Borussia Dortmund vor dem Deadline Day Bedarf, Anspruch und begrenzte BVB-Mittel

Borussia Dortmund vor dem Deadline Day: Bedarf, Anspruch und begrenzte BVB-Mittel
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Die Rahmenbedingungen sind klar definiert. Wenn am kommenden Freitag um 18 Uhr das Sommer-Transferfenster schließt, stehen die Kader der Fußball-Bundesligisten bis mindestens zum Winter. An den letzten Tagen vor dem Deadline Day reagieren viele Klub noch auf aktuelle Verletzungen und erkannte Lücken in den eigenen Reihen, auch bei Borussia Dortmund ist Nachbesserungsbedarf auf einigen Positionen ausgemacht worden.

Haller fehlt dem BVB wochenlang

Die Schwachstellen sind erkannt: Im Sturm ist der BVB mit Sebastien Haller und Youssoufa Moukoko nicht allzu üppig besetzt, zumal Haller im Januar und Februar wegen seiner geplanten Teilnahme am Afrika-Cup bis zu sechs Wochen fehlen wird. In der Abwehr ist die Stelle des vierten Innenverteidigers nach dem Wechsel von Soumaila Coulibay zu Royal Antwerpen weiter vakant. Und mit aktuell drei wettbewerbsfähigen Spielern balanciert der BVB auch auf den beiden defensiven Außenbahnen an der Kante zur Mangelverwaltung.

Ob der BVB bis 1. September noch aktiv werden wird, hängt davon ab, ob der Klub einen Spieler findet, der die Kombination aus den klar abgesteckten finanziellen Möglichkeiten und sportlicher Soforthilfe erfüllt. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten treibt Borussia Dortmund eine solche Verpflichtung aktiv voran, die Priorität liegt dabei in der Offensive, mit allen bekannten Hinderungsfaktoren. Nicht ausgeschlossen ist daher auch, dass man den Transfersommer ohne weitere Aktivitäten beschließen wird.

BVB-Kader ist eigentlich zu groß

Die Suche ist schwierig, das liegt an mehreren Faktoren. Zum einen hat sich auf der Abgangsseite weniger getan als erhofft. Mit aktuell 27 bis 29 Spielern, je nach Zählweise mit oder ohne Akteure der U23, die einen Profivertrag besitzen, ist der Kader der Borussia eigentlich noch zu groß. Bewegung auf der Abgabeseite deutete sich bis zum Sonntagabend nicht an. Bislang nicht stattgefundene Transfers von wechselwilligen Spielern (Thomas Meunier) oder Spielern, denen der BVB keine Steine in den Weg legen würde (Thorgan Hazard), schränken den Gestaltungsspielraum von Sportdirektor Sebastian Kehl ein - weil die werthaltigen Vertragsabschlüsse aus der Vergangenheit den Etat für die Profi-Abteilung immer noch massiv belasten.

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So würde beispielsweise ein Abschied Meuniers Gehaltseinsparungen im Bereich von bis zu acht Millionen Euro mit sich bringen – der Belgier freilich laboriert immer noch an seiner schweren Muskelverletzung, die er sich während der USA-Reise zugezogen hat. Ein Wechsel noch in diesem Sommer ist damit unwahrscheinlich.

BVB-Neuzugang müsste kurzfristig helfen

Auch sportlich muss der BVB abwägen, ob und welche Transfers Sinn ergeben könnten. Eine Kader-Ergänzung wird nicht gesucht, ein Neuzugang müsste mittel- und auch schon kurzfristig weiterhelfen und die Qualität deutlich anheben. Der Wunsch zum Beispiel nach einem robusten, groß gewachsenen und kopfballstarken Angreifer ist da, das hat Terzic unlängst klar skizziert. Angefragt hat der BVB nach Informationen der Leipziger Volkszeitung bei RB-Stürmer Yussuf Poulsen - und soll sich eine Absage des Klubs eingehandelt haben. Gesucht wird jemand, der sich im Profil von Haller und am besten auch Moukoko unterscheidet. Dessen Weiterentwicklung soll nicht blockiert werden.

Sebastien Haller und Ramy Bensebaini gehen Richtung Südtribüne.
Werden dem BVB zu Beginn des Jahres 2024 fehlen: Sebastien Haller (l.) und Ramy Bensebaini. © imago / RHR-Foto

Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich weiter hinten. So lange Meunier Spieler der Borussia ist, wird wohl kein neuer Rechtsverteidiger kommen. Zu teuer, wenn man zusätzlich noch das Gehalt des Belgiers aufwenden müsste. Dass Ramy Bensebaini wie Haller im Winter mehr als einen Monat fehlen wird, verschärft aber die Dringlichkeit auf den Außenverteidiger-Positionen. Und würde sich Innenverteidiger-Kandidat Armel Bella-Kotchap, egal, ob über eine Leihe oder bei einer festen Verpflichtung, mit einer Rolle als Nummer vier in Dortmund zufrieden geben, wenn er dadurch Gefahr läuft, das Ziel EM 2024 aus den Augen zu verlieren?

Terzic soll BVB-Team ans Leistungslimit führen

Kehl hat wiederholt betont, man fühle sich mit dem aktuellen Kader wohl, diesen Sprachgebrauch hat auch Terzic übernommen. Vom durchwachsenen Start in die Bundesliga wird sich Borussia Dortmund nicht zu überhasteten Transferaktivitäten verleiten lassen. Vielmehr, so ist aus dem Umfeld zu hören, sei Trainer Terzic gefordert, die aktuelle Gruppe schnellstmöglich an ihr Leistungslimit zu bringen. Gründe für den Stotter-Start macht der BVB vor allem bei kleineren und mittelschweren Blessuren aus, die die Vorbereitung bei einigen Spielern gestört haben.

Am Sonntag standen beim Spielersatztraining der Reservisten unter anderem Marco Reus, Giovanni Reyna, Moukoko, Thorgan Hazard, Karim Adeyemi und Jamie Bynoe-Gittens auf dem Rasen. Qualität und Breite im Kader sei also eigentlich vorhanden. Die Spieler müssen sie nur auf den Platz bekommen.

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