Kaum eine Nummer eins fehlt häufiger als Kobel Das kostet den BVB wichtige Punkte

Ausfall von Gregor Kobel zeigt: So wichtig ist der Torhüter für den BVB
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Gregor Kobel war schon fast auf dem Weg in die Kabine, das Aufwärmprogramm vor dem Topspiel gegen RB Leipzig eigentlich durch, als sich der Schweizer mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht an den Oberschenkel griff. Bei einer der letzten Übungen war ihm ein Stich in den Muskel geschossen. Kobel musste passen. Zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League nach London drei Tage später reiste der 25-Jährige zwar mit, doch Ärzte und Physios ließen die kleine Resthoffnung auf einen Einsatz am Spieltag platzen. Selbst das Revierderby kam für den BVB-Keeper noch zu früh.

BVB-Keeper Kobel fehlt oft für einen Torwart

Schon in der Hinrunde war Kobel aufgrund eines Muskelfaserrisses und anschließender Rückenprobleme mehrere Wochen ausgefallen, nun sind es muskuläre Probleme, die ihn außer Gefecht setzen. Das Spiel auf Schalke war bereits das zehnte in dieser Saison (sechs Bundesliga-Spiele, vier in der Champions League), dass er verletzungsbedingt verpasste. Kaum ein anderer Bundesligist beklagt so viele Ausfalltage bei seiner Nummer eins wie Borussia Dortmund.

Mit Ausnahme des FC Bayern und RB Leipzig, die längerfristig auf Manuel Neuer (Schienbeinbruch) und Peter Gulacsi (Kreuzbandriss) verzichten müssen, fehlten lediglich Mainz 05 (Robin Zentner verpasste sechs Spiele) und Borussia Mönchengladbach (Yann Sommer und Jonas Omlin sieben Spiele) ihre Stammtorhüter ähnlich häufig. Zum Vergleich: Die Hälfte aller Bundesliga-Stammkeeper kommen auf die maximale Minutenzahl. Kobel bringt es „nur“ auf 75 Prozent.

Wie bitter diese vergleichsweise hohe Ausfallquote ist, wird beim Blick auf die Statistik deutlich. Mit dem Schweizer zwischen den Pfosten holte der BVB 18 Siege, drei Unentschieden und kassierte vier Niederlagen. Das macht einen Punkteschnitt von 2,3. Ohne ihn auf dem Platz gab es für die Schwarzgelben im Schnitt nur 1,4 Punkte (vier Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen). Auch die Zahl der durchschnittlichen Gegentore ist höher (Mit Kobel: 0,88. Ohne Kobel: 1,3).

Meyer ersetzt Kobel beim BVB

Vertreter Alexander Meyer aus diesen Zahlen einen Strick zu drehen, wäre wohl unfair. Der 31-Jährige, der vor einem Jahr noch mit Jahn Regensburg in Aue und Sandhausen spielte und dessen Verpflichtung von vielen kritisch beäugt wurde, erwies sich selbst auf Europas größter Bühne als gute 1b-Lösung. Souverän auf der Linie, kompromisslos im Herauslaufen, klar in der Ansprachen, ruhig mit dem Fuß am Ball. Einen richtig groben Schnitzer lieferte er sich im Trikot von Borussia Dortmund noch nicht - und doch war da der ein oder andere Gegentreffer, bei dem einem zumindest kurz der Gedanke kam, ob ein Gregor Kobel den nicht doch gehabt hätte.

Gregor Kobel pariert einen Schuss von Christoph Baumgartner.
Mit solchen Paraden wie gegen Hoffenheims Christoph Baumgartner rettete Gregor Kobel dem BVB schon viele wichtige Punkte. © IMAGO/RHR-Foto

Hätte die Nummer eins den Flatterball von Citys John Stones über die Latte gelenkt, bei der artistischen Volleyabnahme von Erling Haaland die Hände schnell genug hoch bekommen, die Hereingabe vom Schalker Michael Frey antizipiert oder den Kopfball von Kenan Karaman noch bekommen? Nicht ausgeschlossen. Aber nur Spekulation.

Weidenfeller: Kobel ist „bester Torwart“ der Liga

Fakt ist allerdings: Kobel, vor seiner Verletzung in herausragender Form, macht den BVB besser. Mehrfach schon war der 25-Jährige in dieser Saison der BVB-Matchwinner und rettete den Dortmundern in dieser Saison mit extrem starken Paraden und schnellen Reflexen drei Punkte. Roman Weidenfeller adelte den Kobel zuletzt bei „19:09 - der schwarzgelbe Talk“ als „besten Torwart der Bundesliga“. Der Schweizer könne laut des Ex-BVB-Torhüters ein entscheidender Faktor für den Titel-Gewinn sein.

Dafür muss Kobel aber auch spielen. Die nächste Chance dazu gibt es am Samstag im Heimspiel gegen den 1. FC Köln (15.30 Uhr, live auf Sky). Erleidet Kobel in den kommenden Trainingstagen keinen Rückschlag, dürfte er gegen den „Effzeh“ ins Tor zurückkehren. Und dort im besten Fall auch bis Ende der Saison bleiben.

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