Anthony Modeste rutscht in der BVB-Hierarchie ab Stürmer vor schwierigen Monaten in Dortmund

Anthony Modeste rutscht in der BVB-Hierarchie ab: Stürmer vor schwierigen Monaten in Dortmund
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Mit verschränkten Armen sitzt Anthony Modeste auf der kleinen Tribüne am Trainingsgelände in Marbella. Als Zuschauer beobachtet er das Spiel seiner Borussia gegen Fortuna Düsseldorf. Die schwarze Kappe hat er sich tief ins Gesicht gezogen, dazu trägt er eine dunkle Sonnenbrille. Durch die sieht er mit an, wie Sebastien Haller nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung unter großem Beifall sein Comeback feiert. Auch Modeste applaudiert – im Wissen, dass ihm durch diese Einwechslung wohl harte letzte Monate in Dortmund bevorstehen.

Anthony Modeste mit zwei BVB-Toren

Dass sie nicht leicht würden, das war nach den Entwicklungen der Hinrunde zu erahnen. Modeste, nach der Haller-Diagnose im Sommer als kurzfristiger Ersatz für fünf Millionen Euro vom 1. FC Köln verpflichtet, hat seit seiner Ankunft in Dortmund mit Anpassungsproblemen zu kämpfen. Der 34-Jährige wirkt im Spiel des BVB oft wie ein Fremdkörper, ist selten eingebunden in die Offensivvorträge. Den beim „Effzeh“ so oft zelebrierten Brillen-Jubel bekamen die Fans von Borussia Dortmund in 20 Spielen nur zweimal zu sehen. Die Folge: Der Franzose verlor bereits im Laufe der Hinrunde seinen Stammplatz an Youssoufa Moukoko.

Abschreiben wollen sie Modeste beim BVB trotzdem noch nicht. Es sei „total richtig“ gewesen, den Stürmer im Sommer verpflichtet zu haben, betonte Trainer Edin Terzic in der Winterpause gegenüber der „Sport Bild.“ „Natürlich hätte sich auch Tony gewünscht, dass es am Ende fünf, acht oder zwölf Tore gewesen wären.“ Aber aufgrund der Kurzfristigkeit des Transfers und der fehlenden Vorbereitung mit der Mannschaft sei es auch „kein leichter Start für ihn“ gewesen.

Leisten-Operation wirft BVB-Stürmer Modeste zurück

Dementsprechend wichtig war für Modestes weitere Entwicklung eine optimale Wintervorbereitung. Um im neuen Jahr befreit und vor allem schmerzfrei aufspielen zu können, legte sich der Franzose wenige Tage nach dem 2:4 gegen Mönchengladbach sogar unters Messer. Den Stürmer hatten zuvor Beschwerden in der Leiste begleitet und im Training sowie den letzten Spielen vor der WM-Pause behindert. „In Kürze geht es für mich direkt in die Reha, damit ich im neuen Jahr wieder fit und voller Energie auf dem Platz stehen kann“, schrieb Modeste unter ein Instagram-Bild aus dem Krankenhaus.

Anthony Modeste schießt einen Ball.
BVB-Stürmer Anthony Modeste trainierte in Marbella größtenteils individuell. © IMAGO/Kirchner-Media

Doch der Plan ging schief. Zum Dortmunder Trainingsstart war Modeste noch nicht wieder voll belastbar. In Marbella konnte er nur Teile der Umfänge mitmachen und trainierte nach dem gemeinsamen Aufwärmprogramm mit der Mannschaft meist individuell. Fast schon sehnsüchtig blickte der Stürmer immer wieder zu seinen Kollegen herüber.

Modeste verlässt den BVB im Sommer

Dieses Schicksal wird ihn im Verlauf der Rückrunde noch häufiger ereilen. Nach der unerwarteten Blitz-Rückkehr von Haller ist Modeste in der internen Stürmer-Rangfolge innerhalb weniger Wochen auf Platz drei abgerutscht. Zwar stand er im Vorbereitungsspiel gegen den FC Basel immerhin 30 Minuten auf dem Platz, sofern Haller aber weiterhin gesund und fit bleib, dürfte Modeste über die Rolle als Edel-Joker kaum hinauskommen.

Das hatte sich der Franzose sicherlich anders vorgestellt. Zwar erfüllte er sich mit dem Wechsel zum BVB seinen großen Traum von der Champions League und kassiert ein üppiges Gehalt. Doch dass sein „Ende“ in Dortmund schon nach sechs Monaten beschlossene Sache ist, sich die Wege im Sommer trennen werden und er die letzten Monate auf der Bank verbringen muss, wird beim Ex-Kölner für eine Menge Frust sorgen. Zumal mittlerweile eine vierte Rückkehr zu seinem ehemaligen Herzensklub ausgeschlossen ist. FC-Trainer Steffen Baumgart machte zuletzt deutlich: „Was vorbei ist, ist vorbei.“