Amos Pieper greift sich in die Haare.

Kehrt mit dem SV Werder Bremen nach Dortmund zurück: Amos Pieper. © imago / Nordphoto

Amos Pieper vor BVB-Wiedersehen mit Bremen: „Ich bin extrem heiß“

rnExklusiv-Interview

Jahrelang hat Amos Pieper das BVB-Trikot getragen, jetzt kehrt er mit Werder Bremen zurück nach Dortmund. Im Exklusiv-Interview spricht er über die schwarzgelbe Offensive, Nico Schlotterbeck und Pep Guardiola.

Dortmund

, 19.08.2022, 09:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Acht Jahre hat Amos Pieper (24) seine Schuhe für Nachwuchsmannschaften von Borussia Dortmund geschnürt, jetzt tritt der im Sommer von Arminia Bielefeld zu Werder Bremen gewechselte Innenverteidiger erstmals im vollen Signal Iduna Park an – wenn es die im Spiel gegen den VfB Stuttgart beim Zusammenprall mit SVW-Torhüter Jiri Pavlenka zugezogene Kopfverletzung zulässt. Im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten spricht Pieper über das Duell gegen den BVB, seinen Kontakt zu U21-Kumpel Nico Schlotterbeck und seinen Traum, in der elterlichen Eisdiele mit Pep Guardiola über Fußball zu sprechen.


Hallo Herr Pieper, brummt der Schädel noch?

Nein, das geht schon wieder. Ich war auch draußen auf dem Platz, habe schon wieder ein paar Übungen gemacht.

Amos Pieper sinkt nach einem Zusammenprall mit Jiri Pavlenka zu Boden.

Schmerzhafter Zusammenprall von Amos Pieper mit Werder-Torhüter Jiri Pavlenka. © IMAGO/kolbert-press

Wie stehen die Chancen auf einem Einsatz am Samstag?

Da muss ich noch das Urteil der medizinischen Abteilung abwarten, gerade weil der Kopf betroffen war. Aber ich hoffe natürlich, dass ich dabei bin.


Und wie gut sind die Aussichten, dass Bremen im Signal Iduna Park punktet?

Wir gehen jedes Spiel so an, dass wir drei Punkte holen können – ganz egal gegen welchen Gegner. Wir wollen in dem Highlight-Spiel am Samstag überzeugen und unseren ersten Sieg einfahren, auch wenn wir uns natürlich der Schwere der Aufgabe bewusst sind.


Der SVW ist rasant gestartet, hat sowohl in Wolfsburg als auch gegen Stuttgart 2:2 gespielt. Wie beurteilen Sie das Bundesliga-Comeback bislang?

Im zweiten Spiel gegen Stuttgart war es am Ende etwas glücklich, doch über 90 Minuten war der Punkt verdient. Wir hatten die Fans im Rücken, die uns getragen haben. Gegen Wolfsburg waren wir die unglückliche Mannschaft, die das späte Gegentor bekommen hat. Mit der Art und Weise können wir aber in beiden Spielen absolut zufrieden sein. Wir haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind.

Bis zu Ihrer verletzu ngsbedingten Auswechslung haben Sie jede Pflichtspielminute bestritten. Wie froh sind Sie, als Neuzugang bislang zum Stammpersonal zu gehören?

Mit meinem Start bin ich sehr zufrieden. Ich wäre ehrlich gesagt auch enttäuscht, wenn ich nicht gespielt hätte. So geht es sicher jedem Sportler. Jetzt geht es darum, dass ich den Platz behalte, wenn die Mediziner grünes Licht für einen Einsatz gegen Dortmund geben.


Können Sie angesichts von vier Gegentoren in zwei Spielen zufrieden mit Ihren Auftritten sein?

Auch wenn ich mit meiner Leistung durchaus zufrieden bin, wurmen mich die Gegentore. Und natürlich hängt man als Abwehrspieler da mit drin. Und dennoch: Insgesamt haben wir nicht viel zugelassen, müssen im Verbund aber noch konsequenter werden. Denn in der Bundesliga nutzen die Mannschaften ihre Chancen eiskalt.


Wie schwierig ist die Vorbereitung auf die Partie? Der BVB kann im Angriff sowohl mit Anthony Modeste als klassischem Neuner oder mit schnellen Spielern wie Youssoufa Moukoko oder Karim Adeyemi auflaufen.

