle schlüpfte.
Bundestrainer Löw holt BVB-Profi Hummels zurück
Mit dem Nation-League-Spiel gegen die Niederlande (2:2) hatte am 19. November 2018 Mats Hummels‘ Nationalmannschafts-Karriere ziemlich abrupt geendet. Im Frühjahr 2019 verkündete Joachim Löw, dass er drei Weltmeister von 2014 aussortieren und einen Umbruch einleiten wolle. Dem Vernehmen nach waren Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng darauf nicht wirklich vorbereitet.
921 Tage nach seinem letzten Spiel trug Hummels am Freitag in Seefeld erstmals wieder Trainingsklamotten des DFB. Der Großsponsor hat mittlerweile gewechselt, aber ansonsten wirkte das Bild vertraut. So, als sei der Dortmunder nie weggewesen. Diesen Eindruck hatte auch Oliver Bierhoff, als er nach der Ankunft der Spieler kurz mit Hummels sprach. „Sie haben sehr locker und entspannt auf mich gewirkt“, berichtete der Direktor Nationalmannschaft über den Austausch mit den Rückkehrern Hummels und Münchens Thomas Müller. „Sie sind froh, hier zu sein und haben sich sehr schnell wieder eingefunden.“
BVB-Abwehrchef Hummels soll der DFB-Defensive Stabilität verleihen
Die „tollen Persönlichkeiten“ (Bierhoff) sollen helfen, die deutsche Mannschaft wieder in die Spur zu bekommen. Zu negativ waren Ergebnisse und Erlebnisse. Löws Rückholaktion war auch ein Eingeständnis, dass der vor zweieinhalb Jahren eingeschlagene Weg nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Die Stabilität gerade der Defensive ist verloren gegangen, nicht nur wegen verstörender Resultate wie beim 0:6 in Spanien im vergangenen Herbst oder zuletzt beim 1:2 gegen eine nordmazedonische Mannschaft, der man allenfalls Zweitliga-Format zuschreiben kann.
Entsprechend groß sind die Erwartungen. Müller und Hummels sollen als „Vorbilder vorneweg marschieren“, sagt Bierhoff. „Sie sind Führungsspieler und werden ihre Qualitäten einbringen, auch wenn sie länger nicht dabei gewesen sind.“ Zusammen 170 Länderspiele kehren in den Kreis des EM-Kaders zurück, dieses Pfund will und muss der DFB nutzen, wenn Joachim Löws Abschied noch einmal von einem Erfolgserlebnis gekrönt werden soll.
BVB-Profi Hummels zurück im DFB-Team: „Die Dinge sind geklärt“
Die überraschende Ausbootung vor rund 30 Monaten soll hier in Seefeld und dann auch beim EM-Turnier kein großes Thema mehr sein. Löw hat mit den Spielern telefoniert, bevor er sie zurückholte, „die Dinge“, so Bierhoff, „sind geklärt. Natürlich wird es im Verlauf der nächsten Wochen noch das ein oder andere Gespräch geben. Aber beide schauen nach vorn, nicht nach hinten.“
Wie weit nach vorn, ist ein Thema, das in dem Prozess, Hummels und Müller wieder einzubinden, noch nicht besprochen wurde. Löw habe mit dem Duo nur über die anstehende Europameisterschaft gesprochen, über die Zeit danach und darüber hinaus aber nicht – weil Löw ja auch die Verantwortung nach dem Ende der EM in andere Hände legt. Ob man Mats Hummels (32) und den ein Jahr jüngeren Müller auch noch unter dem Bundestrainer Hansi Flick erleben wird, ist erstmal offen. „Und natürlich“, wie Bierhoff schnell noch anfügte, „davon abhängig, ob die Leistungen stimmen.“ Angesichts der großen Wertschätzung des künftigen Trainers und der großen Lust, die die Spieler verspüren, würde ein Rücktritt – diesmal vielleicht aus freien Stücken – allerdings schon überraschen.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
