Armin Reutershahn gehört zum festen Inventar der Bundesliga. Seit mehr als 30 Jahren ist der 63-Jährige mittlerweile im Fußball-Oberhaus tätig. Patina hat er in dieser Zeit noch nicht angesetzt. Davon konnten sich die Zuschauer bei der 43. Ausgabe von „Brinkhoff’s Ballgeflüster“ überzeugen. Borussia Dortmunds Co-Trainer trat dabei ebenso bodenständig wie sympathisch auf. Im himmelblauen Polo-Hemd und Jeans beantwortete er ruhig und routiniert die Fragen von Gastgeber Norbert Dickel.
Reutershahn glücklich beim BVB
Begonnen hat Reutershahn seine Laufbahn allerdings gar nicht im Fußball, sondern 1987 beim Sportamt in Krefeld. Dort ist er unter anderem für die Talentsichtung und -förderung im Eislaufen zuständig. Vier Jahre später heuert er bei seiner ersten Station im Profi-Fußball bei Bayer 05 Uerdingen an. Nach sieben weiteren Vereinen (Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart, Hoffenheim, Mönchengladbach) landet der heutige Assistent von Edin Terzic schließlich im Januar dieses Jahres beim BVB. „Ich bin glücklich, hier zu sein“, sagt Reutershahn und erntet gleich kräftigen Applaus aus dem Publikum. „Ich war viel unterwegs, aber bei der Borussia mit so vielen tollen Spielern zusammenzuarbeiten, ist ein riesiger Traum, der in Erfüllung geht“, bekennt der 63-Jährige.
Dass Siggi Held sein Lieblingsspieler der Bundesliga-Historie ist und er sich nur allzu gerne an das siegreiche Europapokal-Endspiel gegen den FC Liverpool von 1966 zurückerinnert, bringt dem Co-Trainer rasch weitere Pluspunkte bei den Fans ein. Sie erfahren auch, dass der 63-Jährige mit den musikalischen Gepflogenheiten seiner Spieler zwar nicht viel anfangen, ihnen aber doch etwas abgewinnen kann. „Ich bin schon in die Jahre gekommen. Wenn bei uns in der Kabine Musik läuft, da denke ich wirklich, was haben meine Eltern damals gedacht, als ich Deep Purple und Led Zeppelin gehört habe? Die müssen ja auch durchgedreht sein“, flachst er.
BVB-Arbeit hält Reutershahn jung
Auch wenn er sich mit der heutigen Musik nicht identifizieren könne und auch die Sprache der Spieler mittlerweile eine andere sei, schätzt er seine Arbeit. „Denn sie hält mich jung.“ Trotzdem habe sich im Laufe der Jahrzehnte, die er in der Bundesliga tätig ist, einiges gewandelt. Früher seien die vom Trainer vorgegebenen Übungen umgesetzt worden, ohne sie jemals zu hinterfragen.

„Zu meiner Zeit wurde nicht groß geredet. Heute sind die Spieler viel mündiger. Sie wollen wissen, warum sie die Inhalte im Training machen“, berichtet Reutershahn. Ausführlich äußert er sich auch zur Zusammenarbeit mit Chefcoach Edin Terzic, Co-Trainer Sebastian Geppert und Torwart-Trainer Matthias Kleinsteiber.
Eingespieltes BVB-Trainerteam
„Geppi und ich bereiten viel vor und Edin entscheidet am Ende, was wir umsetzen. Das betrifft unter anderem die Videoanalyse, die Gegnerbeobachtung und die Trainingsinhalte. Meist treffen wir uns früh am Morgen und besprechen dann, was wir machen wollen“, erzählt der 63-Jährige. Vor dem Auswärtsspiel beim VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky) habe jeder aus dem Trainerteam mindestens ein (unterschiedliches) Spiel des Gegners analysiert. „Wir tragen dann gemeinsam unsere Inhalte zusammen und Edin entscheidet, was wir dem Team vorstellen, um am Wochenende erfolgreich zu sein“, sagt Reutershahn.
Sehr viel Wert lege das Trainerteam auch auf das seit Jahren bei Borussia Dortmund viel diskutierte Thema Standardsituationen. „Sie sind immer Inhalt unserer Trainingswoche, manchmal auch an zwei Tagen“, so Reutershahn. Ein dickes Lob spendiert er Julian Brandt: „Er hat im Auftaktspiel gegen den 1. FC Köln überragende Ecken und Freistöße geschossen.“ Allerdings habe das Team die einzelnen Räume nach ruhenden Bällen schlecht belaufen.
Lob für BVB-Profi Julian Brandt
Er selbst versuche sich als Trainer ebenfalls ständig weiterzuentwickeln. „Ich habe in verschiedenen Vereinen mit verschiedenen renommierten Trainern zusammengearbeitet und daher immer neuen Input erhalten.“ Auch in Büchern oder Videos finde er immer wieder interessante Inhalte. Die Einflüsse würden beim BVB im Trainerteam stets auf den Prüfstand gestellt: „Wir fragen uns: Ist das etwas, das zur Philosophie und zu unserer Mannschaft passt?“

Fällt die Antwort positiv aus, erhalten die Inhalte Einzug in den Übungsbetrieb. Und all das soll wiederum in einem erfolgreichen Spiel münden. Für die gerade beginnende Saison hat Reutershahn deshalb einen Wunsch. „Ich möchte, dass wir in allen drei Wettbewerben besser abschneiden als im letzten Jahr.“ Donnernder Applaus im Publikum brandet auf. Volle Zustimmung. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend.
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