Dortmund hat viele Spieler mit außergewöhnlicher Qualität. In den individuellen Duellen wollen wir aber zeigen, dass wir etwas mit nach Bremen nehmen können. Insgesamt bereiten wir uns auf alle Gegenspieler und Systeme bestmöglich vor. Es wird nicht einfach, das ist es aber in keinem Bundesligaspiel. Wir haben genug Infos über den BVB und wissen, was uns erwartet.

Amos Pieper im Zweikampf mit Donyell Malen.

Amos Pieper, hier noch für Bielefeld im Einsatz, im Zweikampf mit Donyell Malen. © IMAGO/Jan Huebner

Gegen welchen Spielertypen verteidigen Sie lieber? Groß und kantig oder klein und flink?

Das ist mir völlig egal. Ich habe bislang häufig rechts in der Dreierkette gespielt: Da kam es auch häufig zu Duellen mit wendigeren Spielern. Allein jetzt gegen Stuttgart: Einerseits gegen den blitzschnellen Silas, andererseits gegen den wuchtigen Kalajdzic – es kommt alles auf einen zu.


Wie heiß sind Sie auf die Partie im rappelvollen Signal Iduna Park? Bislang waren aus Corona-Gründen 33.000 Zuschauer das Maximum an Fans bei einem Auftritt von Ihnen im Dortmunder Stadion.

Ich bin extrem heiß. Es werden schon mehr Leute von mir da sein als bei anderen Auswärtsspielen. In Dortmund kenne ich vielleicht noch ein paar Gesichter, aber viele sind es nicht mehr. Dafür bin ich auch schon zu lange weg. Es sind aber vor allem das Stadion und die Menge an Fans, die das Ganze so besonders machen, zusammen mit meiner Vergangenheit beim BVB.


Sie kommen aus dem münsterländischen Nordkirchen, haben fast Ihre gesamte Jugend beim BVB verbracht und sind die ersten Schritte im Senioren-Fußball in Dortmund gegangen: Wie viel schwarzgelbes Blut steckt noch in Ihnen?
Seitdem ich selbst Profi geworden bin, ist das Fansein weg. Natürlich verfolge ich den Weg einiger Spieler, mit denen ich bei der U21 zusammengespielt habe, gerade von denen in Dortmund. Aber ansonsten schaue ich mir die Spiele der Borussia genauso häufig wie von anderen Bundesligisten an.

Amos Pieper im Gespräch mit Mario Götze.

Vergangene BVB-Zeiten: Amos Pieper im Gespräch mit Mario Götze. © imago/Thomas Bielefeld

Einer Ihrer ehemaligen U21-Kollegen in Dortmund ist Nico Schlotterbeck. Haben Sie noch Kontakt?

Ja, aber unmittelbar vor dem Spiel bislang noch nicht. Ich weiß auch nicht, ob da noch etwas kommt. Das letzte Mal, als wir geschrieben haben, habe ich ihm zum Wechsel gratuliert. Ich freue mich riesig für ihn, das ist ein super Schritt.


Hat er Sie vor seinem Wechsel zum BVB über den Verein ausgefragt?

Nein, vorher erkundigt hat er sich nicht.


Neben Nico Schlotterbeck waren auch die Borussen Salih Özcan, Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko beim EM-Sieg dabei. Wie denkbar ist es, dass auch Amos Pieper irgendwann wieder das BVB-Trikot trägt?

Sag niemals nie! Aber ich habe jetzt langfristig in Bremen unterschrieben. Daher sehe ich meine Zukunft erst einmal bei Werder. Ich fühle mich hier wohl. Aber komplett ausgeschlossen ist es sicherlich nicht.


Ihre Familie betreibt in Nordkirchen das Eiscafe Pallina. Wie oft gönnen Sie sich einen Eisbecher in der alten Heimat?

(lacht) Wegen der Distanz ist es jetzt etwas weniger geworden. Aber es ist meine erste Anlaufstelle, wenn es Richtung Heimat geht. Es gibt nicht nur leckeres Eis, sondern auch guten Kaffee und vieles mehr.


Was essen Sie im Pallina am liebsten?

Spaghetti-Eis! Unser Vanilleeis ist super. Es ist aber nicht immer ein ganzer Eisbecher, meistens ein kleiner. Oder ein Milchshake, wenn es sehr warm ist.


Mit welcher Person, ob aus der Fußball-Branche oder nicht, würden Sie dort am liebsten ein Eis essen?

Mit Pep Guardiola. Seine Auffassung von Fußball, seine Erfahrungen als Spieler und Trainer: Das zu hören, wäre extrem spannend. Ich glaube, selbst wenn es nur 15 oder 30 Minuten wären, könnte so ein Gespräch mit ihm sehr viel bringen.