
© Guido Kirchner
Belgische Liga komplett abgebrochen – Ex-BVB-Coach Wolf betroffen
Corona-Zwangspause
Zwangspause zuhause in Dortmund: Die Kontaktsperre aufgrund des Coronavirus macht für Fußballtrainer Hannes Wolf die Arbeit in Belgien derzeit unmöglich.
Alle standen für den Krimi schon in den Startlöchern, doch plötzlich ging nichts mehr. Der letzte Spieltag der regulären Runde in der Jupiler League, des belgischen Fußball-Oberhauses, sollte die Entscheidung bringen: Wer schafft es noch in die Meister-Playoffs der besten sechs Teams? Mit einem Heimsieg gegen Mechelen hätte Hannes Wolfs KRC Genk das begehrte Ticket lösen können. Doch dann legten die Coronavirus-Maßnahmen auch den belgischen Fußball lahm.
Belgische Liga komplett abgebrochen – EX-BVB-Coach Wolf betroffen
Am Donnerstag entschied die Liga: die Saison wird abgebrochen. Die Ansteckungsgefahr sei auch mit Blick auf die nächsten Wochen zu hoch, auch Geisterspiele seien keine Option.
Als die Behörden Ende März erklärt hatten, dass die Kontaktsperre im Land bis Ende April ausgedehnt werden soll, reagierte der KRC Genk – und schickte alle Trainer und Profis bis auf Weiteres nach Hause zu ihren Familien. Auch der frühere BVB-Juniorencoach Hannes Wolf setzte sich ins Auto und fuhr die knapp zwei Stunden heim nach Dortmund zu Frau und Töchtern. „Das Wichtigste ist, dass möglichst alle jetzt gesund bleiben“, erklärt Wolf im Gespräch mit dieser Redaktion.
Wolf hielt sein Team per Fernsteuerung fit
Sein Team hat Wolf mit seinen Assistenten in den jüngsten Wochen quasi per Fernsteuerung fit gehalten. Es gab tägliche Kraft- und Ausdauerübungen, die die Spieler zuhause absolvieren mussten, zudem habe der Mentalcoach Aufgaben für die Profis entwickelt. „Aber natürlich war da eine Portion Troubleshooting dabei und kann das das reguläre Training in der Gruppe nicht ersetzen“, sagt der 38-jährige Dortmunder.
Trotz des Saisonabbruchs werde der vorgesehene Trainingsplan nun bis Ende April durchgezogen. „Damit die Spieler fit bleiben, die Pause bis zur neuen Saisonvorbereitung ist sonst zu lang“, sagt Wolf. Er selbst werde in den nächsten Tagen zurück nach Genk fahren, um sich vor Ort um organisatorische Dinge und strukturelle Entwicklungen im Klub zu kümmern. „Und um die Spieler, die nicht nach Hause fahren konnten“, sagt Hannes Wolf.
Profis von der Heimat abgeschnitten
Mehrere Profis dürfen derzeit in ihre Heimatländer aufgrund des Coronavirus nicht einreisen und müssen deshalb in Belgien bleiben. „Ich konnte zum Glück zurück nach Dortmund und freue mich natürlich über die unverhoffte Zeit zuhause“, so Wolf, „aber ich sorge mich natürlich um meine Spieler, die gerade allein in ihren Appartements sitzen.“ Gesundheit habe schließlich oberste Priorität, „und Einsamkeit kann auch krank machen“, so Wolf, „ich hoffe, dass alle Menschen gut durch diese Zeit kommen und wünsche allen, dass sie gesund bleiben.“
In Genk vor vier Monaten angeheuert zu haben, das habe er nicht bereut. Im Gegenteil. „Zum ersten Mal in meiner Profitrainerlaufbahn stehen die Erwartungen des Vereins und das, was leistbar ist, in Einklang“, sagt Wolf, „es fühlt sich hier richtig gut an.“ Sogar sportlich harte Einschnitte in Genk entpuppten sich plötzlich als Glücksfall: In der Winterpause ließ der Tabellensiebte zwei von Wolfs besten Spielern nach England ziehen. Der norwegische Mittelfeldspieler Sander Berge wechselte zu Sheffield United, Aston Villa verpflichtete Stürmer Mbwana Samatta. Ein heftiger Schlag für das junge Team. Aber: 32 MiIlionen Euro spülten die Deals in die KRC-Kassen, so dass es jetzt, in Zeiten der Coronavirus-Krise, keine finanziellen Probleme gibt. „Ohne das im Januar ahnen zu können, hat der Verein alles richtig gemacht“, gesteht Wolf.
Wolf glaubt an Borussia Dortmund im Endspurt
Ob der BVB im Endspurt der Bundesliga-Saison nach der Coronavirus-Pause auch alles richtig macht? „Ich beobachte noch sehr genau, was in Dortmund passiert. Ich denke, für die Borussia ist noch alles möglich“, sagt Wolf, „sie sind zu außergewöhnlichen Leistungen fähig und haben es wieder geschafft, eine besondere Mannschaft mit einigen jungen Spielern aufzubauen.“ Mit Edin Terzic, Lucien Favres Co-Trainer, sei er noch immer gut befreundet, „ er war ja auch früher mein Co-Trainer, wir sprechen häufig über den BVB“. Spitzenreiter FC Bayern sei zwar auch wieder stabil, „aber vier Punkte kann Dortmund in neun Spielen noch aufholen“.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
