Besong beendet Leidenszeit bei BVB-U23 „Ein Glücksgefühl, als hätte ich ein Tor geschossen“

Paul Besong beendet Leidenszeit bei BVB-U23 : „Ein Glücksgefühl, als hätte ich ein Tor geschossen“
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Zum Abschluss ihrer Trainingseinheit studiert die BVB-U23 am Donnerstag in Brackel Standardsituationen ein. Trainer Jan Zimmermann befördert die Bälle dabei mit Effet höchstselbst in die Gefahrenzone, von wo aus sie die Spieler im Tor unterbringen sollen. Wie das so ist im Übungsbetrieb, gehen manche Bälle kolossal daneben, andere werden eiskalt vollstreckt. Als ein weiterer Schuss perfekt im Tor landet, beendet Zimmermann die Einheit. „Besser wird es heute nicht mehr“, sagt er. Die Stimmung ist ausgelassen.

BVB-Stürmer Besong muss Schock überwinden

Auch Paul Besong strahlt. Der 23-Jährige hat seine sechsmonatige Leidenszeit beendet. „Es ist einfach ein richtig schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu sein und endlich wieder Leistung zu zeigen“, sagt der BVB-Stürmer im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Anfang Oktober hatte er sich beim 2:2 gegen Arminia Bielefeld eine schwere Knieverletzung zugezogen.

„Es war im ersten Moment relativ schwierig einzuschätzen, wie schwer ich verletzt war. Ich habe schon gespürt, dass es relativ unrund war, dass sich mein Knie ein bisschen komisch angefühlt hat. Aber dass es dann so ein Ausmaß annimmt und ich so lange raus sein würde, hätte ich auch nicht gedacht“, sagt Besong rückblickend.

BVB-Stürmer Besong musste operiert werden

Zehn lange Tage muss er auf einen MRT-Termin warten. Im Anschluss schaut er sich die Bilder gemeinsam mit Mannschaftsarzt Dr. Dirk Tintrup an und schnell steht fest: Eine Operation wird unumgänglich sein. „Das war im ersten Moment ein Schock, es ist auch die eine oder andere Träne geflossen, weil ich es erst nicht glauben konnte. Ich habe ein bisschen gebraucht, um das zu realisieren“, erzählt Besong.

Paul Besong liegt auf dem Rasen und wird von Physiotherapeut Daniel Zolinski behandelt.
Anfang Oktober zog sich BVB-Stürmer Paul Besong im Auswärtsspiel in Bielefeld eine schwere Knieverletzung zu. © imago / Revierfoto

Den Eingriff am Knie lässt er in Augsburg vornehmen. Danach herrscht strenge Bettruhe. „Die ersten sechs bis acht Wochen nach meiner Verletzung lag ich nur im Bett. Meine Familie musste mir mein Essen bringen, ich konnte nichts tun. Das war wirklich eine schwierige Zeit“, berichtet der Dortmunder. Neben den Schmerzen im Knie sind es die kreisenden Gedanken, die ihn belasten.

Harter Kampf ums BVB-Comeback

Denn nach seiner Rückkehr zum BVB, für den der gebürtige Fröndenberger bereits von 2008 bis 2019 im Einsatz war, hatte er einen guten Start erwischt. „In der Saison-Vorbereitung habe ich bei den Profis mittrainiert und durfte auch an der USA-Tour teilnehmen, das war natürlich eine sehr coole Erfahrung. Kurz zuvor war ich noch in Aue und plötzlich stehst du mit deinen Kindheitsidolen wie Mats Hummels oder Marco Reus auf dem Platz und spielst in einem Testspiel gegen Manchester United gegen Weltstars“, sagt Besong.

Wieder Schwarzgelb zu tragen, fühlte sich gut und richtig an. Zumal der 23-Jährige nach kurzer Anlaufphase ab September auch bei der BVB-U23 in der 3. Liga immer besser auf Touren kam, zwei Tore und drei Assists verbuchte. Die plötzliche Knieverletzung auf der Bielefelder Alm war daher ein tiefer Einschnitt. Nach dem ersten Tief gewannen Zuversicht und Kampfbereitschaft wieder die Oberhand. Familie, Freunde und auch der Klub standen hinter ihm, signalisierten Unterstützung. „Die medizinische Abteilung hat mir einen genauen Plan vorgelegt, wie wir die Reha angehen werden. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben“, sagt Besong.

