Jacob Bruun Larsen hat in den vergangenen Wochen viel Eigenwerbung betrieben. Doch jetzt verhindert eine Fußverletzung einen Startelfeinsatz zum Auftakt. Bange werden muss dem BVB aber nicht.
Eigentlich sollte jetzt alles besser werden. Und irgendwie ist es das ja auch geworden. Bis Donnerstagvormittag war es sogar ziemlich perfekt bei Jacob Bruun Larsen, aber um das Aber kommt man in dieser Geschichte nun mal leider nicht herum.
Jacob Bruun Larsen hat sich am Fuß verletzt, an seinem starken rechten, wie es im Fußball heißt. Am Donnerstagvormittag im nicht medienöffentlichen Training ist es passiert. Borussia Dortmund teilte übers Internet mit: „Jacob Bruun Larsen hat sich im heutigen Training am rechten Fuß verletzt. Wir hoffen auf einen Wiedereinstieg innerhalb der nächsten zwei Wochen. Gute Besserung, Jacob!“ Es ist eine Verletzungspause zur Unzeit. Fünf Tage vor dem Pflichtspielauftakt am Montagabend (20.45 Uhr, live in der ARD) im Pokal gegen den Zweitligisten Greuther Fürth.
Bruun Larsen war auf dem besten Weg in die BVB-Startelf
Nun kommen Verletzungen, gerade Fußverletzungen, im Fußball selten wirklich gelegen, aber viel unglücklicher und ungünstiger als im Fall Bruun Larsen kommen sie trotzdem selten daher. Denn der 19-jährige Däne, den Borussia Dortmund vor dreieinhalb Jahren in der Jugend von Lyngby BK ausbuddelte und anschließend an den Profifußball heranführte, war auf dem besten Weg, sich in die Startelf des BVB zu spielen.
Bruun Larsen war und ist die positive Überraschung der Vorbereitung. Im Testspiel gegen den FC Zürich (4:3) traf er dreifach, im Test gegen Lazio Rom (1:0) legte er das einzige Tor des Spiels durch Marco Reus mustergültig vor. Lucien Favre hätte wenige Argumente und noch weniger Gründe gehabt, den bissigen Flügelspieler in Fürth nicht von Beginn an von der Leine zu lassen. Und jetzt das.
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Der Fuß hat etwas abbekommen, auf eine genauere Diagnose will sich der BVB auch auf Nachfrage nicht einlassen. Rund zwei Wochen wird Bruun Larsen ausfallen. Das ist kein Beinbruch, auch kein Fußbruch, aber es ist ein herber Rückschlag für den jungen Dänen – und es ist nicht der erste in der jüngeren Vergangenheit.
Rückblick: Im März 2017 spielt der Fuß schon einmal nicht mit. Ermüdungsbruch. Sechs Monate Ausfallzeit. Bruun Larsen startet mit Rückstand in die vergangene Saison – und doch hält der damalige Trainer Peter Bosz durchaus viel vom Talent aus dem eigenen Stall. Bosz hat den Plan, Bruun Larsen auf der Außenverteidiger-Position spielen zu lassen. Der Niederländer testet den Ernstfall in der Uefa Youth League, Bruun Larsen spielt im November in der Dortmunder U 19 gegen Tottenham hinten rechts in der Viererkette – und verletzt sich am Knie. Wieder Pause. Wieder Reha.
Viel Pech unter Peter Bosz und Hannes Wolf
Als Bruun Larsen im Januar zurück auf den Platz kehrt, ist Bosz in Dortmund schon Vergangenheit. Peter Stöger hat keine Zeit für Experimente, er hat den Auftrag Champions-League-Qualifikation zu erfüllen. Bruun Larsens Chance auf Einsatzzeiten beim BVB geht gegen null, noch dazu aus einer Verletzungspause kommend. Also sucht er mit BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach einer Lösung. Sie heißt: VfB Stuttgart.
Am 23. Januar dieses Jahres wechselt Bruun Larsen zum VfB und seinem alten Förderer aus der BVB-Jugend Hannes Wolf. Am 27. Januar spielt er gegen Schalke von Beginn an in der Bundesliga. Das Spiel endet 0:2. Am 28. Januar tritt Wolf als VfB-Trainer zurück. Tayfun Korkut übernimmt – und Bruun Larsen kommt im weiteren Verlauf der Rückrunde nur noch auf drei Kurzeinsätze.
„Es war eine schwierige Zeit“, sagt Bruun Larsen über die Monate in Stuttgart. „Aber ich habe sie mitgenommen. Jetzt habe ich gesehen, wie schwer Fußball manchmal sein kann – und wie schnell es gehen kann.“ Es sei immer klar gewesen, dass er im Sommer zurück zum BVB kommen werde. Dem Klub, bei dem er bleiben will, bei dem er „am meisten lernen“ kann, wie er sagt.
Bruun Larsen lernt schnell, wie es scheint. Nicht nur den Umgang mit Rückschlägen, auch auf dem Platz. Zorc stellte dem 19-Jährigen schon nach der USA-Reise des BVB ein gutes Zeugnis aus. „Er hat mir sehr gut gefallen“, sagte Zorc dem Kicker. Er sehe trotz der großen Konkurrenz auf den Offensivpositionen sehr wohl Chancen für Bruun Larsen beim BVB. „Es muss nicht jeder viel Geld kosten, um bei uns eine Perspektive zu haben.“ Nur zwei gesunde Füße, die braucht es schon. Dann kann alles gut werden.
Tobias Jöhren, Jahrgang 1986, hat an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. Seit 2013 ist er Mitglied der Sportredaktion von Lensing Media – und findet trotz seines Berufes, dass Fußball nur die schönste Nebensache der Welt ist.
