Adeyemi steht beim BVB am Scheideweg Mehr Ernsthaftigkeit, weniger Instagram und Bling-Bling

Adeyemi steht beim BVB am Scheideweg: Zu wenig Ernsthaftigkeit, zu viel Instagram und Bling-Bling
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Womöglich haben die heftigen Reaktionen auf seine Entscheidung, in der nun beendeten Länderspiel-Pause der Einladung zur deutschen U21-Nationalmannschaft nicht zu folgen und stattdessen weiter bei Borussia Dortmund zu trainieren, Karim Adeyemi tatsächlich überrascht.

DFB-Präsident Neuendorf kritisiert Adeyemi

Auch wenn er gewarnt war, wie sein Klubtrainer Edin Terzic andeutete, als er am Donnerstag vor dem Liga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach erklärte, man habe mit Adeyemi gesprochen, „alle haben ihn auf die Konsequenzen hingewiesen“. Spätestens, als sich dann DFB-Präsident Bernd Neuendorf höchstpersönlich zur Causa Adeyemi äußerte, dessen Handeln scharf als „Fehler“ kritisierte und damit an der Spitze einer breit gefächerten Kritik stand, müssten dem Dortmunder Flügelflitzer aber die Ohren geklingelt haben.

Es gibt Gründe, als Sportler dem Ruf des eigenen Landes nicht zu folgen. Verletzungen zum Beispiel, logisch. Manchmal ist es auch sinnvoll, nach einer auskurierten Blessur zunächst im Verein dosiert weiter zu trainieren. Das haben Dutzende Nationalspieler schon so gemacht. Adeyemis Begründung für die Absage lautete, sich über Vereinstraining wieder für einen Stammplatz im Klub empfehlen zu wollen. Das ist aber nur auf den ersten Blick nachzuvollziehen – und weit mehr als purer Egoismus. Adeyemi hat den Eindruck erweckt, die Reise zur U-Nationalmannschaft als Last zu empfinden, als störend bei dem Versuch, eine bislang völlig missratene Hinrunde in eine gute Richtung zu lenken. Und das ist bedenklich.

Adeyemi beim BVB meist nur Reservist

Im Oktober war Adeyemi noch für die Mannschaft von U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo aufgelaufen. Das war seinerzeit wohlwollend registriert worden. Adeyemi kam bei Borussia Dortmund nur sporadisch zu Einsätzen, Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann verzichtete daher auf ihn – und der bewusste Weg Adeyemis über die U21 schien auch anzudeuten, dass da einer die Zeichen der Zeit erkannt hatte.

Mittlerweile spielt Karim Adeyemi wieder häufiger, aber weiterhin sehr stark schwankend in seinen Leistungen – und zuletzt in Stuttgart unterirdisch schlecht. Er hätte sich auch über eine Auswechslung noch weit vor der Halbzeit nicht beklagen können. Nagelsmann hatte sein Aufgebot für die November-Länderspiele da schon bekanntgegeben, Adeyemis Name fehlte erneut. Und diesmal übte die U21 offenbar keinen Reiz mehr auf den 21-Jährigen aus.

BVB zahlt für Adeyemi 30 Millionen Euro

Das roch nach einer Trotzreaktion. Mit gutem Willen könnte man sogar sagen, Karim Adeyemi wollte damit ein Zeichen in Richtung seines Klubs setzen. Dort ist der Außenbahnspieler in dieser Saison bislang vieles schuldig geblieben, von seiner Form im Frühjahr ist er meilenweit entfernt. Zu wenig Ernsthaftigkeit im täglichen Job, zu viel Ablenkung, zu viel Instagram und Bling-Bling – das waren die Themen. Die Absage an die U21 fügte sich da ins Bild.

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Immerhin konnte Borussia Dortmund, weil der Spieler ja vor Ort war, ein ernstes Wörtchen mit dem Spieler sprechen. Es gab ein ausführliches Gespräch mit Trainer Edin Terzic, auch Sportdirektor Sebastian Kehl saß mit am Tisch. Vielleicht hat er ihn ja daran erinnert, wie hartnäckig er vor 18 Monaten mit RB Salzburg um die Ablöse verhandelt hatte, wieviel Vertrauensvorschuss auch in den knapp 30 Millionen Euro stecken, die die Borussia damals bezahlte. Aber auch, welche Erwartungen damit verknüpft sind.

BVB-Geduld bei Adeyemi ist endlich

Im trüben Herbst 2023 steht Karim Adeyemi an einem Scheideweg. Fußball ist immer noch ein Spiel. Und spielerische Leichtigkeit ist für Ausnahmespieler wie ihn eine Grundlage, die besonderen Dinge zu machen, die man von ihm schon gesehen hat und die sein Spiel ausmachen. Doch er muss verstehen, dass sein Talent allein ihn nicht vorwärts bringen wird. Nur zehn Prozent des Erfolgs, hat Ex-Basketballer Dirk Nowitzki einmal gesagt, sei Talent. Der Rest entspringe harter Arbeit - und damit Professionalität.

Adeymi sollte sich schnellstens rückbesinnen. An die Monate, in denen er wertvoll war, manchmal ein Unterschiedsspieler. Er muss sich neu fokussieren, vielleicht erkennt er dann, wie privilegiert er durch Einladungen zu DFB-Auswahlmannschaften ist. Vielen Profis ist das nie vergönnt. Nur er selbst, hat Edin Terzic am Donnerstag noch gesagt, könne dieses Thema beenden – über gute Leistungen. Und Adeyemi sollte auch verstanden haben, dass die Geduld seines Klubs endlich ist.

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