Eine Viertelstunde vor Schluss wurde das ganze Ausmaß seines Selbstvertrauens sichtbar. Samuel Bamba eroberte an der Seitenlinie gegen Ilyes Housni den Ball. Er behauptete sich auf engstem Raum und ließ den PSG-Stürmer dabei alt aussehen. Mit einer flinken Drehung war er im Anschluss unter dem Applaus der Zuschauer auch an Makaya Diaby vorbeigezogen und einmal mehr auf den Weg Richtung Strafraum, ehe ihn Younes El Hananch stoppte. Durch ein Foul wohlgemerkt – anders war Bamba im Achtelfinale der Youth League an diesem Tag kaum vom Ball zu trennen gewesen.
Bamba in ungewohnter Rolle bei der BVB-U19
Der 19-Jährige schwang sich beim 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Paris Saint-Germain zu ganz großer Form auf und stach aus dem insgesamt überzeugenden Ensemble der BVB-U19 heraus. „Als Mann des Spiels würde ich mich nicht bezeichnen. Es war schon eine Teamleistung“, stellte Bamba später klar. Doch von der Zurückhaltung im Gespräch mit den Journalisten nach dem Spiel, in dem Bamba explizit das Kollektiv lobte, war auf dem Rasen wenig zu spüren.
Bamba fand sich in ungewohnter Rolle rechts vor der Dreierkette wieder. Mike Tullberg hatte mit einer überraschenden 3-4-3-Ausrichtung auf die Stärken der Franzosen reagiert und sie mit seinem taktischen Kniff vor Probleme gestellt. Das lag zu großen Teilen auch daran, dass sämtliche Spieler extrem unnachgiebig ihre Arbeit gegen den Ball verrichteten. Zudem gelang es den Dortmundern immer wieder, das Zentrum zu überladen. Das nahm PSG die Luft zum Atmen. Das viel gelobte Offensivspiel der Gäste kam so nur selten zur vollen Entfaltung. Seinen Anteil daran hatte auch Bamba. „Sammy hat die rechte Seite beackert und sich fast in einen Rausch gespielt“, lobte BVB-Nachwuchschef Lars Ricken im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
BVB-Spieler Bamba lässt PSG verzweifeln
Mit schnellen Dribblings stellte er die PSG-Defensive regelmäßig vor Probleme, band viele Gegenspieler und schaffte so Räume für die Kollegen. Bamba, dem bei allem Fleiß in der Vergangenheit immer wieder fehlende Qualität im Abschluss bescheinigt wurde, sollte aber auch in dieser Hinsicht den Gegenbeweis antreten. Das war wichtig, denn Paris ging in der 39. Minute durch Noha Lemina mit 1:0 in Führung. Die aber hatte weniger als drei Minuten Bestand. Nach einer energischen Balleroberung durch Hendry Blank leitete Göktan Gürpüz die Kugel direkt weiter zu Bamba. Der startete durch, überwand Moutanabi Bodiang, zog in die Mitte und verfrachtete den Ball zum 1:1 ins Tor (42.).
Fast wäre ihm noch der Siegtreffer gelungen. Doch sein Freistoß in der 73. Minute segelte an die Latte. Im Mittelpunkt stand Bamba dennoch zwei weitere Male. In der 79. Minute, als ihn der bereits verwarnte und sichtlich entnervte Vimoj Mungu nur mit unfairen Mitteln stoppen konnte und dafür Gelb-Rot sah. Und im Elfmeterschießen. Dort behielt Bamba – ebenso wie alle anderen Borussen – die Nerven. Torhüter Silas Ostrzinski parierte gegen Ilyes Housni und damit war der Weg frei ins Viertelfinale.
Lob von Tullberg und Ricken
„Ich kann nicht in Worten beschreiben, was gerade passiert ist. Das war das anstrengendste Spiel, das ich je gemacht habe. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben unser Bestes gegeben“, sagte Bamba. Anschließend erfüllte er viele Selfie-Wünsche. Sie waren der Lohn für eine überzeugende Leistung. „Wir erwarten von ihm, dass er Verantwortung übernimmt und in Topspielen das zeigt, was er im Training zeigt. Heute gebührt ihm ein riesiges Lob, er war spielentscheidend“, urteilte Mike Tullberg.

Auch Lars Ricken war voll des Lobes: „Sammy hat heute wahrscheinlich das beste Spiel seit zwei Jahren gemacht. Es ist eine Qualität, da zu sein, wenn es drauf ankommt und dann seine Leistung abzurufen.“ Das freilich galt auch für die übrigen Dortmunder. „Es ist nicht selbstverständlich für die Jungs, bei dem Druck alle Elfmeter reinzuhauen. Wir wollen Siegermentalitäten bei Borussia Dortmund entwickeln. Und das sind die Spiele, die du brauchst, um eine solche Mentalität zu entwickeln“, meinte Ricken.
BVB im Viertelfinale gegen Hajduk Split
Nach den Kraftakten in der Gruppenphase und in den Playoffs in Edinburgh steht die BVB-U19 nun im Viertelfinale. Dort genießt sie am 14. März Heimrecht gegen Hajduk Split, das sich überraschend mit 2:1 gegen Manchester City durchsetzte. „Wir haben als Team gezeigt, was wir für eine Moral haben – deswegen sind wir unter den letzten Acht in Europa“, lobte Bamba.

„Wir hatten nach drei Spieltagen in der Vorrunde einen Punkt. Jetzt im Viertelfinale zu stehen, spricht für die Mentalität und Qualität dieser Mannschaft“, betonte Ricken. Die nächste Aufgabe gegen den kroatischen Vertreter aus Split dürfte ebenfalls eine Herausforderung werden. „Wenn sie Manchester ausschalten konnten, wissen wir, was da eine Qualität auf uns zukommt“, so Ricken. Andererseits: Da der BVB die Ausnahmemannschaft aus Paris ausgeschaltet hat, dürfte auch einiges an Qualität auf Hajduk Split zukommen. Samuel Bamba ist dafür nur ein Beispiel, aber ein sehr gutes.
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