BVB-Rückkehr ist ein Meilenstein

Dass er drei Jahre zuvor in seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg schon einmal einen Kreuzbandriss erlitten und überwunden hat, hilft ihm bei dieser Zwangspause. „Ich habe leider schon eine Verletzungsgeschichte. Dementsprechend wusste ich, was auf mich zukommt und wie ich mit solch einem Rückschlag umgehen muss.“

Paul Besong redet mit Julian Hettwer.
BVB-U23-Mittelstürmer Paul Besong (r.), hier im Gespräch mit Julian Hettwer, hat eine sechsmonatige Verletzungspause hinter sich. © imago / Thomas Bielefeld

Zwei Monate nach der Operation geht es mit Beginn der Reha bergauf. „Diese kleinen Schritte, die kleinen Erfolge auf dem Weg zum Comeback, die haben mir viel Kraft und Energie gegeben. Weil ich gespürt habe, dass ich meinem Ziel wieder näherkomme. Als ich meine Krücken endlich weglegen konnte, war das ein Glücksgefühl, als hätte ich ein Tor geschossen“, sagt der BVB-Stürmer. Ganz behutsam steigert er sein Pensum, absolviert erste Übungen für die Beweglichkeit. Dann geht es an den Muskelaufbau, der wichtig ist, um die Gelenke zu schützen. Gemeinsam mit Athletiktrainer Benjamin Schüßler arbeitet er individuell, schuftet im Kraftraum, bringt sich Schritt für Schritt in eine bessere Verfassung.

Lob von BVB-Trainer Zimmermann

„In der Reha hat mir geholfen, dass ich weiß, was mein Körper leisten kann, wenn ich wieder voll da bin. Ich habe mir gesagt: Das ist jetzt einfach eine schwierige Zeit, die ich durchstehen muss. Ich war mir sicher, dass ich der Mannschaft wieder helfen kann, wenn ich eines Tages wieder auf dem Platz stehe. Das war mein Ansporn“, erzählt Besong. Inzwischen ist er zurück. Mitte März gibt er beim 0:4 in Essen sein Comeback. Ein undankbares Spiel für eine Rückkehr, denn an diesem Nachmittag läuft es gar nicht bei der Borussia. Doch in den letzten beiden Spielen beordert Trainer Zimmermann ihn wieder als Mittelstürmer in die Startelf.

„Paul hinterlässt einen guten Eindruck im Training. Seine Körpersprache ist positiv, sein Selbstvertrauen ist zu spüren und ich glaube, seine Leistungen dokumentieren das auch. Man darf nicht vergessen, wie lange er verletzt war, aber er findet langsam wieder in den Rhythmus. Gegen Sandhausen und Ingolstadt war er deutlich verbessert. Er war viel präsenter, viel ballsicherer, torgefährlich. Auch das Zusammenspiel mit den Mitspielern wird immer besser. Paul ist auf einem guten Weg, in eine vernünftige Form zu kommen und stabil zu sein“, urteilt Zimmermann.

BVB zu Gast beim VfB Lübeck

Auch heute (14 Uhr) in Lübeck dürfte Besong von Beginn an spielen. Ein Treffer gegen die abstiegsbedrohten Gastgeber wäre ein weiterer Etappenschritt. „Wenn ich dran bleibe, wird das Tor früher oder später fallen. Ich versuche jetzt erst einmal, meiner Mannschaft so weiterzuhelfen.“ Wie wichtig er für das Team in Bestform ist, hat der Mittelstürmer bereits zu Saisonbeginn unter Beweis gestellt. Seit Jahren ist Besong selbst eingefleischter BVB-Fan und Besitzer einer Dauerkarte. Der Heimsieg gegen Atletico Madrid in der Champions League hat ihn begeistert. Einen Flug zum Halbfinale nach Paris hat er aber nicht gebucht. „Ich habe ja selber hier noch einen Job auszuüben“, sagt Besong lächelnd. Die Pflicht ruft und er ist froh, ihr endlich wieder nachgehen zu können.