Die Stimmung im Kabinentrakt des Stadions an der Hafenstraße stellte sich nach dem Abpfiff des Duells zwischen Rot-Weiss Essen und der U23 von Borussia Dortmund als herausragend dar. Allerdings nur auf Seiten der Gastgeber. RWE-Mittelfeldspieler Thomas Eisfeld spracht mit den Journalisten über seinen Führungstreffer aus der Kategorie „Tor des Monats“. Wenige Meter entfernt schlichen die Spieler der BVB-U23 bedient und konsterniert in Richtung Kabine. Sprechen wollte zunächst niemand.
Bedrohliche Lage für die BVB-U23
Die Situation von Borussia Dortmunds U23 hat sich nach der Niederlage in Essen weiter eingetrübt. Der BVB liegt aufgrund der besseren Tordifferenz zwar knapp über den Strich – durch den 1:0-Sieg des Halleschen FC beim VfB Oldenburg gestaltet sich die Situation im Tabellenkeller allerdings enger denn je. Zwischen den Plätzen 15 bis 20 liegen gerade einmal drei Zähler. Vier der sechs akut abstiegsbedrohten Teams werden Ende Mai den bitteren Gang in die Regionalliga antreten. Der Trend spricht eindeutig gegen die Schwarzgelben: Acht der vergangenen neun Partien gingen verloren, auch unter dem neuen Trainer Jan Zimmermann setzte es zwei Pleiten.
Dortmunds Defensivspieler Antonios Papadopoulos, in Essen noch einer der besseren Borussen, fordert mehr Härte ein: „Wir müssen Männerfußball spielen, das ist es. Wir müssen anfangen, in die Zweikämpfe zu gehen. Das ist die 3. Liga – die tut auch mal weh.“ Die Niederlage sei „bitter“ gewesen, denn der BVB hatte „in der ersten Hälfte alles unter Kontrolle. Wir haben es gut gespielt und sind gegen den Ball präsent gewesen“, sagte Papadopoulos.
BVB-U23 und die mangelhafte Offensive
Dortmunds Teammanager Ingo Preuß nimmt im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten noch eine weitere Baustelle ins Visier: die Ballverarbeitung der Angreifer. Die in der Trainingswoche einstudierten langen Bälle wurden in Essen durchaus mit Präzision auf den Rasen gebracht, die Ausbeute war allerdings wiederholt mangelhaft. „Der eine oder andere Ball sollte hinter die Essener Kette gechippt werden, da wir mit Moses Otuali und Justin Njinmah zwei Spieler mit außergewöhnlichem Tempo haben. Moses ist einmal zum Abschluss gekommen, Justin gar nicht. Da braucht es eine vernünftige Ballan- und mitnahme.“ Anschauungsunterricht gibt es laut Preuß bei den BVB-Profis: „Das können sich beide bei dem Tor von Karim Adeyemi gegen Chelsea ansehen. So nimmt man den Ball in Perfektion an und mit. Wenn wir das hinbekommen, werden wir auch Tore schießen.“ Nach wie vor stellt seine Mannschaft mit erst 18 Treffern in 23 Spielen die harmloseste Offensive der Liga.

Zweifel sind allerdings angebracht, ob aus einem der U23-Angreifer noch ein Spieler der Kategorie Adeyemi erwächst. Doch zumindest wird daran gearbeitet. „Es gilt, Abschlusssituationen im Training zu erzeugen, um die nötige Sicherheit zu bekommen“, meint Preuß. Damit sind in erster Linie die Winter-Neuzugänge Otuali und Cyrill Akono gemeint. Beide Spieler sind im BVB-Trikot noch torlos. „Wenn man neue Spieler verpflichtet, funktionieren die meistens nicht auf Knopfdruck. Das geht nur bei Erling Haaland“, so Preuß. „Aber einer von den beiden Neuzugängen sollte schon noch Tore erzielen, das darf nicht bei dieser Bilanz bleiben. Davon bin ich auch überzeugt. Aber es dauert manchmal.“
Passlack fehlt Bindung zur BVB-U23
Mit Felix Passlack kam in Essen ein Spieler aus dem Dortmunder Profikader über die gesamte Distanz zum Einsatz. Doch die fehlende Spielpraxis (137 Minuten in dieser Saison) und die fehlende Bindung zu seinen neuen Kollegen ließen den Rechtsverteidiger über weite Strecken wie einen Fremdkörper wirken. „Für ihn war es gut, 90 Minuten gespielt zu haben. Wir kennen Felix, er ist ein Top-Junge. Wie es weitergeht, hängt von ihm und den Planungen der Profis ab“, so Preuß.

Nächstmögliche Einsatzmöglichkeit ist das „Heimspiel“ gegen den Tabellenfünften Waldhof Mannheim am Samstag (14 Uhr), welches aufgrund der Arbeiten in der heimischen Roten Erde in Oberhausen über die Bühne gehen wird. Für Preuß ist der erneute Umzug „sicher kein Vorteil“. Die Situation „ist ungewöhnlich, aber dafür kann niemand etwas. Aber das Hin- und Hergereise spielt uns nicht in die Karten“, so der Teammanager, der aber auch etwas Positives sieht: „Im Aufstiegsjahr haben wir in Oberhausen einen wichtigen Sieg geschafft. Wenn wir das auch gegen Mannheim hinbekommen, wäre das eine super Sache.“ Jeder Punkt könnte am Saisonende entscheidend sein für die Frage, ob die schwarzgelbe Zweitvertretung in der 3. Liga bleibt.
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